Auf jeden Fall: für "gefährlich" halte ich die Tips von phoserx nicht. Gefährlich wären sie, wenn andere dazu gezwungen wären, sie zu befolgen. Aber hier kann ja schließlich jeder selber entscheiden, was er machen möchte und was nicht. Daher sehe ich die einzige "Gefahr" darin, dass jemand angeregt wird, seine eigene Position zu überdenken. Und genau das kann man, wenn man sich Entwicklung wünscht, doch eigentlich nicht oft genug machen. Ich bin dankbar, wenn ich von jemandem lese, der mit Erfolg das tut, was ich selber auch tun möchte.
Seine Position zu überdenken und auch einmal zu versuchen, sich in seine Gegenüber zu versetzen, kann nie verkehrt sein. Selbstreflektion ist eine unserer wichtigsten Eigenschaften. Auch stimme ich zu, dass man sich mit jedem mitfreuen sollte, der sich erfolgreich geoutet hat. Ich bin ja selbst einer von denen, denen das Outing gelungen ist.
Trotzdem ist es eben eine Einzelfallentscheidung, denn jeder hat ein anderes Umfeld, jeder sieht sich einem unterschiedlichen Druck ausgesetzt, sich zu outen, und jeder hat unterschiedlich viel zu verlieren. Daher kann der tatsächliche Ratschlag doch nur lauten, tatsächlich alle Umstände zu prüfen und dann zu entscheiden. Sich generell zu outen - frei nach dem Motto: Das wird schon gutgehen - ist genauso falsch wie sich generell nicht zu outen. Leider zeigen so einige Erfahrungsberichte hier in diesem Forum, dass ein Outing auch sehr schiefgehen kann.
Was mir aber so gerade durch den Kopf geht ist die Frage, ob man sich immer komplett outen muss oder ob es nicht für den Anfang reicht, wenn man ein oder zwei Menschen findet, denen man sich anvertrauen kann. Vielen dürfte da schon sehr geholfen sein. Das mag dann zwar für andere keine Signalwirkung haben, aber es ist auch nicht die Aufgabe eines jeden Einzelnen, sich so zu verhalten, dass andere sich daran ausrichten können.
Der Aussage, dass es viel zu gewinnen gibt, wenn man sich outet, kann ich ansonsten durchaus zustimmen. Mich hat es von einem immensen Druck befreit und einen Teil meines Lebens, der sehr belastet war, in den Alltag geführt. Dadurch verschwand mit der Zeit auch die Belastung. Bei mir ging es sogar letztendlich so weit, dass ich nur noch höchst selten Strumpfhosen anziehe. Ich habe das Bedürfnis kaum noch. An Frauen finde ich sie nach wie vor noch attraktiv. Aber beim Sex mag ich es am liebsten doch eher ohne Strümpfe. Anyway, mein Weg ist eben auch nur ein Einzelweg.
So bleibt von meiner Seite nur der Ratschlag, sich sehr genau anzuschauen, wem man sich anvertrauen kann. Und man sollte sich sehr genau überlegen, was man zu verlieren hat. Wie ich schon schrieb, wenn es einmal raus ist, kann es niemand mehr stoppen. Für manche kann das tragisch enden. Wenn es gut geht, kann es aber auch ein Segen sein.