Nun, es gibt eine eindeutige Überschrift mit einer eindeutigen Frage:
Was denken Verkäuferinnen?
Nun, es gibt aber keine eindeutige Antwort: Normalerweise wäre die Antwort einfach: Alle Verkäuferinnen fragen und schon ist man im Bilde. Aber wer hat die Zeit, alle Verkäuferinnen im deutschsprachigen Raum zu befragen, eine eindeutige Antwort herauszufiltern und die Ehrlichkeit der Antworten zu bewerten?
Aber es ist doch ein feiner Unterschied, ob ein Mann eine Krawatte oder eine Feinstrumpfhose für sich kauft, obwohl beide Kleidungsstücke sind, die nicht zum Verstecken hergestellt worden sind.
Selbst bei einem Kauf einer Krawatte bleiben doch die Gedanken der Verkäuferin im Verborgenen, mag sie die eine oder andere Krawatte empfehlen, was sie wirklich denkt, zum Beispiel der hat ja einen Geschmack wie ein ostsibirischer Traktorist, wird sie dem Kunden wohl nicht auf die Nase binden.
Aber wir sind ja kein Krawattenforum.
Sicher, die Verkäuferinnen an der Kasse im Supermarkt machen sich in aller Regel keine Gedanken über das, was sie über den Scanner ziehen.
Spielen wir aber den Fall mal weiter, die Frau an der Kasse ist eine Nachbarin oder weitläufige Bekannte. Vielleich weiß sie auch, dass der Mann Single ist oder die vorgelegte Strumpfhose passt überhaupt nicht zu der Größe einer vorhandenen Partnerin oder letztere ist noch nie in Feinstrumpfhosen gesehen worden und er kommt dann auf einen Schlag mit der Halbjahresmenge an Feinstrumpfhosen einer durchschnittlichen Frau an. Oder es handelt sich um die viel debattierten Strukturstrumpfhosen von Tchibo, die die Kassiererin wohl nie an seiner Frau betrachten kann.
Ich möchte nicht wissen, wie viele Helden in Feinstrumpfhosen bei Erkennen der nicht unbekannten Kassiererin selbst die Pole-Position vor der Kasse verlassen (Mist, ich habe noch was vergessen) und sich nach einer Ehrenrunde an einer anderen Kasse anstellen, und wenn dies nicht möglich ist, ihre ausgewählten Strumpfhosen wieder zurücklegen.
Aber auch wo es nicht ohne einen Dialog beim Kauf (Fachgeschäft/Kaufhaus) zugeht, besteht doch eine Art von Abhängigkeitsverhältnis:
Der Mann hat das Geld, die Verkäuferin die Strumpfhosen, und beide wollen, dass sich die Besitzverhältnisse ändern.
Kommt die Verkäuferin dem Mann mit ihrem Verhalten oder Aussagen blöd daher, ist die Gefahr riesig groß, dass der Mann ohne Kauf den Handel platzen lässt. Da er aber auf Strumpfhosenkauf gepolt ist, wird er nun umgehend eine andere Möglichkeit suchen, um sein Geld in Strumpfhosen umzuwandeln, während die Verkäuferin auf ihrer vorfinanzierten Ware ohne Gewinn sitzenbleibt und warten muss, bis die nächste Verkaufsgelegenheit in einem nicht sehr florierenden Geschäftszweig sich bietet.
Also bedeutet das doch für die Verkäuferin "Augen zu und durch". Lieber noch ein Schüppchen drauflegen, um auf Nummer sicher zu gehen, auch wenn sie innerlich die Augen verdreht, denn der Erfolg einer guten Verkäuferin wird am Umsatz gemessen, egal ob selbstständig oder angestellt.
Falls die Abteilungsleitung merkt, dass es Unterschiede bei zwei Verkäuferinnen gibt und die "schlechtere" Verkäuferin dies mit dem Argument rechtfertigen möchte, die andere Verkäuferin macht ihr Umsatzplus durch Verkaufsgespräche bei Männern, dann geht doch bei diesem Argument der Schuss in der Regel nach hinten los, und das in Zeiten des Onlinehandels, wo man die abenteuerlichsten und seltensten Feinstrumpfhosen ohne gefühlte Inquisition erwerben kann.
Spielen wir mal das Spielchen weiter: Es gibt ja Kreise, die die wüsteten Horrorszenarios über die muslimische Unterwanderung öffentlich ausmalen und sogar Türken aus Deutschland ausweisen möchten. Was ist aber, wenn diese Kreise von diesen unerwünschten Menschen auf Geschäfte mit ihnen angesprochen werden, ohne nun die Dimension zu berücksichtigen, Hauptsache, es bringt Geld ein. Ich denke, da verdrängt der Eigennutz doch die Ideologie, und umgekehrt können Muslime getäuscht nach Hause gehen, na also, nicht alle Deutsche sind Rassisten und Islamfeindlich. Im Endeffekt Betrug auf der ganzen Linie.
Oder kurz gesagt: Verweigert ein uns bis vor kurzem hier im Forum werbender Bildchenhändler, sprich GermanNylonpics.de, den Verkauf seiner Bilder an Leute, deren Name ziemlich „islamisch" klingt? So nach dem Motto, die Leute sollen sich mit diesen Bildchen hier in Deutschland nicht wohlfühlen, sondern so schnell wie möglich das Land verlassen. Meine Bilder sind nur was für „anständige" Menschen.
Ich bin mir sicher, eine gute Verkäuferin, die auf einen (verunsicherten) Mann eingeht, schafft es, einem Mann über seine Bedürfnisse hinaus bis an seine finanzielle Grenze mit Feinstrumpfwaren einzudecken. Dann kommt oft das "nach mir die Sintflut", wenn man nicht gerade einen treuen Stammkunden gebunden hat.
Selbst bei den Gesprächen sollte man auf Nuancen achten. Wenn eine Verkäuferin sagt, "Sie wissen gar nicht wie viele Männer Feinstrumpfhosen für sich kaufen" schmeichelt und beruhigt den Mann, ist aber irgendwie nicht überprüfbar und in Relation zu setzen. Ich habe aber noch nie gelesen, "Seitdem so viele Männer Feinstrumpfhosen bei mir kaufen und tragen, trägt mein Mann/Bruder/Vater etc. auch Feinstrumpfhosen, nachdem ich denen davon berichtet habe". Hier ist der Kreis doch eingrenzbarer, obwohl nicht davon auszugehen ist, dass der geschmeichelte Kunde nun Kontakt zu dem Umfeld der Verkäuferin aufnehmen wird.
Auch wird selten beschrieben, wie das Drumherum beim Kauf aussah. Bei dem Beispiel von hersole fehlt zum Beispiel der Hinweis, was eigentlich in dem Geschäft „los" war, denn ein Gabor-Geschäft ist bei mir nicht gerade als Taubenschlag bekannt und ein Mann bringt ein wenig Abwechslung in den Alltag. Vielleicht waren die Verkäuferinnen vielleicht auch nur froh darüber, dass sie für Ladenhüter noch ein paar Euro bekommen haben, denn sonst wären sie ja nicht im Ramschständer vor dem Laden gelandet.
Langer Rede-kurzer Sinn: Man kann über das Thema endlos debattieren, aber schlauer werden wir nicht. Und ständige Wiederholungen, wie freundlich man als Mann beim Kauf von Feinstrumpfhosen behandelt worden ist bringt uns auch keinen Einblick in den Kopf von Verkäuferinnen.