liebe frauen,
ich verstehe eure probleme und habe sie ja bei meinen freundinnen/ehefrau so ähnlich auch gesehen.
ich verstehe auch die andere seite und bitte global um nachsicht für die trannies: die geschlechterrollen sind zwingend und allumfassend; wenn man damit ein wie immer geartetes problem hat, betrifft das alle möglichen bereiche des lebens; es ist ein riesenschritt mit zahlreichen nebenproblemen und viel stress. ich kann mich erinnern, am anfang war ich absorbiert von der kontrolle meines aussehens ... also viel früher. es ist natürlich auch schwer, da eine ruhige beziehung zu haben ...
ich glaube nicht, daß ein biologischer mann "eigentlich" eine frau ist -- das ist esoterisch, denn geschlechterrollen sind kulturelle gewohnheiten, nicht biologie. man muß hier eher irgendein unwohlsein mit der kultur (den rollenerwartungen) annehmen, das zu der idee führt, man sei (mehr oder weniger) vom anderen geschlecht. diese einschätzung ergibt sich nur aus der rigiden dichotomie der rollen -- und ist für alle betroffenen verwirrend: wer oder was "sind" sie? das ist quälend.
wenn ein mann nur ein wenig in die weibliche richtung neigt, wird er es vermutlich verbergen. nur die härteren fälle kommen raus. und so sehen wir eine klare phänomenologie des "geschlechtswechsels" als eigene kategorie. bloß: die stöckelschuhe größe 46 gehen weg wie warme semmeln ... da gibt es irgendwo eine zweite wirklichkeit ...
außerdem: etwas, das sehr stark diskriminiert wird (NICHTS wird mehr diskriminiert als das männliche fehlverhalten in bezug auf geschlecht; mehr noch als frauen), führt dazu, daß man es zuerst möglichst geheimhält; bekämpft; haßt; wegdrückt; fürchtet. es ist daher kein unverständliches verhalten, wenn man's nicht erzählt ... es gehört mut dazu, sich der sozialen abweichung zu stellen, es bedarf einer eigenen inneren entwicklung, man muß einsehen: das geht nicht weg. und davor ist noch eine entscheidung nötig, wie man das selbst nun eigentlich sieht -- was man empfindet, was man "ist". an dem punkt sagen leute: "ich bin transsexuell" oder sowas ähnliches. und dann erschrecken die anderen und sagen: "wieso hast du das nicht früher gesagt?" früher konnte man das gar nicht sagen ... früher war man ein mann, der etwas "verbotenes" will.
wir sehen auch hier im thread sehr verschiedene grade der transidentität, was andeutet, daß es eher ein unwohlsein mit der vorgeschrieben rolle als ein klares "transsexuelles" phänomen gibt. so wie es ja auch keine schwulen gibt, sondern hardcore-heten und -schwule und dazwischen ein weites feld von bisexualität -- also eine skala. genauso gibt es in der identität alles zwischen den extrempolen, die uns die gesellschaft anbietet. für frauen ist in dieser welt vieles schwer, aber hier haben sie es leichter: es können sich die meisten mittelstufen gut verstecken: burschikose frau, kein problem; abwechslung, kein problem; sehr feminin, kein problem. nur ganz "radikal männliche" fallen auf. -- bei männern kommt dies früher und schärfer zum vorschein: fast alles außer "total-männlich" fällt auf. gerade TS leben oft zuerst ein sehr "männliches" leben ...
ich habe ein leben lang darüber nachgedacht und gelesen ... und irgendwann für mich verstanden, daß ich streng genommen nicht unbedingt eine "frau" sein will, sondern "kein mann" im sozialen sinn. ich versuche zeitlebens, die rollenzuschreibung loszuwerden. jetzt trage ich vermehrt "weibliche" sachen, was mich irgendwie zu einem CD macht; aber ich versuche nicht, "wie eine frau" zu erscheinen. es ist auch kein abendvergnügen -- ich will so leben. das war eine sehr gute idee, ich finde es cool. man lernt dann eben leute kennen, die so etwas gut finden.
aber ich verstehe, daß dies eine partnerin erfordert, die entweder sehr naiv/aufgeschlossen ist
oder die ein wenig "kämpferisch" gegen soziale normen anreiten will. als nichtbetroffene kann sie sich denken: "wie komme ich dazu! ich will bloß ein ruhiges leben." völlig verständlich. noch dazu, wenn sie erotisch auf männliche männer steht.
... und wir trannies können doch nicht anders, denn wir sind eben so
so leid es uns tut
und wir brauchen manchmal lange, bis wir finden, was wir suchen, weil uns niemand dabei hilft. eine beziehung kann man in ehren halten -- aber die eigene identität muß doch auch stimmen.
in diesem sinne: mögen sich alle entspannen und die dinge so nehmen, wie sie sind. ohne aufregung. alles ok. wenn sich zwei mögen, sollten sie einfach eine beziehung haben. man muß nicht heiraten ;-)
-- abweichung hat einen vorteil: man lebt ein interessantes leben und weiß mehr als andere. man bemerkt, daß das, was alle glauben, so nicht stimmt.