Es ist für mich okay wenn ich zufällig in so eine Situation (Kaufhaus ohne Umkleidekabine) komme und dabei mal in diskreter Form einen Blick riskiere. (wobei die Betonung auf "diskret" liegt.
Es ist für mich okay an Orten wo eine "ZurSchaustellung" bewusst und absichtlich passiert, z.B. bei einer Stripteaseshow, bewusst und absichtlich hinzuschauen und mich zu erregen
Oder auf anderer durchaus auch erotischer Ebene z.b. wenn in Italien die Leute durch die Straßen flanieren und einer setzt sich ins Straßencafe, um den flanierenden Menschen zuzuschauen und ganz bewusst die schönen Frauen zu bewundern.
Es ist für mich nicht okay, wenn ich Orte, deren Zweck nicht die öffentliche erotische Darstellung ist, bewusst aufsuche um dort erotische Sightings zu haben. Genau hier beginnt die Heimlichkeit. Ich geh nicht hin um mir Klamotten zu kaufen, sondern um mich dort zu erregen, indem ich die Leute beim Umziehen beobachte.
Auch wenn er im Kaufhaus beim Umkleiden oder meinetwegen in der Sauna ganz offen "glotzen" würde, fände ich es nicht korrekt.
Natürlich habe ich als Kaufhauskunde dann die Möglichkeit hinzugehen und ihn aufzufordern damit aufzuhören.
Aber ich bin doch eigentlich zu was anderen hergekommen, als Leute in ihre Grenzen zu verweisen. Und wer weiß wie er reagiert. Vielleicht wird er sogar aggressiv. Immerhin ist er zwei Köpfe größer als ich. Dann lieber doch nichts sagen, stattdessen schneller machen, naja das ist halt so hier beim Räumungsverkauf, da stehn immer so ein paar Spanner herum, da muss man sich dran gewöhnen, wenn man ein Schnäpchen haben will ....
Wir leben in einer Kultur in der individuelle Grenzen immer weniger Achtung finden.
Das für Deutschlands nächstes Superstartopmodell (oder so ähnlich) 16 jährige Jugendliche aufgefordert werden in Bikini durch den IC zu stöckeln, finden viele das ganz normal, viele geil, ein tolles Event usw. Die Mädels machen es ja freiwillig, niemand zwingt sie, vielleicht finde sie es sogar toll, dass wir sie so bejubeln, vielleicht macht es sie sogar an, haben Spaß dabei. Ist doch eine Chance für sie, das aus ihnen was wird.
Nix dabei, oder?
Man könnte aber, wenn man will, dass auch als eine Form von öffentlichen sexuellen Missbrauch interpretieren.
Die Mädchen wollen eine Zukunft haben und bekomme diese nur wenn sie bereit sind bestimmte erotische Normen und Leistungen zu erfüllen. Sie tun sexuelle Dinge, die sie vielleicht sonst nicht tun würden. Weil man sie tun "muss um ..."
Und ja, vielleicht finden sie es sogar irgendwie gut, dass die Leute sie beachten und ihnen zujubeln.
Doch eigentlich würden sie gerne, wie jeder Mensch Wertschätzung für sich selbst erfahren ohne sich ausziehen zu müssen.
Ich selbst sehe es nicht ganz so eng.
Für das eine Mädchen ist es vielleicht ein spannendes Event, für das andere eine Verzweiflungstat, für die dritte die erste Ausbildungsstufe zur professionellen Körperarbeiterin.
Die meisten von uns müssen sich ja im Erwerbsleben mehr oder weniger prostituieren.
Aber: Was und wie würden sie arbeiten, wenn für ihr Einkommen gesorgt wäre?
Und was würden sie dann nicht mehr tun?
(interessant das ich jetzt beim Thema bedingungsloses Grundeinkommen gelandet bin)