Danke für den Artikel, mumbel. Zeigt er doch sehr schön, wie weit wir von einer toleranten Gesellschaft in Wirklichkeit entfernt sind.
Offiziell sind wir tolerant und politisch korrekt. Wir passen unsere Sprache an. Wie z.B. im Kinderbuch Pippi Langstrumpf, in dem der Negerkönig nun umbenannt werden soll. Oder die Entrüstungsstürme über die Mohrenapotheke, die seit dem 19. Jahrhundert so hieß. Wir tolerieren - nach offizieller Lesart zumindest - alle möglichen merkwürdigen Verhaltensweisen. Sorgfältig wird bei jeder Stellenanzeige darauf geachtet, dass das dritte Geschlecht erwähnt wird.
Und dann gibt es Menschen, die einfach von den gewohnten ungeschriebenen "Regeln", wie man sich kleidet, abweichen. Oder die erkennen, dass in ihrem männlichen Körper eine weibliche Persönlichkeit steckt. Und schon ist Schluss mit aller Toleranz. Die Reaktionen sind nicht nur ablehnend oder beleidigend, es kommt auch oft zu aggressiver Gewalttätigkeit. Ein Mann in Damenkleidung genügt, um alle Ressentiments hervorzulocken.
Alles, was man nicht sofort versteht oder was fremd ist, darauf reagieren wir mit Ablehnung. Das mag, als noch die gemütliche Höhle unser Zuhause war, ein aus überlebensnötiger Sicht ein nützlicher Mechanismus gewesen sein. Aber noch ist dieses Verhalten offenbar in uns. Ethisch unterscheidet uns wenig vom Höhlenmenschen. Leider.
Oder wie Erich Kästner es formuliert hat:
So haben sie mit dem Kopf und dem Mund
Den Fortschritt der Menschheit geschaffen.
Doch davon mal abgesehen und
bei Lichte betrachtet sind sie im Grund
noch immer die alten Affen.
Ein Mann in Damenkleidung bricht ein Tabu. Er tut etwas Unerwartetes. Das schafft Unsicherheit. Und darauf reagiert wird mit Aggressivität und Gewalt. Sollte uns nachdenklich machen.