Männermode und Strumpfhosen

Was sagen denn die selbsternannten Spezialisten? Ich stelle mir gerade vor, dass die Stylespezialisten(innen) und Typberater(innen) für "individuelle" Herrenoutfits (Modomoto, Outfittery....) kommen und mir sagen: "Zu Ihren Typ passen gut Strumpfhose und Shorts empfehlen, dazu natürlich Pumps!"

Nun denn, wie ich das sehe läuft es bei denen auch nur auf die Klassiker Hose und Hemd hinaus, eben das, was die aktuelle Alltagsmode für den Mann ist. Wenn dann in 1000 Jahren (wer weiß das schon) Strumpfhosen für den Mann zur Alltagsmode gehören, werden Sie genau das ihren Kunden als "individuelles" Outfit empfehlen.
 
Jürgen Hundespaziergang.jpg

Hundesspaziergang mit dicker Strumpfhose (sind noch ein paar andere darunter) und Minikleid - und keiner guckt !!
 
Ich habe jetzt ne ganze Weile bei Youtube nach einem bestimmten Video gesucht, kann es aber leider nicht mehr finden :-(
Das war ne s/w Aufnahme aus den 60er Jahren, in der eine Frau (Verkäuferin in einem Kaufhaus) zu sehen war,
die entgegen der Kleiderordnung eine Hose trug. Sie bekam eine Abmahnung!
Heute völlig undenkbar, aber damals war die Hose an der Frau in der Gesellschaft noch nicht akzeptiert.
Bei einigen Paradiesvögeln, Künstlerinnen oder sowas in gewisser Weise toleriert, ja...aber eben nicht *im normalen* Leben,
im Alltag war das doch eher verpönt. Das hat sich erst ganz langsam etabliert, das geht nicht in kurzer Zeit.
Stichworte: Veränderungen & Gewohnheiten
Jeder, der schon mal eine Diät über einen längeren Zeitraum durchgezogen hat,
weiß wie schwer es ist alte Muster zu durchbrechen und durch neue Gewohnheiten zu ersetzen.
Gewohnheit entsteht durch lernen und erinnern, ist fest im Unterbewusstsein verankert und greift
auch bei unseren Wahrnehmungen. Was uns schmeckt, gefällt und Spaß macht hat auch ganz viel mit erinnern
und Gewohnheiten zu tun.
Wenn ich jetzt zurückdenke als ich mir mein erstes Tattoo habe stechen lassen...in einem Wohnzimmer,
die Nadeln im Backofen (!) sterilisiert (wenn man das überhaupt so nennen kann) und der Typ wohnte kurz vorher noch in einem Zimmer mit Gittern vorm Fenster!
Tja, da gab es aber noch nicht an jeder Straßenecke Tattoo-Studios und den Begriff Piercing kannte auch noch niemand.
Der gleiche Typ hat mir auch das Nasen-Piercing verpasst. Ich habe das bei einer Inderin gesehen, fand das genial schön
und wollte es unbedingt haben. Eins an der Lippe habe ich mir später selbst gestochen.
Und was denkt ihr was das für Reaktionen bei den Mitmenschen gab?
Bei Kopfschütteln, lachen, glotzen oder sowas blieb das nicht.
Ich durfte mir üble Beschimpfungen anhören bis hin zu: *sowas hätte man früher vergast!*
Ja herzlichen Dank auch. :s034:
Und heute? Gibt es Tattoo- & Piercing-Studios wie genauso häufig wie Dönerbuden und Barbershops.
Kein Mensch regt sich mehr darüber auf. War es bis vor kurzem noch Usus die Namen der Kinder
aufs Auto zu kleben, werden sie heute mit Sternchen und Gedöns auf den Unterarm gestochen.
Jede Supermarktkassiererin trägt Piercings im Gesicht und niemand interessiert sich dafür.
Ich habe meine aus dem Grund schon lange entfernt, weil ich mein Anders sein auch pflege
und die Stimmen hier verstehen kann, die gar nicht wollen das Strumpfhosen an Männern normal werden.
Ich kann mir aber schon vorstellen, dass es (wenn es genug tun und das Bild in die Öffentlichkeit tragen)
irgendwann Normalität werden könnte.

