Meine Meinung
Hi bernie,
ich finde Deinen Anfangsthread und die sich entspinnende Diskussion sehr spannend. Ich gebe zu, ich hab's nur überflogen, weil alles zu lesen, war mir jetzt zuviel.
Ganz kurz zu meinem Hintergrund,weshalb ich mich von Deinem Thread so angesprochen fühlte: mit etwa 14-17 Jahren (also nunmehr vor mindestens etwa 37 Jahren) hielt ich mich mit meinem Crossdressing für einen Perversen, einen Fetischisten. Ich wusste es nicht besser, das I-net gab's noch nicht. Erst Jahrzehnte später, als ich mich zu mir und meinen Neigungen bekannte und diese auch ausleben konnte habe ich erkannt, dass die sexuelle Spannung beim Crossdressing enorm nachließ, ich aber dennoch nicht davon lassen konnte. Warum? Weil ich mich so einfach richtig fühlte! Die Männerfassade ist tausendfach eingeübt und wird von mir routiniert gezeigt, aber das bin nicht ich!
Warum wird der Begriff Fetischist nur auf Männer angewandt?
Das hängt aus meiner Sicht mit einem sehr veraltetem Rollenverständnis zusammen. Der Mann ist der aktive Part in einer Sexualbeziehung, die Frau der passive. Stimmt so heute glücklicherweise nicht mehr, falls es überhaupt jemals gestimmt haben sollte. Aber hier geht es um gesellschaftliche Sichten und da ist es scheinbar noch immer so, dass der Mann auf jeden Fall Befriedigung sucht, während die Frau locker aus den Angeboten auswählt.
Mir ist klar, dass das nicht die Wirklichkeit abbildet, aber derart tief in die Gesellschaft implementierte Rollenmodelle lassen sich halt schwer aus der Welt schaffen.
In diesem Zusammenhang möchte ich ein rührendes Erlebnis vom vergangenen Crossdresser-Treffen in Berlin im Sonntagsklub im Mai 2015 erzählen: auf dem Weg zur Toilette begegnete ich im Gang einer FzM-Transsexuellen. Schnurrbärtchen, Weste mit Uhrenkette, Anzug. Er fragte mich, wie ich ihn sehen würde, ob er als Mann durchgehen würde. Ich überrrascht, scanne ihn von oben nach unten und sage: "Du siehst doch gut aus!"
Wir sind uns um den Hals gefallen.
Was möchte ich damit sagen: diese Selbstzweifel, die uns umtreiben, uns mit Fetischismus-Vorwürfen zu befassen, betreffen nicht nur CD/TV/TG, die von der vermeintlich männlichen auf die weibliche Seite wechseln, sondern durchaus auch die andere Richtung. Es wird nur nicht immer so deutlich.
Generell möchte ich zum Thema aber sagen, dass dieses Argument des Fetischismus ein Totschlagargument darstellt. Es stellt uns in eine perverse, abartige Ecke (Obwohl ich persönlich an einem Fetischismus gar nichts Böses entdecken kann. Ich leide unter einem Wäsche- Strumpfhosen- Kleider- Röcke- Oberteile- Mäntel- Tücher- SCHUHE (!!!) - Handtaschen (!!!) und Schmuck-Fetischismus, dass es nur so kracht!)
Unter Hitler hätten sie uns vergast. Heute wollen sie uns damit nur mundtot machen.
LG Darialena