Die Diskussion hat mit einer starken Emotion, nämlich Ms. Ärger über die unangemessene Agitation der Demonteilnehmerin begonnen.
Den Ärger M's fand ich auch berechtigt. Ihre Schlußfolgerung zur prinzipiellen Wählbarkeit der Grünen oder über die ganze Organisation teilte ich dagegen auch nicht.
Ich nehme für mich in Anspruch, dass ich in meinen Beiträgen, insbesondere mit den diversen Links, die ich gepostet habe, sehr wohl auf der Sachebene diskutiere und auf Argumente der anderen eingehe.
Auch die Beiträge von Kuli, Fahrenheit oder Satinlook, Spree und Hotwoman erlebe ich überwiegend sachbezogen, Emotionalität, Unlogik, fehlende Bereitschaft auf Argumente einzugehen oder unflexible Standpunkte kann ich dort kaum erkennen. Aber ich gebe zu, dass ich mich täuschen könnte.
Nun müssen wir mal wieder genau auseinanderpacken, was ich gesagt habe - bzw. was nicht.
Du hast völlig recht, dass du und eigentlich alle in Bezug auf die Atomkraftauseinandersetzung so sachbezogen argumentieren
wie es uns allen, die wir keine genaue Ahnung von diesen Dingen haben, möglich ist. Eben, weil wir offenbar hier alle Laien in diesen hochkomplexen Dingen sind, ist aber die Sachbezogenheit von vornherein nur in geringem Maß gegeben (davon zu unterscheiden ist, dass/ob man in sachlichem Ton diskutiert - und da geht es hier ja ganz manierlich zu!)
Was mangelnde Logik angeht oder unzureichende Statistiken, sind wir auch alle davon betroffen, dass wir - wiederum mangels Kenntnis - dazu neigen, diejenigen Argumente zu bevorzugeen, die unsere eigene Sicht bestätigen.
Mein Beispiel - die tatsächlichen oder vermeintlichen Krebstoten in der Nähe von Kernkraftwerken - war keinesfalls gegen Satinlook gerichtet (ich weiß doch gut, wie scharf der denkt
![Smile :) :)](data:image/gif;base64,R0lGODlhAQABAIAAAAAAAP///yH5BAEAAAAALAAAAAABAAEAAAIBRAA7)
) sondern nur das Beispiel, das uns allen zeigen kann, dass wir zu wenige Infos haben.
Lieber Pezi, wie wahrscheinlich, glaubst Du, ist es, dass man hier im Forum (oder in anderen vergleichbaren Situationen) aufgrund unzureichender Information bzw. unzureichendem Verständnis in einer schwierigen Angelegenheit zu einem Fehlurteil, gar zu einer Fehlentscheidung kommt?
Ich halte diese Wahrscheinlichkeit für ziemlich hoch.
Den Rest Deiner Mail kann ich dann wieder ganz unterschreiben, bis hier:
Ohne die Emotionen = Gefühle der Menschen gäbe es kein Wahlrecht, kein Gesundheitssytem, keine demokratischen Rechte, gäbe es noch Sklaverei.
Ich halte das Gegenteil für richtig:
Gerade eine nicht-emotionale, d. h. im Kern ethische und weit verbreitete Sicht hätte Dinge wie Sklaverei wohl nicht verhindern können, aber doch wohl besser im Zaum halten können. Das sich dies erst im Rahmen der Aufklärung langsam entwickelte und Zeit brauchte sich durchzusetzen, zeigt sich an dem Beispiel der US-amerikanischen Sklaverei.
Demokratische Rechte wurden in Systemen entwickelt, die der Aufklärung entsprangen, nicht in emotional- bzw. irrational gegründeten, utopischen Systemen (wozu neben Religionen auch die Politreligionen Kommunismus, Faschismus und dergleichen zu rechnen sind - allesamt mit vielen, oft Millionen von Menschen auf dem Gewissen. Übrigens auch der Buddhismus...)
Gesundheitssysteme, die gesamte moderne Medizin wurde vor allem durch Wissenschaft entwickelt, nicht dadurch dass man Gefühle walten ließ.
Der gesamte Zugewinn an Lebensqualität und Lebensdauer ist der aufklärerischen, wissenschaftlichen Tätigkeit vieler zu verdanken.
Religion und Pseudowissenschaft, die an Emotionen appellieren waren immer die Feinde der positiven Entwicklungen.
Der steile Anstieg der Lebensdauer in entwickelten Ländern beginnt nicht zufällig in der Ära der Aufklärung, als man begann die Hirngespinste zu entwirren, die wechselweise zusammenhängenden Gebiete Unbildung, Religion und Pseudowissenschaft hervorgerufen haben.
Humanistische Gesinnung wächst aus Gefühlen wie Liebe, Emphatie, Bereitschaft zu Teilen usw. Bewegungen die für solche Ziele eintraten und eintreten wuchsen und wachsen auch auf Grund der menschlichen Empörung über z.b. Ausbeutung und Willkür.
Ja, auch! Aber eben unter dem beherrschenden Primat der Vernunft.
Um es krass auszudrücken: Emotion geböte einem vielleicht dem Mitmenschen weh zu tun, ihn zu verletzen, ihn zu töten - Einsicht und Vernunft aber gebieten das Gegenteil.
[...]
Übrigens aus der meditativen Praxis ist bekannt, dass Annäherungen bei verhärteten Positionen (egal ob in der Politik oder bei Paarkonflikten) so gut wie nie in Zuge des Austausch von rationalen Sachargumenten entstehen, sondern immer dann wenn es gelingt wechselseitge Emphatie (Einfühlung) herzustellen.
Sicher - nur hilft uns das in Entscheidungen wie der Atomkraft nicht weiter, wo Fehlentscheidungen Potential entwickeln könnten, ganze Landstriche entvölkern könnten. Eine Mediation, eine Vermittlung, ist bei Existenzbedrohung wohl kaum das geeignete Verfahren (vor allem, wenn die Zeit davonläuft).
Um so wichtiger ist also Emotionen zu veröffentlichen und sich wechselseitg einzufühlen
Das ist auch prima, fürs Wohlbefinden! In einer Gesellschaft, in der nichts besonders Existenzbedrohliches geschieht.
Wenn mir und mit mir vielen anderen aber drohen könnte, verstrahlt zu werden, wird es mir wenig helfen, dazu beizutragen, meine Gefühle (noch) zu veröffentlichen, bevor ich dadurch abkratze. Wenn ich z. B. erst mit anderen die Gefühle austauschen muß, während aber die Rettung eine klare Entscheidung braucht - und auch Verletzung der anderen Gefühle beinhaltet - dann entscheidet man sich doch wohl für die rettende Maßnahme.
Wo es um zwischenmenschliche Dinge geht und auch um Dinge, die in einer im Prinzip überschaubaren Situation vorgehen, sind Emotionen, Emotionale Intelligenz, oft sinnvoll. Da kann die Intuition unter Umständen schneller sein, als das Nachdenken, ja lebensrettend (ein bereits unseren Vorfahren vor 10.000en Jahren nützlich).
Von einer solchen Überschaubarkeit sind wir aber in dieser Sachfrage weit entfernt, und Emotion ist daher in diesem Fall kein guter Ratgeber.
LG
Atalanta