Und zum jeweiligen Outfit selbst:
ich finde es wird sehr nach außen transportiert, ob ich mich mit dem was ich anziehe (und ja irgendwie auch darstellen will)
wirklich identifiziere und es auch lebe! Da braucht es ein gesundes Selbstbewusstsein und Authentizität.
Nicht zuletzt entscheidet sogar die Körperhaltung und Mimik wie wir von anderen wahrgenommen werden!
Und natürlich sollten Schnitte und Farben auch zur Körperform und zum Typ passen.
Auf mich wirken Strumpfhosen an Männern am ehesten männlich, wenn sie in einem sportlichen Kontext stehen.
Aber das ist natürlich wieder eine persönliche Wahrnehmung ;-)
Eigentlich ein echt komplexes Thema, aber auch sehr interessant!

Der Herr Osterberg bringt es schneller auf den Punkt:
 
Sehr gut auf den Punkt gebracht . Und das Foto sagt ja auch alles .
Zeiten ändern , Moden ändern, ( wenn auch vielleicht seeehr langsam .
Wer stört sich heute noch an Punks mit grünen Haaren . ?
Man nimmt’s zur Kenntnis, sagt sich vielleicht- nichts für mich und geht weiter . So sollte jedenfalls die Regel sein was allerdings nicht immer ist ...
 
Trägt nicht wenigstens ein Mann auf der Welt zum Männerrock, also Schottenkilt statt angeblich gar nichts drunter im Winter wenigstens Männer- oder Frauen -FSH , dünn oder blickdicht drunter? Kann ja wohl nicht so dramatisch sein, wenn schon der Rock akzeptiert ist.
 
Faser66, das sind alles absolut valide Punkte und Argumente, die du da bringst, und ich stimme dir zu, wenn du sagst, Normen verändern sich, und die Gesellschaft wird toleranter. Gott sei Dank!!! Und dass Strumpfhosen gemeinsam mit sportlichem Outfit (Jogging, Radfahren, ...) von der "Gesellschaft" nun schon fast akzeptiert (oder sagen wir besser: geflissentlich igrnoriert) werden, ist ja auch schön. Aber ich bleibe dabei, ein im Alltag sichtbar Strumpfhose tragender Mann betont alles mögliche, vielleicht seine Experimentierfreude, seine Unangepasstheit, seine Kreativität (naja...), aber sicher eines nicht: Seine Männlichkeit. Ist aber doch auch kein Problem!!! Wir Männer brauchen nicht immer "männlich" sein, wir haben auch unsere "zarten" Seiten, das ist ja nichst Schlechtes. Aber eines bleibt: Die Strumpfhose ist kein Symbol der Männlichkeit.

Wer das Gegenteil behauptet, der erinnert mich ein wenig an die Leute, die gerne Bier trinken und als Rechtfertigung irgendwelche obskuren pseudowissenschaftlichen Artikel hervorkramen, in denen behauptet wird "So gesund ist Bier! Die Heilwirkungen des Gerstensaftes!" ...
 
Ich trage seit ca. 18 Jahren FSH bzw. Strumpfsöckchen im Sommer ! Ich bin auch schon öfters angesprochen worden - nur von Frauen - warum ich dies Nylon - Dings trage! Meine Antwort ist immer - weil ich finde - es ist besser zu tragen als das Baumwollzeug!
 
Relax - genau das steht im Weg „ männlich sein und keine zarte Seiten haben„ . Und das immer , meistens.
Es kann nicht sein was nicht sein darf . Fängt doch schon mit gewissen Farben an zb. Rosa , rot und ähnliches.
Frauen haben kein Problem damit sowohl feminin oder ggf. auch etwas maskulin zu wirken .
Der harte Holzfäller im rosa Hemd ...
Geht nicht , darf nicht sein .
Die Frau bei der Polizei mit Gummiknüppel und abends mit Strumpfhosen und Rock auf der Party , das funktioniert....
Es gibt auch Kampfpilotinen , Fregattenkapitäninen .... abends dann mit Strumpfhosen und Ballkleid.

Irgendwie ist es müßig drüber nachzudenken.
Lieber irgendwie und irgendwo machen , Nische suchen ..
Die nächste Party kommt am We..!
 
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Sehr interessanter Film von Daphne ! Er erklärt einiges aber es bleibt offen was kommt . Aber niemand hat halt eine Glaskugel ...

