Vielleicht hilft manchen aber auch ein "Ich könnte Dir jetzt was von Venenleiden und Stützstrumpfhosen erzählen. Aber ich trag die Dinger einfach gerne" weiter.
Volle Punktzahl! ;-) Genau so geht das.
Ich trage heute allerdings zwei Erfahrungsberichte genau zum Thema dieses Threads bei, die vielleicht nicht ganz so positiv sind. Und zwar aus Situationen, die sich mit Kumpels ergeben haben und für mich etwas Licht in die Frage bringen, was denn die Kumpels wohl über die Sache mit den Strumpfhosen denken. Männer sind bei sowas ja oft etwas verschlossen und schauen einfach weg, und man kommt nicht dahinter, was denn nun wirklich in ihren Köpfen vorgeht...
Situation 1: ich war mit zwei Kumpels unterwegs auf einem Volksfest. Der eine kannte mich schon mit Shorts + Chucks + blickdichten schwarzen SH; er findet das, glaub ich, etwas ungewöhnlich und kann es nicht nachvollziehen, hält sich aber nicht daran auf. Sprich: keine merkwürdigen Blicke mehr und kein verändertes Verhalten, sondern so viel Herzlichkeit, wie man von einem guten Freund erwartet. Der andere, der dabei war, kennt mich schon seit gut 3 Jahren, aber in dem Aufzug hatte er mich noch nie gesehen. Erst nach einer halben Stunde bemerkte er überhaupt die Andersartigkeit meines Outfits. Er meinte dann: "was ist denn das, was Du da anhast? Sind das etwa Leggins?!!" (sehr überrascht!). Ich fragte, ob er den Look wirklich so außergeöhnlich fände. Er meinte: "ja, das sieht schon krass aus! Das hätte ich eher bei einer Frau erwartet." - das Thema war damit weitgehend durch. "Ist Dir kalt an den Beinen?" fragte er noch, worauf ich verneinte und sagte, dass es sich ausschließlich um ein modisches Statement handle. Seine Verwunderung blieb. Ich fand es cool, dass er, im Gegensatz zu fast allen anderen, den Mund aufgemacht und seine Meinung gesagt hatte. Fazit: er fand es wirklich skurril, und daran konnte ich sicherlich auch nichts ändern.
Situation 2: zu zweit mit einem Kumpel in der Gastronomie unterwegs. Er sah mich an dem Abend auch zum ersten Mal so, auch wenn er schon davon gehört hatte (ich hatte ihm davon erzählt). Er sagte mir offen, dass es ihm unangenehm sei, wenn ich zu zwei mit ihm so unterwegs sei, weil die Leute denken würden, dass wir schwul seien. Er meinte auch, es würde sich ganz anders verhalten, wenn man halt nicht ausgerechnet nur zu zweit unterwegs wäre. Insbesondere in einer Gruppe mit Frauen könne er sich gut vorstellen, dass Unbeteiligte das vielleicht sogar cool finden könnten, wenn jemand solche Klamotten trägt. Ich fand auch dieses Feedback sehr gut, schon alleine wegen der Ehrlichkeit. Übrigens sagte er mir auch, dass die Leute hinter meinem Rücken ganz deutlich sichtbar über mich getuschelt hätten. Das glaube ich ihm gerne, auch wenn ich nach wie vor der Meinung bin, dass mein Look mit den Strumpfhosen an sich unspektakulär ist, da ich nur blickdicht trage und der Rest des Outfits ausgesprochen unisex bis maskulin ist.
Fazit 1: ich werde mir weiterhin darüber im klaren sein, dass ich ein totaler Exot bin, wenn ich Strumpfhosen offen sichtbar trage. Die meisten Menschen, die mich so sehen, sehen so etwas zum ersten Mal in ihrem Leben, und sie werden mir nicht unvoreingenommen begegenen können. Es ist immer mal wieder bitter, sich einzugestehen, dass das die Realität ist, in der wir leben, aber man kann es nicht ändern. Wer behauptet, ein Mann könne völlig problemlos und ohne Konsequenzen offen Strumpfhosen tragen, hat nach meinem Dafürhalten eine verschobene Wahrnehmung, die sich nicht an den Maßstäben unserer Gesellschaft orientiert.
Fazit 2: ich werde nicht mehr, wenn ich mit einem Kumpel zu zweit losziehe, Strumpfhosen offen sichtbar tragen - alleine aus Rücksicht auf den anderen und das, was die Leute denken könnten. Zu dritt wahrscheinlich auch nicht. Am besten gar nicht, wenn die Frauenquote null ist.