Immer wieder diese Definitionen , da gibt es immer so schöne Fakten, da müssen wir nicht so drumherum spekulieren.
Ich kenne so ungefähr 20-25 verschiedene Definitionen von Fetischismus und werde hier auch keine zitieren, aber allen gemeinsam ist die Basis, nämlich dass es sich um eine Beziehung zu einem Gegenstand handelt, die irgendwie sexuell geprägt ist.
Eine "krankhafte Reduzierung der Sexualität auf einen Gegenstand" - wie oft zitiert wird, ist überholt und eh Blödsinn. Es gibt auch Menschen, die zu mehreren Fetischen neigen, die unabhängig oder auch gemeinsam für sexuellen Lustgewinn sorgen können (ich gehöre übrigens auch zu diesen "multiplen")
Modernere Definitionen rücken übrigens deutlich von einer einer automatischen Deklararation als Krankheit ab.
Behandlungsbedürftig sind sie eh nur, wenn eine Leidensdruck da ist und das alltägliche Leben übermäßig beeinträchtigt wird.
Demnach lässt sich heute eines schon mal sagen:
Fetischismus ist keine Krankheit - also was ist jetzt so schlimm daran, ein Fetischist zu sein ?
Problem ist natürlich, dass dieser Begriff in der Gesellschaft verächtlich gebraucht wird, aber was soll's, daran kann man ja arbeiten und die Menschen vom Gegenteil überzeugen.
Die Kernfrage ist:
Gibt es eine sexuelle Motivation - ja oder nein ?
Diese muss IMO zuerst beantwortet werden, und nicht relativ nach dem Motto: "nicht immer - daher eher nein, weil ich ja nicht Fetischist sein will", sondern ganz klar und deutlich:
Ist eine sexuelle Befriedigung damit möglich, wenn ich sie anziehe oder nicht ?
Minimalkriterium - wenn jemand in der Lage ist aufgrund des Tragens eine Strumpfhose (oder sonstwas) einen Orgasmus zu bekommen, oder wenn man sich zum Zwecke der Selbstbefriedigung so etwas anzieht, dann ist man ein Fetischist - das gilt für Männer gleichermassen wie für Frauen.
Was bitte sollte es sonst sein ?
Da kann man sich bücherlang selbst beschreiben, es spielt keine Rolle, ob es um die Mutter ging oder die Schwester oder sonstwen -es ist so, daran wird niemand auf der Welt mehr etwas ändern können.
Mich machen solche Texte immer sehr nachdenklich, einerseits perfekt aufgebaut und wunderbar geschrieben, anderseits vermeiden sie das Thema Sexualität und Liebe mit aller Macht.
Wir wehren uns gegen den offenen Austausch, schneiden allenfalls unser eigentliches Problem - die Grundlage unserer Selbstzweifel -am Rande, an und wundern uns, wenn wir dann "halboffen" auf der Strecke bleiben und wieder nur schmerzhaftes Unverständnis ernten. Solange ich an diesem Punkt stehen bleibe, tue ich weiterhin etwas, was ich mir selbst verbiete, suche das Ausweichen in die Anonymität, was die Isolation, der ich eigentlich entrinnen wollte, nur noch schlimmer macht.
Die Auseinandersetzung mit diesem Thema ohne Berücksichtigung der Sexualität und der Liebe wird meines Erachtens niemals funktionieren können, weil nämlich genau dort der eigentliche Konflikt entsteht. Wir gehen immer davon aus, das in einer Liebesbeziehung zwei Subjekte füreinander das ein sollen, leben dafür und nach diesen Regeln.
Wir trauen uns aber nicht zu sagen, dass in einer solchen Beziehung die beiden Subjekte auch den anderen als Objekt gebrauchen - eben zu ihrer eigenen Bedürfnisbefriedigung.
Nur zu verständlich eigentlich, dass wenn wir uns das schon nicht trauen, wir das Einräumen weiterer Objekte, die diesen Zweck auch erfüllen, mit aller Gewalt und den uns zur Verfügung stehenden Mitteln vermeiden.
Die schlimmtste aller Perversionen ist die Kanalisierung der Sexualität auf eine einzige Form der sexuellen Befriedigung, auf eine Technik, im Extremfall auf eine Minimalroutine - aber trotzdem wird genau das von der Gesellschaft nicht geächtet, ja unter Umständen kulturell sogar gefördert (Missionarsstellung, Bagattungstuch).
Die Vielfalt der Sexualität mit ihren grenzenlosen Steigerungsmöglichkeiten ist die eigentliche Befreiung, das eigentliche Ziel für das es sich lohnt, sich einzusetzen.
Unser Fetischismus ist ein Teil davon - hätte unsere beschränkte Gesellschaft nicht mal irgendwann behauptet, dass alles was beim Sex nicht der Fortpflanzung dient krank ist, dann hätten wir dieses Thema gar nicht erst angefangen - dann würden wir es kommentarlos so tun, wie wir es tun und uns dabei gut fühlen.
Grüße
teka