Habe mir den Film auch aus der Mediathek gezogen, kurz mal rein geschaut, aner das war schon sehr interessant.
Es gibt mehrere Teile zu dem Thema, werde alles ziehen und in ruhe ansehen
 

Nicht, dass ich Daphne das wiederholte Lob für das Zitat des Beitrags nicht gönnen würde und ich weiß auch nicht, wo sie ihn her hat. Aber mecki hat auf diesen Beitrag schon vor zwei Wochen hingewiesen (http://www.strumpfhose.net/forum/st...ipp-mediathek-zum-thema-mode-allgemeinen.html). Also Ehre, wem Ehre gebührt ;-).

Noch was zum Thema "Männer in Strumpfhosen": Ich hab' am Sonntag einen sportlich gekleideten Radfahrer in "Funktionstights" gesehen, die waren am Hintern, ich weiß nicht ob von Anfang an oder vom vielen Radeln, so transparent, dass der weiße Slip durch schien wie unter einer 20 den FSH. Und wir unterhalten uns hier darüber, ob eine blickdichte Strumpfhose unter knielangen Shorts männlich genug ist oder nicht *g*.

Grüße
Paule
 
Zuletzt bearbeitet:
Solche dünne Radlertights wo man den Slip durchsehen kann, habe ich auch schon mitbekommen.Interessierte aber niemanden..
 
Es ist spannend, diesen Artikel zu lesen. Eventuell kann auch meine Meinung Impulse geben. Ich persönlich sehe es fürchterlich gern, wenn meine Frau Feinstrumpfhosen und Kleider trägt, weil sie wunderschöne und glatte Beine hat. Das berührt mich und nicht nur aus erotischer Hinsicht. Daher kann ich mir aus meiner Perspektive die Strumpfhose in der Herrenmode nicht vorstellen. Ich bin hier nicht voreingenommen, Klischee denkend, sondern lasse hier rein mein Modeverständnis wirken.

Der Feinstrumpf wirkt auf mich als Verstärker, die weibliche Note noch deutlicher zu zeigen. Je mehr Nylon gezeigt wird, umso stärker. Ich bin mir sicher, dass Frauen sehr oft und aus diesem Grund Nylons tragen. Sich deutlich weiblich zu zeigen, unterstützt durch die Modebranche.

Das ist auch für mich der Grund, die gezeigten Bilder in diesem Forum der Herren in Strumpfhosen als maximal "ok" zu sehen. Sie bewegen mich aber nicht, es als Herrenmode einzustufen. Ich behaupte, dass ich mit dieser Meinung nicht allein dastehe. Mein Auge diktiert mir einfach zu stark das Verständnis, dass Nylon in der Damenmode angesiedelt ist. Meiner Frau würde es ganz bestimmt nicht gefallen, würde ich zu kurzen Hosen glänzende Nylons tragen. Nach Ihrem Geschmack sollten die Herren Ihre Schultern und den Po durch gut geschnittene Hosen und Hemden betonen.

Ich persönlich kann nur mit den Einwänden anderer Schreiber mithalten: Jeder muss für sich im Klaren sein, wie sein Modeverständnis mit Reaktionen in der realen Welt zurecht kommt. Die Realität ist gemein und nutzt gnadenlos alle Stolpersteine aus, um seinen eigenen Vorteil auszuspielen.


Zum Thema: Ein erster Ansatz ist für mich die blickdichte Strumpfhose, die dezent sichtbar unter dem langen Hosenbein hervorschaut.

Zum Abschluss noch ein Ereignis im Büro vor ein paar Wochen: Ich habe einen roten Pullover getragen, der leider schon arg ausgeleiert gewesen ist. Jeden Tag mache ich mit meiner langjährigen Kollegin und auch guten Freundin in der Mittagspause einen Spaziergang. Ich zog mir meine Jacke an und meine Kollegin meinte sehr ernst "... bitte ziehe doch deinen Pullover hoch, sieht ja aus, als würdest du ein Mini-Strickkleid tragen..." Ich wusste erst gar nicht, was sie meinte, aber im Spiegel schauend, musste ich schmunzeln. Es sah wirklich so aus, hat mir auch nicht gefallen. Sie hatte es bestimmt nicht böse gemeint, aber schon recht deutlich ihr Verständnis gegenüber Herrenmode deutlich gemacht.
 
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