Ich habe jetzt ne ganze Weile bei Youtube nach einem bestimmten Video gesucht, kann es aber leider nicht mehr finden :-(
Das war ne s/w Aufnahme aus den 60er Jahren, in der eine Frau (Verkäuferin in einem Kaufhaus) zu sehen war,
die entgegen der Kleiderordnung eine Hose trug. Sie bekam eine Abmahnung!
Heute völlig undenkbar, aber damals war die Hose an der Frau in der Gesellschaft noch nicht akzeptiert.
Bei einigen Paradiesvögeln, Künstlerinnen oder sowas in gewisser Weise toleriert, ja...aber eben nicht *im normalen* Leben,
im Alltag war das doch eher verpönt. Das hat sich erst ganz langsam etabliert, das geht nicht in kurzer Zeit.
Stichworte: Veränderungen & Gewohnheiten
Jeder, der schon mal eine Diät über einen längeren Zeitraum durchgezogen hat,
weiß wie schwer es ist alte Muster zu durchbrechen und durch neue Gewohnheiten zu ersetzen.
Gewohnheit entsteht durch lernen und erinnern, ist fest im Unterbewusstsein verankert und greift
auch bei unseren Wahrnehmungen. Was uns schmeckt, gefällt und Spaß macht hat auch ganz viel mit erinnern
und Gewohnheiten zu tun.
Wenn ich jetzt zurückdenke als ich mir mein erstes Tattoo habe stechen lassen...in einem Wohnzimmer,
die Nadeln im Backofen (!) sterilisiert (wenn man das überhaupt so nennen kann) und der Typ wohnte kurz vorher noch in einem Zimmer mit Gittern vorm Fenster!
Tja, da gab es aber noch nicht an jeder Straßenecke Tattoo-Studios und den Begriff Piercing kannte auch noch niemand.
Der gleiche Typ hat mir auch das Nasen-Piercing verpasst. Ich habe das bei einer Inderin gesehen, fand das genial schön
und wollte es unbedingt haben. Eins an der Lippe habe ich mir später selbst gestochen.
Und was denkt ihr was das für Reaktionen bei den Mitmenschen gab?
Bei Kopfschütteln, lachen, glotzen oder sowas blieb das nicht.
Ich durfte mir üble Beschimpfungen anhören bis hin zu: *sowas hätte man früher vergast!*
Ja herzlichen Dank auch. :s034:
Und heute? Gibt es Tattoo- & Piercing-Studios wie genauso häufig wie Dönerbuden und Barbershops.
Kein Mensch regt sich mehr darüber auf. War es bis vor kurzem noch Usus die Namen der Kinder
aufs Auto zu kleben, werden sie heute mit Sternchen und Gedöns auf den Unterarm gestochen.
Jede Supermarktkassiererin trägt Piercings im Gesicht und niemand interessiert sich dafür.
Ich habe meine aus dem Grund schon lange entfernt, weil ich mein Anders sein auch pflege
und die Stimmen hier verstehen kann, die gar nicht wollen das Strumpfhosen an Männern normal werden.
Ich kann mir aber schon vorstellen, dass es (wenn es genug tun und das Bild in die Öffentlichkeit tragen)
irgendwann Normalität werden könnte.
Und zum jeweiligen Outfit selbst:
ich finde es wird sehr nach außen transportiert, ob ich mich mit dem was ich anziehe (und ja irgendwie auch darstellen will)
wirklich identifiziere und es auch lebe! Da braucht es ein gesundes Selbstbewusstsein und Authentizität.
Nicht zuletzt entscheidet sogar die Körperhaltung und Mimik wie wir von anderen wahrgenommen werden!
Und natürlich sollten Schnitte und Farben auch zur Körperform und zum Typ passen.
Auf mich wirken Strumpfhosen an Männern am ehesten männlich, wenn sie in einem sportlichen Kontext stehen.
Aber das ist natürlich wieder eine persönliche Wahrnehmung ;-)
Eigentlich ein echt komplexes Thema, aber auch sehr interessant!
Der Herr Osterberg bringt es schneller auf den Punkt: