Aber was ist ein "Modeavandgardist"?
Nach meinem Verständnis gibt es eine "Avantgarde" in vielen Bereichen, aber wer dazugehört, das definieren doch in der Regel nicht die, die etwas tun, um nach vorne zu gehen.
Man macht etwas neues in der Kunst, der Musik, der Literatur und auch gern in der Mode. Wenn das tatsächlich etwas ist, das neue Aspekte beleuchtet, neue Wege beschreitet, dann gibt es Mitstreiter und irgendwer von mehr oder minder außen stellt dann fest, dass dies eine Avantgarde sei.
Wenn man selbst von sich feststellt, nun zu dieser Avantgarde zu gehören, zeugt das von ziemlich heftigem Selbstbewußtsein.
Bach mit seinem Wohltemperierten Klavier begründete damals eine Avantgarde, Mozart mit seiner Fortspinnung des tonalen Gedankens, Beethoven mit seiner Sprengung des Sonatensatzes in der neunten Symphonie, Beuys mit seinem neuen und politisiertem Kunstbegriff, Lagerfeld mit seiner androgynen Mode für Chanel, Schiller und Goethe im Sturm und Drang mit ihrer Art der Literatur, später in der Lyrik Brecht oder auch etwas früher Paul Celan mit der Chiffrenlyrik...
All diesen Künstlern ihrer Zeit ist gemeinsam, dass sie mit dem Begriff nichts hätten anfangen können, schon gar nicht mit der lustigen Form "Avantgardist", was ja irgendwie so auf selbsternannt hinweist.
Sie haben das gemacht, was für sie wichtig war, und sind von anderen in die Kategorie "Avantgarde" für ihre Zeit eingeordnet worden.
In dieser Hinsicht waren sie sicher alle Fetischisten, denn nur, wenn dich etwas "beherrscht", kannst du auf diesem Gebiet richtig gut werden und hast dann vielleicht das Zeug dazu, führend und dann noch in die Zukunft gehend, was der Begriff ja eigentlich sagt, zu werden.
Da fällt mir dann in der Tat bei Mode der Lagerfeld ein, der Guido Maria Kretschmer, der Glööckler... das muss man ganz und gar leben, um vielleicht irgendwann zur Avantgarde geadelt zu werden, denk ich.
Da reicht ein simples "Ich mach das aber so und alle sollten das machen!" wohl nicht aus...
just my 2pence
adrian