Jetzt muß ich mal etwas ausführlicher antworten (Ungeduldige bitte weitergehen!)
Ich fasse das mal aus meiner Perspektive (meiner!) zusammen: es gibt hier zwei (altbekannte) Gruppen:
die einen haben einen Fetisch und die anderen sagen "ist ein ganz normales Kleidungsstück" (oder "muß sie tragen, wegen gesundheitlichen Problemen").
Dieses Forum hält diese Gegensätze (mehr oder weniger gut
) aus.
Wie ich schon mal sagte, über Geschmack läßt sich vortrefflich (oder eben gar nicht, weil sinnlos) streiten.
Der andere Aspekt ist, dass man immer wieder hört "geht gar nicht". Und das kann ja viel bedeuten.
Mir stimmen bestimmt alle zu, wenn ich sage, dass damit ( "geht gar nicht") bestimmt nicht gemeint ist, die Person, die da das "geht gar nicht" an hat, zu bestrafen, umzubringen o.ä.
Ich glaube die Betreffenden wollen damit sagen, da guck' ich sofort weg, grinse in mich hinein oder schüttel' innerlich den Kopf. Das ist noch keine Intoleranz, sondern Ausdruck der persönlichen Sichtweise.
Wir haben nun in unserem Alltag mit verschiedenen sozialen Gruppen zu tun.
Raucher verkehren mit Rauchern, Nichtraucher grenzen Raucher aus, bestimmte Berufe haben eine Kleidervorschrift (neudeutsch "dresscode").
Was also die Kleidung betrifft, kommt es eben auf die soziale Gruppe an, in die man hineingerutscht ist.
Ich möchte Rania herzlich danken, dass sie das so deutlich gesagt hat. Manche Dinge gehen eben nicht. Und wer es dennoch tut, ist eben unter einem gewissen Niveau. (Nasebohren, Rülpsen z.B.)
Ich werde niemanden verbieten, in Jogging-Hosen herumzulaufen, aber ich möchte eben auch nichts mit ihm zu tun haben.
Beispiel: eine Bekannte von mir war mit ihrer Tochter in New York bei Verwandten. Ende der 70er Jahre. Tochter im Minirock zwei Handbreit über dem Knie. Die Gastgeber meinten: so kannst Du nicht auf die Straße gehen. Zur Mutter: die trug einen knielangen Rock und hatte unrasierte Beine mit kräftigem Haarwuchs, sagten sie das Gleiche. Das geht eben nicht. Die Tochter wollte nicht hören und verursachte (mitten in New York am hellichten Tag) beinahe einen Volksauflauf. Die Leute blieben stehen, drehten sich um, schüttelten den Kopf und machten laute Bemerkungen. Das Mädel ist dann in den nächsten Hauseingang und hat den Rock so weit es ging, heruntergezogen, ist wieder in die Wohnung zurück, um sich etwas anderes anzuziehen. (Die Mutter hatte sich ihre Beine schon vorher rasiert)
Andere Maßstäbe! Amerika-Deutschland, 70er Jahre , großer Unterschied.
Was die Modetrends angeht: auch da begegnet man eben verschiedenen Leute aus verschiedenen Gesellschaftsschichten. Diejenigen, die sich blind anpassen (oder glauben es zu müssen) oder eben Individuen, die genug Rückgrat haben, sich so zu geben, wie sie es wollen.
Beispiel: Crossdresser oder Transvestiten, die leben mitunter sogar gefährlich (je nachdem in welchem Viertel sie sich bewegen) auf jeden Fall brauchen sie eine Menge Mut. "Out of the closet" war mal ein Kampfruf der TV und TS. Viele schaffen es aber nicht und leben ihre Neigung nur in den eigenen Wänden aus. Manche schaffen es noch nicht mal zu einem Treffen ohne Dresscode (gelle?).
Die ganze Diskussion geht aber meiner Meinung nach an der eigentlichen Frage vorbei:
Man muss nicht sagen "Frauen sollen FSH tragen!" sondern man muss die Frage stellen:" Warum
wollen Frauen keine FSH mehr tragen?".
Als ich 12 war, konnten es meine gleichaltrigen Nachbarmädchen gar nicht abwarten, bis sie endlich auch Nylons tragen durften.
Da ging es sicher auch um den Wunsch erwachsen zu sein, aber eben auch darum, die kratzigen Wollstrumpfhosen loszuwerden (ich weiß es gibt auch Leute , die finden die toll, das ist hier nicht der Punkt!) und etwas erotisches wie Strapse und Nylons zu tragen. Feine, damenhafte Stoffe zu tragen.
Ich hab' mal bei Simone de Beauvoir gelesen ("Das andere Geschlecht", eigentlich das zweite Geschlecht, typisch deutsch wieder, diese Verunstaltung des Titels). Da schreibt sie so in etwa: Frauen haben ein Bedürfnis nach feinen glatten (!) glänzenden Stoffen und Schmuckstücken.
(Da waren die Femis noch anders drauf). Und sie schreibt, das sei ein
wesentlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern!
Punkt.
Ich kenne einige Frauen, die tragen auch im Sommer bei 30 Grad immer Strumpfhosen. Warum? Weil sie es mögen (nicht sollen, sondern wollen!).
Das sind für mich ganz besondere Frauen, habe ich geschrieben.
Und das heißt natürlich nicht, das es keine anderen Frauen gibt, die ganz besonders sind, lieber Samuel, man muss nicht immer alles ins Gegenteil verkehren können, um einen Widerspruch zu beweisen!
Die Frage von Rania sollte man also umformulieren, um der Sache auf die Spur zu kommen!
Warum verleugnen die meisten Frauen ihr ureigenstes Bedürfnis nach weichen, feinen Stoffen?
Jetzt komm' ich wieder mit meinem Diskussionshammer:
Weil sie einem Gruppenzwang ausgesetzt sind und kein Rückgrat mehr haben!
Ersetzen wir mal die Nylons durch den Kinderwunsch und den Wunsch Mutter zu sein. Wie erging es damals der Eva Herman? Es stellte sich später ja heraus, daß man das Ganze inszeniert und minutiös geplant hatte, um Frau Hermann zu diskreditieren.
Ich füge das nur mal an, um zu zeigen, wie massiv dieser Gruppenzwang heutzutage umgesetzt wird, wenn der berechtigte Wunsch einer Frau, Mutter und Hausfrau zu sein als "voll Nazi" abgestempelt wird.
Und bitte jetzt nicht wieder mit dem Nicht-Argument kommen, Frauen hätten sich emanzipiert und wollten es eben
bequem haben. Hatte ich schon mal drauf hingewiesen: kommt ganz drauf an, was sie beabsichtigen: wenn sie beeindrucken wollen, brezeln sie sich eben auf. Dann zwängen sie sich in die unbequemsten Sachen der Welt!
Aber mir geht es um die Frauen, die feine Stoffe lieben. Das sind mir die Liebsten!
Puuh! Geschafft! Du bekommst 100 Durchhalte-Punkte!