Sorry, aber ich bin hier nun mal zum Vergnügen und nicht zum arbeiten und bei all deinen Fragestellungen läuft es auf sehr viel Arbeit hinaus.
Darum wird das hier das Letzte sein, was ich dazu schreibe.
Dies zeigt, dass diese Thematik eben nicht trivial ist.
Aber doch schön zu sehen, zu welchen Exkursen eine Begegnung im Aldi führen kann.
Du schreibst mal von "Lustverhalten" und mal vom "Sexualtrieb"
Beides müsste erst mal definiert werden.
Das eine wäre vielleicht mehr ein soziale Verhaltensweise.
Das andere beschreibt vielleicht mehr einen biologischen Vorgang
Da hast Du letztendlich schon recht, bei der Verwendung des Begriffes Lustverhalten hätte ich wirklich etwas achtsamer umgehen müssen.
Freud beschreibt in seinem Strukturmodell der Psyche das „Es“ als Lustprinzip, auf welches ich hinaus wollte, während Lustverhalten schon eine durch Wert-/Normvorstellung kontrollierte Reaktion vermuten lässt.
Was ich gemeint habe ist der Sexualtrieb als Primärtrieb, der bei Männern im Durchschnitt stärker ausgeprägt ist als bei Frauen, so meine Behauptung.
Das sind alle sozialisatorische Einflüsse und haben mit Trieben nichts zu tun.
Zumindest für die Primärtriebe richtig, so wie der Sexualtrieb einer ist.
Ich hab dir dazu bereits eine Doku zum frühen Mittelalter über das sogenannte "Burgfräulein" gepostet,
wo so ein kleiner historischer Bogen von einer sehr zügelosen Sexualität im frühen Mittelalter (Frauen lasen und schrieben erotische Literatur, entführen Männer oder klagten Männer öffentlich an, weil sie von ihnen im Bett nicht zufrieden gestellt wurden) bis hin zur Hexenverbrennung (Die Sexualtiät der frau ist überbordend und unzügelbar, alles Böse geht von den Trieben der Frau aus) im späten Mittelalter gezogen wird.
Dies sind einzelne Beispiele, die nichts über die Normalverteilung in früheren und heutigen Zeiten aussagen.
Und nun zum Sexualtrieb.
Wieder die Kernfragen: Was ist das und wie misst sich der Sexualtrieb?
Häufigkeit der Orgasmen? Intensivität der Orgasmen,
Häufigkeit des Verlangens, Intensivität des Verlangens?
Hier wirfst Du nun auch mehrere Themen durcheinander, vermutlich Sexualität und Sexualtrieb.
Mit Orgasmus oder Orgasmusfähigkeit hat der Sexualtrieb nichts zu tun.
Ein Trieb ist vielmehr eine Spannung, die uns beherrscht, und welche abgebaut werden möchte.
Bevor ich nun anfange zu zitieren, bitte einfach bei Freud nachlesen.
Häufigkeit des Verlangens, Intensität des Verlangens dürfte es beschreiben.
Nun nimmst du z.b. den stärkeren Pronographiekonsum von Männern in der heutigen Zeit als Beleg für einen stärkeren Sexualtrieb.
Man könnte den Pornokonsum der Männer aber auch ganz anders deuten, (wenn man will), nämlich das Männer mehr als Frauen optische Stimulierung brauchen oder suchen?
Böse gesagt: Ohne schaffen die es gar nicht mehr, weil ihr natürlicher Trieb so verkümmert bzw. von ihnen missbraucht wird.
In wie weit geht es bei manchen oder vielen Männern bei der täglichen Masturbation weirklich um tief empfunde sexuelle Lust und nciht sagen wir mal
um Langeweile abzutöten oder um die einzige Art von Selbszuwendung die sie gelernt haben oder um innere Selbstversicherung oder um etwas mechansiches das nicht im Orgasmus sondern im "**********" endet?
D.h. nicht unbedingt, dass ich denke, dass es so ist, sondern ich will dir deutlich machen, dass das Thema viel komplexer ist als du vielleicht denkst.
Ach ja, die Sexualverbrechen: Diese Verbrechen sind nicht Ausdruck eines natürlichen Sexualtriebs, sondern Ausdruck von extremer seelischer Verkümmerung und Verstümmelung.
Gerade Männer sind durch ihre Sozialisationmuster oft stark von ihren inneren Selbst entfremdet, bei bestimmten Mänenrgruppen entstehen starke Gefühlsverdrängungs- und Abspaltungsmuster.
