Nun ja, da sind sich plötzlich alle wieder einig. Wenn man allerdings genauer hinschaut, wird man leicht feststellen, dass es sich bei den Mitgliedern dieses Forums keineswegs um eine homogene Gruppe handelt, denn dazu reicht es bei weitem nicht, dass eine gewisse Neigung zu Nylon das verbindende Element darstellt.
Die vielbeschworene Vielfalt in Motiven und Ausprägungen führt eben auch dazu, dass sich bestimmte Reibungspunkte ergeben. So weit, so gut, schlimm ist das zunächst nicht. Allerdings gewinne ich immer wieder den Eindruck, dass inzwischen schon eigenartige Unterscheidungen getroffen. Am deutlichsten zeigt sich das an der Einstufung der männlichen Nylonträger in mutige und feige Exemplare.
Da mutiert der vorsichtige Tarnsockenträger schnell zum belächelten, aber gerade noch geduldeten Mitläufer, während der mutige Vollprofi in kompletter Damenkleidungsausstattung zum bewunderten Helden erhoben wird. Da wird unterschieden zwischen denen, die der Sache nützen und denen, die nichts dafür tun. Ob es überhaupt angesichts der vielfältigen Motive überhaupt eine gemeinsame Sache, ein gemeinsames Anliegen geben kann, wird nur selten hinterfragt. Ich persönlich hege da gewaltige Zweifel, wenn ich auf der einen Seite an diejenigen denke, die schlicht und ergreifend Nylon an Frauenbeinen erotisch finden, und andererseits die bewegenden Beiträge derjenigen lese, die mit schweren Identitätsproblemen zu kämpfen haben und für die Nylon eher ein Randthema ist. Dazwischen existieren eine Reihe weiterer Varianten wie Encasement und was es sonst noch so alles gibt.
Leider scheint da an der ein oder anderen Stelle auch eine gewisse Wertung durch, die mir überhaupt nicht gefällt. Je weniger extrem man dem schönen Nylon verfallen ist, desto weniger wertvoll scheint man in der Wahrnehmung einiger Mitglieder für die Gemeinschaft zu sein. Haarentfernung wird zum Muss, Tarnsocken enttarnen den Heuchler, und der wahre Ästhet geht nicht unter 10 cm Absatzhöhe auf die Straße. Manchmal ist es vermutlich nur eine Frage der Formulierung, bisweilen jedoch scheint sich da hinter so manchem Beitrag auch eine Geisteshaltung zu verbergen. Wenn es brenzlig werden könnte, überdecken wir die Angelegenheit mit einem Mäntelchen, das wir, oftmals sehr unreflektiert, Toleranz nennen. Bis zur nächsten Wertung, bei der 365 Tage in Nylon selbstverständlich schwerer wiegen als verschämte 20 Tage unter langen Hosen.
Diese Wertungen, die sich oftmals daran orientieren, inwieweit sich ein Mann öffentlich als Feintrumpfhosenträger präsentiert, sind es, die mich immer wieder ärgern. Dabei kann ich natürlich nur von meinen ganz persönlichen Wahrnehmungen und Eindrücken ausgehen. Mag sein, dass ich am Ende mit dieser Ansicht ganz allein dastehe, vielleicht jedoch gibt es den ein oder anderen, der ähnlich empfindet. Eines jedoch halte ich für absolut sicher: wir werden niemals eine homogene Gruppe mit vollständig gleichgelagerten Interessen sein. Insofern wird Respekt gegenüber "den Anderen" immer wieder vonnöten sein. Dann, und nur dann, können wir voneinander profitieren und unseren Horizont erweitern, denn ein Nachteil ist dieser Mangel an Homogenität nicht unbedingt, wenn man vernünftig damit umgeht.
Ich hoffe, dass ich damit nicht allzu weit vom Thema dieses Threads abgekommen bin, ich fand, dass es einigermaßen an dieser Stelle passt.