@32584 liest du gelegentlich Zeitung oder schaust Nachrichten? Nach dem was letzten Freitag im Büro des Präsidenten der USA passiert ist, muss man befürchten, dass die USA ihren Bündnispflichten nicht nachkommen, wenn die europäischen NATO-Staaten angegriffen werden. Also sollten wir alles daran setzen zu versuchen selbst verteidigungsfähig zu werden. Und das kostet halt Geld.
Hmm, Du verweist auf Artikel 5 des NATO-Vertrages:
Die Parteien vereinbaren, daß ein bewaffneter Angriff gegen eine oder mehrere von ihnen in Europa oder Nordamerika als ein Angriff gegen sie alle angesehen werden wird; sie vereinbaren daher, daß im Falle eines solchen bewaffneten Angriffs jede von ihnen in Ausübung des in Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nationen anerkannten Rechts der individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung der Partei oder den Parteien, die angegriffen werden, Beistand leistet, indem jede von ihnen unverzüglich für sich und im Zusammenwirken mit den anderen Parteien die Maßnahmen, einschließlich der Anwendung von Waffengewalt, trifft, die sie für erforderlich erachtet, um die Sicherheit des nordatlantischen Gebiets wiederherzustellen und zu erhalten.
Die wichtige Passage darin ist "die Maßnahmen trifft, die es
für erforderlich erachtet". Das kann durchaus ein konventioneller oder atomarer Gegenschlag sein, jedoch ist der Beistandspakt ebenso erfüllt mit der Lieferung von 5000 Schutzhelmen (mehr war leider nicht drin, sorry) oder von warmen Worten wie bspw. "wir unterstützen Dich, so lange wie nötig" (jetzt geh, kämpf und stirb alleine, für unser alle Freiheit und Demokratie)
(woher kommt mir das bekannt vor..? *grübel*). Ein Automatismus von wegen der Russe greift bspw. Island an (nebenbei bemerkt, ein Land ohne eigenes Militär) - dafür legt der Ami ganz Russland in Schutt und Asche war nie vereinbart und ist ausdrücklich nicht geschuldet.
Insofern kann man Vertrauen in die Bündnispflicht im Verteidigungsfall haben oder nicht. Es ist wie bei Schrödingers Katze: wissen, wie viel dieser Firlefanz wert ist, wird man erst, wenn es soweit ist. Aber dann kommt die Erkenntnis vielleicht zu spät.
Und blöderweise war schon immer die Einstellung der amerikanischen Partner (unabhängig davon, welche Partei oder welche Politiker gerade am Drücker waren), dass Krieg ok ist, solange er nicht auf dem eigenen Territorium stattfindet. Und ganz besonders, wenn man daran verdienen kann. Ich würde also nicht darauf wetten wollen, dass die Amerikaner einen atomaren Schlagabtausch mit den Russen, Nordkoreanern, Chinesen oder sonst wem für irgendeinen ihrer Partner riskieren. Zumal sie bisher jeden "Partner" (so ist's richtig - mit " ") im Fall der Fälle wie eine heiße Kartoffel haben fallen lassen, wenn's gerade in den Kram passte. Das ist auch nicht erst seit Trump so - das war schon immer so. Wie hieß es bei "Der Pate" so treffend: "Es ist nichts Persönliches, es ist nur Geschäft."
Insofern wäre es vielleicht besser, statt auf internationale Konfrontation auf Kooperation zu setzen, damit man erst gar nicht in die Schwulität kommt, das Wirken des Beistandsversprechens zu testen. Nur so ein Gedanke...
Und was die schwindelerregenden Summen angeht: Das relativiert sich, wenn die entsprechenden Staatsanleihen dreißig, vierzig oder fünfzig Jahre laufen. Da tilgt schon allein die Inflation einen Teil der Schulden.
Mir dünkt du bist ein zweiter Fall Gotti: viel Meinung und wenig Ahnung.
Hmm, ich weiß nicht, was der hiesige Kämmerer dazu sagen würde, der schon seit über 10 Jahren in der Haushaltssicherung hängt...
Fakt ist, dass 100 Mrd. Schulden auch in 10, 20, 50, 100 Jahren noch 100 Mrd. Schulden sind. Da verschwindet nominell nix durch irgendwas (außer durch Tilgung zum Stichtag).
Fakt ist auch, dass der Bund aktuell ca. 2,9 % Zinsen per Anno auf 10-jährige Anleihen zahlen muss (angemerkt: bis vor ein paar Tagen waren es noch etwa 2,5 % - dieser Anstieg ist allein schon durch die bloße Ankündigung der Schuldenaufnahmewut bedingt). Der Bund zahlt also pro Jahr für 100 Mrd. aufgenommenes Vermögen äh... Schulden 2,9 Mrd. EURO allein an Zinsen. Und will der Bund die 100 Mrd. nach 10 Jahren wieder tilgen, müsste er rein rechnerisch jedes Jahr 10 Mrd. EURO zuzüglich zu allen anderen Ausgaben zurücklegen. Ich weiß, macht er nicht - nach 10 Jahren wird umgeschuldet, dass heißt, es werden wieder 100 Mrd. an Schulden aufgenommen, um damit die abgelaufene Anleihe abzulösen und das Spiel beginnt von neuem. Stichwort: Ewigkeitsschulden.
