>> warum genau sollte eine strumpfhose weiblich sein?
> [1] es heißt die Strumpfhose und nicht der Strumpfhose
das mädchen, der rock, der stöckelschuh, die hose ;-) -- genus ist nicht sexus. das wurde ja schon angemerkt
> [2] frag mal rum ob das ein Kleidungsstück für Frauen oder für Männer
habe ich das nicht geschrieben?
> werden können, bist du mit "Nylons" ganz schnell mit den üblichen
> Vorurteilen abgestempelt.
das weiß niemand besser als ich, denn ich trage täglich sichtbar welche, in der arbeit und anderswo -- immer; mit rock. im öffentlichen raum schrecken sich einige, doch etlichen gefällt es auch. im nahen lebensumfeld ist es längst gewohnheit.
>> jeder mann kann das gedankenexperiment machen, sich selbst als frau zu
>> sehen -- oder umgekehrt. ob einen das un-irgendwas macht, ist mir zu
>> tiefgründig. ich nehme an, die strikte trennung in zwei völlig verschiedene
>> lebensbereiche für menschen mit verschiedenem zwickel ist unnatürlich und
>> reizt zur übertretung. weiter nichts.
> Und genau hier liegt der immer wiederkehrende Punkt um den alle kreiseln.
> Viele wollen sich nicht als Frau sehen, haben aber eine - sagen wir mal
> innere Notwendigkeit bestimmte Kleidungsstücke zu tragen, die eher dem
> anderen Geschlecht zugeordnet sind. Oder andere Dinge zu tun, wie z. B.
> Fußnägel lackieren. Oder oder oder...
hab ich das nicht gesagt?
ich weiß, daß dieselbe sache verschiedenartig interpretiert wird, und daher kann man das nicht allgemein zusammenfassen. ich muß nicht alles durchdenken, ich trete einfach für die aufhebung von geschlechterrollennormen ein. das betrifft auch die freiheit für männer, etwas sogenannt weibliches zu tun. wenn männer dafür diskriminiert werden, ist also das weibliche etwas schlechtes in den augen der diskriminierer.
> Aus dem Zwiespalt zwischen "Innendruck" "ich möchte xy tragen" und "Außendruck"
> (Vorurteile und Diskriminierung in der Öffentlichkeit) resultiert ein Gefühl
> des Unglücks. Mangels Akzeptanz wird versucht ein Umfeld zu schaffen, welches
> zumindest etwas Freiraum für die inneren Bedürfnisse schafft.
ich weiß. aber der außendruck ist auch ein innendruck. ich habe das beiseitegeräumt und werde gar nicht diskriminiert (außer von ein paar idioten manchmal). in wichtigen aspekten des lebens -- beruf, freunde -- ist alles gut.
> Sicherlich mag es für einige reizvoll sein, Grenzen zu überschreiten und damit
> auch neue Freiheiten zu erschaffen; aufgrund meiner Erlebnisse neige ich dazu
> anzunehmen, daß eine absolute Befreiung für die meisten unter uns unerreicht
> bleibt. Eher wird irgendwann ein Zustand erreicht "mit dem man leben kann",
> d.h. in gewissen Rahmen Bedürfnisse ausleben; aber "im Kleid zum Bäcker" bleibt
> unerfüllt.
alle gesellschaften haben natürlich immer grenzen. beispielsweise darf man bei uns nicht nackt zum bäcker gehen, da kommt die polizei. aber man kann die grenzen verschieben und im rock zum bäcker gehen. die leute haben gar keinen plan b, wenn grenzen verschoben werden, daher ist das verschieben sogar sehr leicht: man tut es einfach. nichts passiert, außer ein paar blicke.
ich tu einfach meine sachen, und es ist immer alles sehr freundlich und lustig. nur ganz selten nervt am rand des geschehens irgendein dummerchen, aber nie sehr aggressiv, meist eher verunsichert, weil sie sich nicht ganz auskennen, und das gefällt mir dann auch
genau, was ich wollte.
mich hat von anfang an interessiert, kann ich im rock alles machen? ja, ich kann. ich fahre rad, springe rum, klettere rauf, sitze, stehe, laufe -- alles geht. fürs wilde habe ich einen utilikilt, fürs elegante ein full outfit, undsoweiter. strumpfhosen sind nicht der rede wert -- ein accessoire je nach kleidung und tätigkeit. man muß sich freimachen von den vorurteilen gegenüber den dingen. das sind dinge.
