Wenn ich hier die Berichte so lese, ich weiß gar nicht, wie oft wohl meine Mutter damals gesehen hatte, dass ich wieder Mal in einer von ihren Strumpfhosen schlief.
Damals in den 70er und Anfang der 80er Jahre war meine Mutter schwer erkrankt und konnte so manche Nacht vor Schmerz kaum schlafen. Sie war dann, wie sie immer sagte, auf der Wanderschaft. Und immer besorgt um uns Kinder. Wie oft Sie mich und meine Geschwister nachts wohl wieder zugedeckt hatte? Ich weiß es nicht. Aber damals wie auch heute, hatte ich die Angewohnheit mit einem Bein auf der Decke zu schlafen.
Gesagt hatte Sie nie etwas. Vielleicht war ihr auch Das lieber, als so manche Entgleisung, die andere Kinder damals hatten. Es gab nur einmal eine Bemerkung von Ihr, als Sie damals eine nasse Strumpfhose auf dem Badewannenrand samstags Abends gefunden hatte. Auch nasse Wäsche gehört zum waschen in den Wäschekorb, den mache ich ja heute Abend noch eh leer . . . war alles.
Erst später, als ich so 24 oder 25 Jahre alt war, hatte Sie mal aufgrund der Unterwäsche, die ich damals trug nachgefragt. Damals Anfang der 90er, als auch für Männer immer mehr knappe Silp, Tangas und Strings aufkamen und ich fast ausschließlich bei einem Versand für homosexuelle Männer bestellte, fragte Sie mich, ob ich diese Art von Unterwäsche wirklich mögen wurde und ob das ganze nicht viel zu kostspielig wäre. Ich war damals gerade nachts von der Montage nach Hause zurück gekehrt und wir hatten bis zum Frühstück darüber gesprochen. Sie meinte nur zum Schlus, du hast ja schon immer einen sehr eigenen Geschmack gehabt.
Aber ich frage mich oft, wenn ich hier lese, hätte es etwas in mir geändert, wenn Sie damals etwas gesagt hätte? Positives oder Negatives, egal. Hätte ich mich Diesem angenommen? wäre ich davon abgekommen? Oder dann aus trotz, jetzt erst Recht?
Ich werde es nie wissen, Muttern ist nun schon über 25 Jahre fort. Es hätte sicherlich noch Vieles zu klären gegeben. Aber die Zeit war wohl gegen uns . . .