Jetzt kommt die Geschichte mit der Inflation ins Spiel. Jedes Jahr wird alles um einen gewissen Satz teuer - 2% sind von der Zentralbank als Ziel angestrebt, die letzte Zeit war's deutlich mehr. Die Lehre geht - so wie ich sie vereinfacht verstehe - jetzt davon aus, dass, da alles teurer wird, auch automatisch alle Umsätze, Erlöse und Einkommen nominell entsprechend steigen - und am Ende auch die daraus resultierenden Staatseinnahmen. Da der Staat dadurch von Jahr zu Jahr ständig steigende Einnahmen und somit jedes Jahr ein höheres Budget zur Verfügung stehen hätte, müsste ein immer geringerer Anteil des Budgets für Zinszahlungen aufgewendet werden, da diese über die Laufzeit nominell gleich hoch bleibt. Auch für die Tilgung zum Laufzeitende müsste ein geringerer Budgetanteil (als theoretisch zu Laufzeitbeginn) aufgewendet werden. Zins und Tilgung inflationieren sich wie man sagt weg - zwar nicht gänzlich aber ein Stück weit - beides sollte laut diesem Modell mit jedem Jahr im Vergleich zum Budget leichter werden.
In der Praxis gibt es meiner Meinung nach jedoch zwei Parameter, die das zum Kippen bringen. Punkt eins ist, es ist nicht ausgemacht, dass Inflation direkt zu höheren Umsätzen, Erlösen und Einkommen und letztendlich höheren Steuereinnahmen führt. In den letzten Jahren war eher zu beobachten, das die Einkommen hinter der Inflation zurück blieben und die Umsätze und Geschäftserlöse in etwa gleich geblieben sind - trotz relativ hoher Inflation. Zu direkten Mehreinnahmen der öffentlichen Kassen hat die Inflation also nicht geführt. Die Einnahmenseite ist also losgelöst von der Inflation.
Punkt zwei ist, da ja alles teurer wird, steigen natürlich auch die Preise, die die öffentliche Hand für Waren und Dienstleistungen zahlen muss. Für den gleichen Umfang an Leistungen müssen also nominell höhere Ausgaben getätigt werden oder es muss, wenn man die Ausgabenseite auf dem gleichen Stand halten will, der Umfang der Leistungen gekürzt werden. Die Inflation wirkt sich also direkt auf die Ausgabenseite aus.
Und in der Falle steckt, wie man beobachten kann, oben besagter Kämmerer. Da war nichts mit gestiegenen Einnahmen - ihm sind die Einnahmen trotz Inflation sogar weggebrochen. Die von ihm zu zahlenden Preise für Waren und Dienstleistungen sind jedoch gestiegen. Unterm Strich standen ihm also statt mehr immer weniger Mittel zur Verfügung - und dann kam der Dienst für Schulden aufgenommen in besseren Jahren noch oben drauf. Letzten Endes bleiben ihm derzeit drei Auswege, um überhaupt noch den Laden am Laufen zu halten: Ausgaben senken sprich Leistungsreduzierung, Erhöhung von Steuern und Abgaben oder schlimmstenfalls der Verkauf des Tafelsilbers. An Minderung der Schuldenlast ist da nicht wirklich nicht zu denken - irgendwann wird umgeschuldet und der Teufelskreis beginnt von vorn.
Natürlich ist die ganze Schuldengeschichte ein ganzes Stück weit eine Wette auf die Zukunft: wird die öffentliche Kasse höhere Einnahmen haben, bleiben sie etwa gleich oder werden sie gar sinken? Wie entwickelt sich die Ausgabenseite? Steht am Ende ein Überschuss, um die Schuldenlast zu reduzieren? Kann zum Laufzeitende die Anschlussanleihe zu günstigeren oder ungünstigeren Bedingungen gezeichnet werden? Es gab ja schließlich mal Zeiten, da konnte der Staat sogar zu Negativzinsen Schulden aufnehmen - bekam also noch Geld für aufgenommene Schulden (vielleicht daher der Unsinn mit dem "Vermögen"). Ob das aber nochmal wieder kommt - ich glaub's eher nicht. Wie auch immer, die laufenden Zinsen müssen bezahlt und die Anleihen am Laufzeitende ausgelöst werden. Irgendwie. Man sollte sich daher doppelt und dreifach überlegen, ob und wofür man Schulden aufnimmt. Ganz besonders in Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes, die sich am Horizont gerade abzeichnet. Nicht, dass man am Schuldendienst regelrecht ertrinkt.
Falls in der Denke ein Fehler steckt, bitte ich gern um andere Meinungen.