Hallo M1969,
zunächst, ich finde es echt gut, wenn ein Neuzugang mit einem noch nicht durchgekauten Beitrag ein wenig Schwung in die Bude bringt.
Im Gegenzug hoffe ich, dass Du Dicht nicht auf den Schlips getreten fühlst, wenn ich Deinen Beitrag auch durchleuchte.
Ich gehe davon aus, dass wir beide die Zeit nach 1945 mit dem anschließenden Wiederaufbau erlebt haben. Was wir über diese Zeit wissen stammt doch aus der Literatur und Filmen.
Vorweg, wir hatten auch einen ersten Weltkrieg, wo die Männer irgendwo im Niemandsland sich gegenseitig abschlachteten oder schwerste Folgeschäden zufügten, so dass vor 100 Jahren ein echter Männermangel vorhanden war. Aber zu diesem Zeitpunkt waren Nylonstrümpfe noch nicht erfunden, um irgendwie als Frau versorgt zu werden.
Ich will nicht abstreiten, dass der zweite Weltkrieg unzählige und vor allem unschuldiger Opfer gebracht hat. Auch das es im Fronteinsatz der Männer eine hohe Zahl von Männern zu beklagen gab, steht außer Rede.
Aber auch an der "Heimatfront" gab es viele Opfer, da es gerade den Briten nicht primär darum ging, Industrieanlagen zu zerbomben, sondern gerade mit Angriffen auf Wohngebiete die zivile Bevölkerung gegen den Nazi-Terror aufzuwiegeln, aber nicht mit dem gewünschten Erfolg. Daher wurde auch die weibliche Bevölkerung dezimiert.
Ferner haben während des Krieges neben Zwangsarbeitern auch Frauen die Plätze der an der Front befindlichen Männer eingenommen, so dass sie auch gelernt hatten, es braucht keinen Versorger, um über die Runden zu kommen.
Als der Krieg vorbei war und die noch überlebenden Zwangsarbeiter als Arbeitskräfte wegfielen, blieb es den Frauen allein überlassen, die ersten Schritte zum Wiederaufbau zu tätigen, und siehe da, auch ohne einen Pascha zu Hause.
Aber wir hatten ja nicht nur gefallene Männer zu beklagen, sondern die westlichen Siegermächte entließen ja schnell ihre Kriegsgefangenen, und das waren gerade auch die jüngeren Männer, die ohne Fronterfahrung sich in den letzten Kriegsmonaten ergeben hatten.
Während im Osten bis zum Ende der DDR Frauen die besten Perspektiven im Vollzeit-Berufsleben hatten, wurden im Westen die Frauen durch die zurückkehrenden Kriegsteilnehmer wieder in ihre alte Rolle zurückgedrängt, wobei die Werbung und auch die Politik auch eine Rolle spielte.
Aber die jungen Mädchen hatten im Gegensatz zur Generation nach dem ersten Weltkrieg doch schon einiges dazugelernt.
Daher wage ich zu bezweifeln, ob Lippenstift und Nylonstrümpfe überlebenswichtig waren.
Selbst wenn es ein Ungleichgewicht zwischen heiratsfähigen jungen Männern und Frauen gab, ich denke, die Beinbekleidung war kein Auswahlkriterium für einen Mann für die weitere Lebensplanung, sondern ob sie Kochen und Waschen konnte und bereit war, dem Mann ein Leben als Pascha in den eigenen 4 Wänden zu bieten. Damals war die Sexualität nicht so dominierend wie heutzutage.
Wenn Lippenstift und Nylonstrümpfe überlebenswichtig waren, was war mit den Frauen, die an solche Sachen nicht rankamen, sei es aus finanziellen Gründen oder weil die Eltern dagegen waren (Stichwort Volljährigkeit erst mit 21)? Was war mit den Frauen, die vom Körperbau oder Gesicht her oder mangelnden Unterordnungswillen/häuslichen Fähigkeiten trotz Lippenstift und Nylonstrümpfe durchs Sieb gefallen sind? Verhungern oder sich einem Orden anschließen?
Hinzu kam, dass bei der damaligen Rocklänge die Knie züchtig verdeckt waren, so dass der männlichen Fantasie durch Nylon doch wenig Spielraum geboten worden ist.
Etwas anderes ist es dann wohl, wenn eine Frau den Rock oder die Hose auszieht und nur in Höschen, BH und Strumpfhose vor einem steht. Dies ist wohl ein Anblick, der oftmals als negativ wahrgenommen wird.
Das kann ich verstehen, aber damals trugen die Frauen jeden Tag Nylonstrümpfe. also konnte eine Strumpfträgerin sich dadurch nicht hervorheben oder eine spezielle Paarungsbereitschaft signalisieren.
Wurde durch den Wechsel zur Feinstrumpfhose die Sexualität eingestellt oder lag es nicht mehr am Pillenknick, dass die Geburtenraten ab Mitte der 1960er Jahre zurückgingen??
Nach meinem Kenntnisstand gehörten zur Blütezeit der Nylonstrümpfe aber nicht das dazu, was heute als erotisches Set aus BH, knappen Slip und "Tanzgürtel" angeboten wird. Diese Sets heute sind ja nur für einen speziellen kurzzeitigen Einsatz da.
In der damaligen Periode war aber die Strumpfbefestigung klobig, aber funktionell, da sie ja den ganzen Tag den Strumpf halten sollten, und zum Austausch von Körperflüssigkeiten die Strümpfe vielmehr ausgezogen wurden (sie den Film "Menschen im Hotel" oder später "die Reifeprüfung"). Also nichts zum "Aufreizen", sondern damals waren neben hygienischen Baumwollschlüpfern Korseletts oder Hüfthalter angesagt, die einen dauerhaften Einsatz versprachen. Die Strapsfraktion hier im Forum schwört ja auch weiterhin auf Hüfthalter mit stabilen Befestigungseinrichtungen und nicht auf ein spitzenverziertes Gummiband und fragilen Plastikösen.
So, nun hoffe ich, dass Du durch meine Worte nicht entmutigst wirst, sondern als einen Anreiz siehst, hier im Forum über das verbindende Element zu diskutieren.
Gruß
Placebo