Es sind oft diese eigenen inenren Ohnmachten, die durch die tradtionellen Männlichkeitsmuster von Stärke und Souveränität, nicht bewältigt und integriert werden können.
Jeden Kriminalpsychologen kannt dir erklären, dass Vergewaltungen (vor allen auch Vergewaltigungen in Ehen) zur Herstellung von Macht, Unterordnung und Unterwerfung dient.
Hier geht es in den seltesten Fällen nicht um die Ausübung von sexuelle Lust.
Daß Männer mehr optische Stimulation suchen als Frauen scheint tatsächlich so zu sein.
Aber was heißt bitte, einen Trieb missbrauchen. Dies klingt schon sehr seltsam, Freud würde sich wahrscheinlich im Grab umdrehen ;-)
Der Trieb ist etwas, was erst mal da ist und nicht willentlich beeinflusst werden kann, er kann wenn nur unterdrückt werden. Aber er ist immer noch präsent.
Ich würde es eher so beschreiben, dass der Sexualtrieb häufig Ventil ist. Dies bedeutet, es muss nicht dringend ein typischer Schlüsselreiz vorhanden sein, der den Sexualtrieb auslöst.
Wie Du schreibst, gibt es auch viele andere Auslöser, wie in Deinem Beispiel mit der Vergewaltigung in der Ehe.
Allgemeines Ziel des Sexualtriebes ist auch nicht einvernehmlicher Sex, sondern ganz allein Spannungsabbau durch Befriedigung des Triebes, der unterschiedlichste Auslöser haben kann.
Auch wenn es die Frauen, die vermutlich in Deine Sprechstunde kommen, es gerne anders hätten ;-)
Und noch was zum "wie misst man den Sexualtrieb"
Master und Johnson sind z.b. noch davon ausgegangen, dass durch die Stöße beim Geschlechtsverkehr die Klitoris ausreichend gereizt würde, um einen Orgasmus zu erreichen, und ihre Folgerung daraus, dass das Versagen hierbei Zeichen einer 'sexuellen Fehlfunktion' der Frau sei. Erst Shere Hites Arbeiten zeigten auf, dass beispielsweise 70 % der Frauen, die beim Geschlechtsverkehr keinen Orgasmus haben, diesen leicht durch Masturbation erreichen können.
Das war in den frühen 80ern. Viel Zeit haben die Frauen noch nicht für ihre sexuelle Befreiung gehabt, selbst heute sind Bücher wie "Feuchtgebiete" für manche immer noch ein Skandal.
Um wirklich die Lustfähigkeit von Frauen und Männern vergleichen zu wollen, müssten beide erstmal über ein paar Generationen die selben Bedingungen zur Entfaltung ihrer Sexualität haben.
Hier sprichst Du wieder die Sexualität an, und nicht den Sexualtrieb.
PS: Viele Tantraschulen (nach Jahrhunderte - jahrtausende langer Tradtion und Überlieferungen) empfehlen den Männern sich mit zwei Orgasmen in der Woche zu begnügen, wenn sie annähernd Orgasmen in der Intesivität erleben wollen, wie sie jede gesunde Frau "von Natur jeden Tag erleben kann.
Woher will ein Mann wissen, wie intensiv eine Frau einen Orgasmus empfindet? Kann er nicht wissen. Alles nur Wunschdenken.
PPS: Wenn der Mann einen stärkeren Sexualtrieb als die Frau hat, warum ist "die Frau" bis zum hohen Alter zu mehreren Orgasmen hintereinander fähig , während der Mann hier nur als junger Mann noch mithalten kann. Je älter er wird um so eine längere Pause dazwischen braucht er.
Gegenfrage: Warum kann ein Mann bis ins hohe Alter Kinderzeugen, während bei einer Frau ab einem bestimmten Alter Schluss ist (so ca. nach der Hälfte des Lebens)
Eine Behauptung der eine hätte "mehr" oder "weniger" davon, ist aus meiner Sicht wissenschaftlich nicht nachweisbar.
Bezüglich Sexualtrieb bin ich anderer Meinung
Während ein Mann theoretisch in einem Jahr auch 1000 Kinder zeugen könnte, ist es bei einer Frau wesentlich weniger.
Und wie wir ja von Freud wissen dienen Triebe allgemein der Lebens-, Art- und Selbsterhaltung.
Aus evolutionsbiologischer Sicht alleine würde somit meine Behauptung schon mehr Sinn machen.
Ganz sinnlos war die Diskussion nun nicht, auch wenn es Arbeit gemacht hat. Mir ist nun einiges wieder klarer geworden.
Grüße