Hurra, Diskussion...
Wieviele Menschen werden hier missbraucht? Haben die vielen Menschen hier mehr Möglichleiten um wegzuschauen? Oder geht es wirklich nur um die "arme" Kosmetikerin (die auch wegschauen kann).
Ich denk immer noch nicht, dass man das wirklich vergleichen kann.
Szenario 1: zur Kosmetikerin mit langen Hosen, Strumpfhosen drunter. Sie sieht es und fragt sich, warum der Mann das trägt: "Wegen des Aussehens? - nein, es ist ja unter langen Hosen verborgen. Was dann? Es ist Sommer, die Temperaturen können es also auch nicht sein. Was bleibt noch? Anscheinend mag er also das Tragegefühl. Denn alles andere scheidet ja aus." Schnell kommt somit der Verdacht auf, dass es sich um eine Fetischsache handelt. Das
könnte Unbehagen auslösen, falls die Frau daraufhin vermutet, dass sie hier unfreiwillig Teil eines fetischistisch motivierten Spielchens ("er zeigt sich ihr in SH und findet das gut") geworden ist.
Ich habe bewusst
könnte geschrieben, denn es kommt völlig darauf an, welches Verhältnis die Kosmetikerin zu ihrem Kunden hat. Man kann sowas niemals pauschal beurteilen, und daher möchte ich das auch nicht tun. So wie ich es beschreibe, trifft es vielleicht in einer großen Zahl der Fälle zu.
Szenario 2a: in die Fußgängerzone mit Shorts und Strumpfhosen, und es sieht stylish / gut aus. Jemand sieht den Mann, der sich so gekleidet hat, und fragt sich, warum er das trägt: "Wegen des Aussehens? - möglich. Oder ist es vielleicht eine Fetischsache? - auch möglich. Obwohl: es sieht insgesamt ganz innovativ aus, und diese ganzen Perversen sind doch eher irgendwie schmuddelig. Der hier sieht aber irgendwie cool aus (die Strumpfhosen sind eigentlich das einzige merkwürdige). Also, vermutlich ist es doch eher so ein Modetick. Nicht ganz meins, aber... naja, ok."
Szenario 2b: in die Fußgängerzone mit Shorts und Strumpfhosen, und es sieht NICHT gut aus (anatomische Gegebenheiten, zu starker maskulin-/feminin-Kontrast, unglückliche Kombination von Kleidungsstücken...). In diesem Fall könnten sich Betrachter natürlich tatsächlich "optisch belästigt" fühlen. Aber nur optisch. Denn: sie fühlen sich bestimmt nicht als Teil eines "Spielchens", da keine intime Zweisamkeit / Verbindung zueinander herrscht. Als Betrachter findet man den Look dann vielleicht einfach "daneben", denkt, dass der Typ, der so rumläuft, irgendwie schräg oder vielleicht sogar pervers ist, oder dass man ihm mal nen Spiegel schenken sollte, und geht dann weiter, in der Hoffnung, das nicht mehr so schnell wiedersehen zu müssen. Dadurch, dass es nur eine "optische" Geschichte ist und die anderen Ebenen nicht wirklich mitspielen, sollte jeder gut drüber hinweg kommen.
Wegschauen kann der Betrachter in jedem der Szenarien. Nur ist der Unterschied, dass bei der Fußgängerzonensituation mit dem Wegschauen der Käse tatsächlich gegessen ist (aus den Augen, aus dem Sinn), während die Kosmetikerin sich damit konfrontiert sieht, nun eine halbe Stunde oder eine Stunde zu zweit mit einem Mann zu verbringen, dessen Neigungen ihr irgendwie "suspekt" sind.
Sofern (wieder bewusst kursiv geschrieben) kein vertrautes Verhältnis herrscht.
Ich weiss, dass das, was ich hier schreibe, nicht allgemeingültig ist, und vielleicht hat jemand von Euch auch noch was dazu zu sagen oder Lust, die Sache fortzuführen. Es ist mir an dieser Stelle vielleicht auch nochmal wichtig zu sagen, dass ich hier nicht den Moralapostel oder sonstwas raushängen möchte - auch ich hab mich schon bewusst in Situationen begeben, die sehr stark dem "Szenario 1" ähneln. Ich muss das dann halt immer nur sehr kritisch hinterfragen irgendwie.