Man kann, wenn man will. Und es ist gut, wenn man es irgendwie hinbekommt, den eigenen Veranlagungen entsprechend aufzutreten.
Allerdings sollte man niemals den Fehler machen zu denken, dass, nur weil keine sichtbaren Reaktionen der "anderen Passanten" eingetreten sind, das alles völlig ohne Konsequenzen ist. Der hier zuletzt geschilderten Fall mag tatsächlich unspektakulär gewesen sein; Radlerhose + 70-den-SH, das geht relativ unbemerkt als Sportoutfit durch. Aber ein Mann, der Strumpfhosen sichtbar zu was anderem trägt, wird auf jeden Fall anderen ins Auge stechen. Und auch wenn keine sichtbare Reaktion eintritt, wird es eben doch wahrgenommen und die Person muss sich einem "Test" unterziehen, der innerhalb weniger Sekunden komplett im Kopf des unbedarften Beobachters abläuft. Ergebnis des Tests: man landet in einer Schublade, auf der "Freak", "suspekt", "Fashion-Vorreiter", "pervers" oder was auch immer drauf steht, je nachdem, wie exakt der Look ankommt.
Ich wehre mich daher immer, wenn jemand sagt: "es ist ganz einfach! Es gibt keine sichtbaren Reaktionen, also ist es völlig unproblematisch! Ermutigt Euch gegenseitig!".
Aus meiner Erfahrung heraus möchte ich jeden, der gerne offen Strumpfhosen tragen möchte, ermutigen, es zu tun, jedoch nur mit dem Zusatz, dass man sich bitte bewusst sein möge, dass es Konsequenzen hat, selbst wenn man nichts davon sieht (nämlich den oben genannten "Test" mit einer "Schubladisierung", die anderen, "konform" gekleideten Männern erspart bleibt). Wenn man diesen Zusatz unterschlägt, unterschlägt man einen wesentlichen Teil der ganzen Sache.