Zum Thema: Auch ich habe in diesem Herbst den Eindruck, dass Strumpfhosen bei Frauen nicht übermäßig angesagt sind. Die meisten tragen Jeans, Sneakers, Sneakersocken, über denen man die nackten Knöchel sieht.
Ganz furchtbar. Selbst bei den derzeit herrschenden frühwinterlichen Temperaturen sieht man vor allem bei jungen Frauen fast nur noch diese nackten Knöchel und die gräßlich unerotischen Sneakersöckchen, zu fast 100 Prozent in weißen Sneakern. Und das nur, weil alle anderen es auch machen. Tja, das ist das Wesen der Mode. Mit Verstand und Vernunft hatte das noch nie viel zu tun. Wie oft die wohl erkältet sind?
Tendenziell nimmt mit dem Alter die Neigung zu Feinstrumpfwaren zu. Sollte man meinen. Ist vielleicht auch so. Meiner Erfahrung nach sind es aber gerade die Damen mittleren Alters zwischen 50 und 70, die im Kleidungsstil eher besonders maskulin auftreten. Die haben halt die Emanzen- und Öko-Zeiten der 70er- und 80er-Jahre verinnerlicht und über die Jahrzehnte beibehalten. Hier setze ich sogar wieder (schon seit einiger Zeit) mehr Hoffnungen in die jüngeren Jahrgänge, die meiner Meinung nach weniger Probleme mit ihrer Weiblichkeit haben. Wenn sie denn hoffentlich irgendwann einmal das Sneaker-Alter hinter sich lassen.
Zu pessimistisch muss man generell nicht sein. Die Zeiten wandeln sich. Nach progressiv kommt irgendwann wieder konservativ. Vielleicht ist der derzeitige "Tradwife"-Trend ja ein erstes Anzeichen für einen Umschwung. Und: Längst nicht jede Frau, deren Outfit höchstens einen gewissen Widerwillen, sonst aber nichts erregt, hat drunter Socken an. So manches Mal war ich schon angenehm überrascht, wenn ich dort, wo ich es nie erwartet hätte, Nylon hervorblitzen sah. Merke: Frauen sind tendenziell Frostbeulen. Wieviele wohl schon im Oktober eine Strumpfhose als "lange Unterhose" anziehen, weil es ihnen zu kalt ist? Vielleicht mehr, als man glaubt.
Und: Auch ich finde, dass die Zeiten schon einmal magerer waren. 1996 war ich mal in Essen auf dem Weihnachtsmarkt. Sonntag nachmittags, bei kühlem, herbstlichem Wetter. Ich habe genau eine (!) Frau in Strumpfhosen gesehen unter Tausenden. Da sieht man inzwischen fast überall ein Vielfaches mehr. Auch wenn es hier bei uns im Raum Rhein/Ruhr/Rur/Erft sicherlich längst nicht so dolle ist wie vielleicht in Stuttgart, München oder in Mitteldeutschland. (Am meisten war ich übrigens von Saarbrücken angetan!)
Die Auswertungen aus statista.de fand ich sehr interessant. 1,06 Strumpfhosen und Leggings pro Jahr und Kopf der Bevölkerung, das sind ca. 2 Stück pro Kopf der weiblichen Bevölkerung bzw. eher 2,5, wenn man Kinder rausrechnet. Dazu konzentriert auf höchstens 6 Monate im Jahr, also kauft sich jede erwachsene Frau im Schnitt grob gerechnet 5 Strumpfhosen oder Leggings während der Saison (Kniestrümpfe sind darin noch nicht einmal enthalten). Da hätte ich Schlimmeres erwartet. Nicht unerheblich ist außerdem der Umsatz, der mittlerweile über ebay, ebay-Kleinanzeigen und Co. läuft (Ebay ist z.B. für mich seit längerem die Haupt-Bezugsquelle für Strumpfhosen). Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in den Umsatzzahlen zur Gänze enthalten ist.