(...) Da ich jedoch zuversichtlich bin, das Dein missionarischer Eifer, die Welt von der Aesthetik und Zweckmäßigkeit nylonumschmeichelter Männerbeine zu überzeugen, buchstäblich für die Katz ist (...)
Zustimmung - das denke ich auch. Wenn auch nicht ganz uneingeschränkt. Ich schätze, dass im besten Fall ca. 5-10 Prozent der Männer rein von ihrer Anatomie her so gebaut sind, dass sie überhaupt die Chance haben, auch mit Strumpfhosen für die Allgemeinheit ansprechend auszusehen. Allerdings auch das nur dann, wenn sehr viele Details beachtet werden (passendes Outfit mit insbes. passenden Schuhen etc.). Wenn das nicht alles perfekt abgestimmt ist, steht man schon mit mindestens 1 Bein in der "Freakschublade".
Allerdings möchte ich auch genesis zustimmen: ja, es wird wohl mit den Jahren etwas alltäglicher und damit auch "normaler" werden. Aber meiner Einschätzung nach nur sehr dezent. Männerbeine in Strumpfhosen sind nunmal von der Ästhetik her ganz schön weit weg von dem, was der Mainstream als ästhetisch empfindet - mal abgesehen von den wenigen genannten Sonderfällen, wo es glücklicherweise einfach passt. Da müsste erstmal eine ganz neue Generation von Menschen mit einem anderen ästhetischen Empfinden heranwachsen, damit sich grundlegend was ändert.
Daraus eine positive Erfahung abzuleiten, halte ich für trügerisch. Wenn Du echte, ungeschminkte und authenische Erfahrungen machen möchtest, sei Dir die nächstgelegene Fußgängerzone wärmstens empfohlen. Die Erfahrungen düften deutlich gemischter sein und wahrscheinlich auch wesentlich kritischer, aber däfür entsprechen sie der Realität.
Auch das finde ich einen ganz wichtigen Punkt. Um es noch etwas "verdichteter" auszudrücken: die Akzeptanz der Mitmenschen wächst nicht proportional zum eigenen Selbstbewusstsein. Man kann sich noch soviel Selbstbewusstsein antrainieren: die Frau, die das ungewöhnliche Outfit sieht - egal wo -, sieht so etwas mit großer Wahrscheinlichkeit zum ersten Mal in ihrem Leben. Befremden ist und bleibt in den allermeisten Fällen vorprogrammiert.
Das eigene Selbstbewusstsein und die Akzeptanz von aussen haben nur in sofern was miteinander zu tun, dass ein selbstbewusster Mensch sich in seinem Auftreten etwas mehr "erlauben" darf, ohne als Freak abgestempelt zu werden. Das wiegt aber nicht so stark, dass das Befremden im ersten Augenblick dadurch ausbleiben würde. Eben nur "etwas mehr".
Einer Schuhverkäuferin so entgegen zu treten, fände ich befremdend, da ich mir sicher wäre, dass es sie nur irritiert und dass es ihr mit großer Wahrscheinlichkeit unangenehm ist. Sie sitzt in iherer Rolle als Verkäuferin fest und kann sich der unangenehmen Situation nicht entziehen. Als Kunde hat man somit eine gewisse Macht über sie, die man vielleicht nicht missbrauchen sollte. Ich denke auch nicht, dass für Männer die Füße der vorteilhafteste Körperteil sind für eine solche "Demonstration". Was soll man sich denn erhoffen, wenn man einer Verkäuferin so entgegen tritt?
Ich will da jetzt aber auch nicht völlig dagegen wettern. Wir haben ja alle so unsere Neigungen im Kopf und dann macht man auch mal was, was nicht total vernünftig ist (vermutlich liegt ja genau darin auch der Reiz). Aber drüber nachdenken kann man ja mal. Die Fussgängerzone halte ich auch für die etwas bessere Plattform - da begegnet man seinen Mitmenschen auf einer gemeinsamen Augenhöhe.