> Würde also ein Mann noch ein Mann sein - oder sich so fühlen dürfen - wenn es
> ihm frei wäre alles zu tun und zu tragen wie es Frauen tun ? Mann ? Männchen ?
> Würstchen ?
das verstehe ich nicht. ich hoffe, das ist kein sexismus.
die menschen glauben meistens, daß sachen, die frauen verwenden, selbst "weiblich" sind. eine transe verwendet die strumpfhose dazu, eine frau zu sein. sie denkt also dasselbe wie die anderen. ich nicht: ich glaube, daß ich mich als frau fühlen kann ohne "weibliche kleidung", oder aber diese kleidung einfach als das nehme, was sie ist: angenehm, schön, dazupassend.
die menschen glauben auch, daß "weiblichsein" schlecht sei. nur deshalb kann es peinlich oder unmöglich sein, daß ein mann "frauensachen" trägt. wären frauen nicht diskriminiert, würde uns nicht auffallen, daß irgendetwas eine "frauensache" ist; wir würden es nur als "sache" sehen.
schon die frage nach "unmännlichwerden" enthält frauendiskriminierung. es bedeutet nämlich: "verliere ich meinen sozialen status?" -- der STATUS von frauen ist und bleibt niedrig, ob das abfärbt? -- das ist das wahre problem. die verachtung für die transe ist die verachtung für frauen allgemein, oder für den freiwilligen verzicht auf das privileg, KEINE FRAU zu sein.
wenn frauen eine hose anziehen, hat niemand das gefühl, sie werden dadurch zu männern. die hose berührt das geschlecht nicht; sie war zuerst eine anmaßung seitens der frauen, es wurde gesehen als der versuch des prestigegewinns (und wurde verboten/bestraft). ---- warum also sollten frauensachen männer in frauen verwandeln? nur weil man das weibliche für etwas besonderes UND etwas schlechteres hält.
ich verweigere mich den "männlichkeits-" und "weiblichkeitsgefühlen". ich bin ein soziales neutrum; ich kann jederzeit alles tun, "weibliches" oder "männliches"; durch meine kleidung werde ich nicht automatisch eingeordnet. durch dieses tun (terminologisch heißt das: undoing gender) wird das "weibliche" normalisiert bzw. aufgehoben. konkret: strumpfhosen sind nicht frauensachen, sondern ein zum rock passendes accessoire. genau das, was es für frauen ist.
---- übrigens, da strumpfhosen für frauen normalität und für männer tabu sind, tummeln sich hier vor allem männer, und man nennt sie "fetischisten"; nur deshalb, weil sie etwas tun, was sie nicht tun wollen sollen, wenn sie "männer" sind. ---- ich bin kein fetischist (mehr), sondern bloß einer, der sich offenbar nicht fürchtet, ungewöhnliche sachen anzuziehen; diese rolle ist frei und selbstbestimmt, im gegensatz zum "fetischisten" mit seinem oft erwähnten "zwang". dieser unterschied ergibt sich nur daraus, ob man sich traut oder heimlich herumtut ...
wer darüber nachdenkt, versteht leicht, daß "männlich/weiblich" leere kategorien sind, reine zuschreibungen, die sich nur zirkulär ergeben. wenn dem so ist, sollte man sie aufgeben. man gibt sie nicht gern auf, weil man meint, die erotik etc. hänge davon ab. aber auch das stimmt nicht. meine frau genießt es so wie ich, daß wir dieselben erfahrungen haben. die sachen sind nicht frauensachen, sondern schöne sachen. menschen sind schön, nicht bloß frauen. undsoweiter.