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Bei den bislang gesehenen HDR-Bildern bin ich der Meinung, daß bestimmt 80% davon auch ohne HDR zu realisieren wären, wenn man sich anstatt mit Computer-Programmen mit der Kamera selber beschäftigt hätte. Stichworte Available Light und Zonen-System....
Im Wesentlichen geben ich Dir damit Recht. Aber eben nur im wesentlichen.
Der Sinn dieser Fotografie besteht ja darin die in der Praxis gelegentlich auftretenden sehr großen Helligkeitsunterschiede auch auf dem Foto zu zeigen. Fotolaien sollte man dazu noch erklärend hinweisen, das selbst ein guter Film oder eine sehr gute Digitalkamera nur über begrenzte Fähigkeiten verfügt Bilder mit sehr großen Helligkeitsunterschieden darzustellen.
Z.B. wenn in einen Raum das Sonnenlicht reinscheint sind bestimmte Bereiche im Bild sehr hell und die Schattenbereiche können unter Umständen sehr dunkel sein.
Das menschliche Auge gleicht diese Unterschiede durch das Öffnen und Schließen der Iris (also der "Blende" im Auge) aus. Schaut man in dem eben beschrieben Raum auf die hellen Bereiche so schließt sich die Iris und beim Betrachten der sehr dunken Bildbereiche öffnet sich die Iris wieder. Das Gehirn verschmilzt diese Bilder sehr schnell und geschickt wieder, so das wir zu 99% ein sehr gutes Bild sehen.
Eine Kamera kann aber zu extreme Helligkeitsunterschiede nicht abbilden und sie kann das Bild eben immer nur mit einmal aufnehmen.
Legt der Fotograf Wert auf die Schatten, so richtet sich die Belichtungszeit nach den Helligkeitswerten des Schattens, legt er Wert auf die Bildanteile wo das Sonnenlicht zu sehen ist, so muß er das Bild viel kürzer belichten.
Beides zusammen geht um so weniger, je größer die Helligkeitsunterschiede sind. Irgendwann sind diese so groß, das ein Teil des Bildes total fehl belichtet ist. Im klassischen Sinne würde man jetzt einen Aufhellblitz verwenden, man richtet die Belichtung des gesamtes Bildes nach der hellsten Stelle aus und hellt die Schatten mit einem Aufhellblitz aus.
Das klappt oft recht gut, nur "versaut" man damit oft auch die Stimmung des Bildes, weil der Blitz ja von der Kamera kommt und die Lichtsituation im Schattenbereich total verändert.
Hier schlägt die Geburtsstunde der HDR-Fotografie (high dynamic range, also sehr hohe Dynamik). Man stellt die Kamera auf ein Stativ und macht 2 Bilder, ein Bild wird gemäß der niedrigen Helligkeit im Bereich der Schatten belichtet und ein weiteres Bild richtet sich in Sachen Belichtung an den hellsten Bildbereichen wo die Sonne scheint. Am PC werden diese beiden Bilder dann so zusammengebastelt das alle Bildbereiche gut belichtet zu sehen sein.
Weil also mindestens 2 Bilder notwendig sind, muß man die Kamera entweder auf ein Stativ stellen und das zu Fotografierende Objekt darf sich nicht verändern. Also ein fahrendes Auto ist für HDR-Fotografie kaum geeignet, weil es sich bei den 2 Bildern ja zwangsläufig eine gewisse Wegstrecke weiterbewegt hat. Ebenso ein lachender Mensch oder Objekte mit viel Bewegungsdynamik.
Um konkret auf Balins Einwurf einzugehen: Ab gewissen Helligkeitssunterschieden muß man entweder einen Aufhellblitz einsetzen oder man macht ein (also genau genommen 2 Einzelbilder) HDR-Bild. Da kann man sich an seiner Kamera noch so gut auskennen - wenn die Helligkeitsunterschiede zu groß werden ist aus technischer Hinsicht irgendwann mal Schluß.
Allerding bin ich selber kaum ein Freund der HDR-Fotografie. Die heutigen modernen Digitalkamera haben ein so geringes Bildrauschen das ich ein solches Bild in Sachen Belichtung korrekt nach den hellen (nicht den hellsten) Bildbereichen belichten würde und den dunklen Bereich am PC mit Hilfe der Gammafunktion aufhellen würde. Das ergibt ebenfalls sehr gute Effekte und der Aufwand ist sehr minimal.
Außerdem mache ich ja fast nur Modelfotografie und da macht es sich mit 2 identischen Fotos sehr schlecht- das ist zu umständlich.