> Ich habe mir vorgestern den Film auf Arte angeschaut. Er hat mich
> in seinen Aussagen und Bildern eher verunsichert. Aber vermutlich
nicht notwendig
jeder ist anders.
> unter meiner Oberbekleidung und auch im Wissen meiner Frau, die
> jedoch nicht unbedingt begeistert ist.
a) ok b) schade.
> Allerdings habe ich permanent das Bedürfnis, die Feinstrumpfhosen
> offen zu tragen und zu zeigen. Hier dürfte tatsächlich mein Fetisch
wenn man etwas mag, aber nicht zeigen zu dürfen vermeint, kann man das gefühl von "zwang" haben. in wahrheit ist es ein bedauern, etwas nicht tun zu können, was man als gut erkannt hat.
> Das Tragen eines Rockes wäre für mich die Möglichkeit,
> Feinstrumpfhosen offen tragen zu können.
genau
> Eine Frau möchte ich deshalb aber nicht werden, ich möchte auch
> keine künstlichen Brüste, keinen BH, keine langen Haare und mich
ich auch nicht -- ich möchte ich selbst sein. was keine abgrenzung von frauen ist, sondern eher vom starren männerbild, aber ohne ins gegenteil zu kippen.
> als Mann einen Rock mit Strumpfhosen offen zu tragen – als Teil
> meiner ansonsten männlichen Kleidung. Natürlich kann ich dies
> auch jetzt tun, ohne strafrechtlich belangt zu werden, müsste
> aber vermutlich mit spürbaren beruflichen und gesellschaftlichen,
> vielleicht auch familiären Konsequenzen rechnen.
ich hab's gemacht, und es haben sich so gut wie keine "konsequenzen" ergeben. ganz im gegenteil, die zustimmung überwiegt massiv. natürlich werden sich die dummen leute, die einen einmal wo sehen, niemals daran gewöhnen. damit muß man leben
es ist sozusagen nur eine wahrheit, wenn sich seidel unter fußballfans aufhält. aber ich finde es gut, daß er diesen alltagsfaschismus zeigt.
> Ich finde das „Projekt“ von Christian Seidel deshalb grundsätzlich
> sehr mutig, weil er sich ja auch einer gesellschaftlichen Ächtung
ich weiß nicht, ob er mutig ist, jedenfalls hat er die sache medial verarbeitet und "wir" haben dadurch presse.
> ob Christian Seidel das Ziel des Projektes, sich in die Rolle und
> Situation einer Frau hineinzuversetzen, nicht doch vorschiebt, um
> für das Ausleben seines Transvestismus oder seines Fetisch eine
> Begründung zu haben.
ja und nein. a) sicher ist er "wie wir". b) ich habe sofort die formulierung "weder schwul noch transvestit" sehr schlecht gefunden. somit ist er ein cooler mann, der sich was traut, wir anderen aber immer noch perverse ... es ist aber umgekehrt: wir alle sind "normal" und bei verstand, wir haben lediglich erkannt, daß die behauptung, strumpfhosen würden nur frauen gefallen, nicht stimmt
uns gefallen sie auch, so wie dem seidel.
ich finde es unnötig vom seidel, daß er sich eine perücke aufsetzt und einen busen reinstopft. damit geht rock und strumpfhose also doch wieder nur mit einem bestimmten geschlecht zusammen ... also haben wir die stereotypie noch nicht verlassen.
> Ich glaube nicht, dass man als Mann, nur weil man Frauenkleidung
> trägt und sich dem äußeren Bild einer Frau optisch angenähert hat,
> tatsächlich dem Befinden, den Problemen und gesellschaftlichen
> Zwängen einer „echten“ Frau nahe kommt.
ein bißchen schon. man erlebt, wie es ist, wenn man von männern ungeniert angestarrt und sexuell abgeschätzt wird. das erlebt jede frau auch.
> Auch wenn für Frauen mehr Freiheiten in der Mode und Kleidung
> bestehen, gelten doch auch wieder andere Zwänge für sie.
natürlich. sie werden genauso diskriminiert wie transvestiten. man ist das nur so gewöhnt, daß man es buchstäblich nicht bemerkt. es bedarf immer langer beweisführung, daß das jemand zu sehen lernt.
> die beruflich eine sehr dominante Rolle ausfüllen, dass sie sich
> in der Familie dem Ehemann eher unterordnen und ihm eine
> vermeintliche Führungsrolle überlassen, selbst wenn er kann
die stereotypen muster, "wie die dinge sind", sind grundlegend für unser weltverständnis. deshalb fällt dies den meisten menschen gar nicht auf -- weder männern noch frauen. man tut also auch nachteilige dinge -- wenn man gar nicht weiß, daß es eine alternative gibt. so diskriminieren sich natürlich auch frauen selbst. die stereotypen vorstellungen und erwartungen an andere engen den blick ein und erlauben nur noch eine bestimmte interpretation der dinge. deshalb zucken die leute zusammen, wenn dinge nicht "zusammenpassen". zusammenpassen ist also ein vorurteil, keine objektive wahrheit.
> es mit einem biologischen Mann zu tun zu haben. Bei der
aber das macht nichts. die ablehnung, die ein mann in frauenkleidung erfährt, ist nichts anderes als der sonst zurückgehaltene, aber präsente haß (und die lust) auf die frauen. um das tragen weiblicher kleidung für "schlecht" zu halten, müssen frauen selbst "schlecht" sein. somit beweist auch seidel, so wie wir alle, ständig den gender-rassismus einer großen zahl von menschen. derer, die uns verächtlich ansehen.
genaugenommen sind alle menschen "fetischisten", weil sie bestimmten kleidungsstücken ein geschlecht geben. somit ist dieses "ding" wichtiger für sie als das, was darunter steckt. unlängst hat sich ein kollege mehrmals über den sex-appeal meiner lila strumpfhose geäußert, bis ich ihm gesagt habe, er scheine ein fetischist zu sein, da er von dem ding so sehr vereinnahmt sei, obwohl doch ICH drinstecke :-D das hat ihn sichtbar nachdenklich gemacht: das ist wahr. für mich paßte es nur zu meinem lila outfit, so wie es bei jeder frau der fall ist. die farbe ist nur eine farbe -- oder evoziert gleich erotik und attraktivität ...
> Vielleicht kommt bei dieser Diskussion ja ein offenerer Umgang
> mit den Geschlechterrollen heraus und ich kann bald anstelle
das ist das gute daran.
> einer Hose auch einen Rock mit Feinstrumpfhose anzuziehen. Ich
> würde es mir wünschen.
das wahre hindernis liegt in dir selbst. du mußt selbst dahin kommen -- die anderen leute sind kein hindernis. wenn du bereit bist, gehst du raus. nach ein paar anfangsängsten ist alles gut. immer freundlich bleiben.
lg p.