Das sich jeder seine "Realität selber macht" - wofür Placebo ja, wie ich schon gesagt habe, mit seinem eher schlechten Witz doch ein sehr gutes Beispiel geliefert hat - habe ich bisher hier auch eher im übertragenen Sinne gesehen. Wenn jemand der Meinung ist, dass die Erde flach ist oder dass Tulpen Rosen sind, dann wird es dadurch nicht wahr, aber wenn er fest daran glaubt, dann ist das eben "seine Realität". Auch wenn diese Beispiele jetzt blöd gewählt sind, weil das irgendwo nichts halbes und nichts ganzes ist. Klar kann man da auch von verschobener Wahrnehmung oder Irrglauben sprechen - aber für denjenigen ist das halt seine "Realität". Im übertragenen Sinne eben.
Mir fällt dazu gerade die Reportage über einen Autisten ein, die ich mal mit meiner Mutter gesehen habe - er hat irgendwann die Schranken seines Autismus durchbrechen können und kann mittlerweile ein normales Leben führen, nimmt aber seine Umwelt anders wahr als nicht Autistische Menschen: so kann er zum Beispiel andere Menschen nicht richtig erkennen und nimmt Menschen, die er mag oder die ihm Sympathisch erscheinen nur als "Buntschatten" (wie er es beschreibt) oder Menschen die er nicht mag als Fledermäuse wahr. Wer wirklich vor ihm steht erkennt er erst, wenn er die Stimme hört oder wenn sich derjenige ihm vorstellt - ähnlich wie bei "Gesichtsblinden" Menschen. Axel Brauns heißt er und er hat darüber auch ein Buch geschrieben, das "Buntschatten und Fledermäuse: Mein Leben in einer anderen Welt" heißt.
In diesem Zusammenhang fallen mir auch noch sogenannte "Synästheten" bzw. Synästhetiker ein, die zum Beispiel Töne auch hören oder schmecken können. Natürlich nicht wirklich, so dass andere diese Farben auch sehen oder den Geschmack wahrnehmen können. Hier erstreckt sich nur die Wahrnehmung intern auch auf andere Sinne und macht darüber hinaus für sie bestimmte Töne auch unverwechselbar und wieder erkennbar, was sich bei vielen Synästheten auch in einem besonderen Talent für Musik oder das spielen von Instrumenten wiederspiegelt. Für sie gehört es zur gelebten Realität, dass sie bei einem Ton von 400Hz meinetwegen die Farbe rot sehen, bzw. wahrnehmen, was andere um sie herum aber nicht tun.
Es gibt also noch viel mehr zwischen schwarz und weiß, wie so oft.
Aber hier ist es wohl eher im übertragenen Sinne gemeint, bzw. hab ich das bisher auch so verstanden.