Um das Thema nochmal aus meiner ganz persönlichen Sicht zusammenzufassen, besitzt es jenseits klischeehafter, sensationsheischender Berichterstattung pervertierter Privatsender durchaus einen Reiz sogenanntes "abweichendes Verhalten" vorurteilsfrei aufzuarbeiten.
Zumindest für jenen Teil der Bevölkerung, die beispielsweise "Deutschland sucht den Superstar" nicht als den Höhepunkt ihrer intellektuellen Entfaltung ansehen.
Nylon-und/oder DW-Tragen von Männern ist nun mal ein solches (nicht TV/TS-dasein), deren Motivationslage eine ganz andere ist).
Ich rede von Männern, die sich durchaus überwiegend als Mann definieren.(Für mich hat jeder Mensch sogenannte männliche und weibliche Anteile.Ein ausgeglichenes Verhältnis nenne ich "androgyn").
Wenn ein solcher Mann, der immer noch bestimmte Rollenerwartungen erfüllen muss, sich dennoch zu vermeintlich femininer Kleidung (für mich pers.hat Kleidung kein Geschlecht, es gibt nur langweilige und aufregende Kleidung) hingezogen fühlt, sei es aus Entspannungsgründen oder mehr fetisch-erregungstechnischen Gründen, finde ich das Sujet sowohl vom soziologischen als auch sozialpsychologischen Gesichtspunkten mehr als interessant.
Jetzt mag man einwenden, dass diese, die Mehrheit der Bevölkerung eh nicht interessieren.Das kann leider stimmen.Doch zumindest das Publikum von Arte, 3sat und mancher Dritten würde ich pauschal nicht so einschätzen wollen.
Ich finde es nach wie vor interessant zu fragen, warum im 21.Jahrhundert die Emanzipation des Mannes so wenig fortgeschritten ist, dass wir uns in rigide Kleidungsvorschriften zwängen, die das breite Gefühls-und Sinnlichkeitssspektrum, dass ein Mann in der Regel genauso besitzt wie eine Frau(es sei denn, er verdrängt es) mehrheitlich nicht wiedergeben.
Man lebt wahrscheinlich nur einmal.Empfiehlt einem dann nicht schon die eigene Neugier bestimmtes auszutesten, auszuprobieren, wie man sich darin fühlt, und wahrnimmt.Wer zumindest darauf verzichtet, betrügt sich um ein Teil seiner selbst.Er wird nie erfahren, wie sich weiche, zarte Stoffe anfühlen auf der Haut anfühlen, wie Sinnlichkeit jenseits einstudierter männlicher Verhaltensriten usw.
Nun gut, wer das so will-kein Thema.
Nur glaube ich, dass die Dunkelziffer, die es durchaus praktizieren und nicht zugeben, oder es eben nicht tun, weil sie Angst haben, weitaus größer ist, als hier von manchen angenommen.
Und noch etwas fand ich persönlich im Zusammenhang mit meiner Neigung immer "sozial relevant". Es betrifft in erster Linie meine Jugend und Adoleszenz in den siebzigern und achtzigern, der Vorinternetzeit.
Damals wusste ich nicht, ob ich mit meiner Neigung als absoluter Exot dastehe, was einen unheimlich unter "Geheimnisdruck" gesetzt hat.Ein Gefühl, was heute noch so mancher DWT kennt, der sich nicht traut, sich seiner Frau zu offenbaren.Was diese Situation bedeuten kann, einen wesentlichen Teil von sich aus aus Furcht ausblenden zu müssen, auch das halte ich für eine kulturell durchaus interessante Fragestellung, mit der sich auseinanderzusetzen, der eine oder andere "mobfreie" Mitbürger vielleicht was anfangen kann.
Eine wertfreie Doku könnte bei alldem wertvolles leisten.Was die Akzeptanz abweichender Dispositionen angeht, mache ich mir insgesamt allerdings nicht allzuviel Hoffnung.Dennoch kleine Schritte könnten etwas sukzessive verbessern.Ein nicht klischeehafter Fernsehfilm zur besten Sendezeit, auf Arte ebenso wie eine männliche Nebenfigur in der Lindenstraße, die "ganz normal" ohne viel Aufhebens wiederholt abweichend gedresst zu sehen ist und vielleicht eine neue Mode kolportiert.