Ich finde die Diskussion über Glauben interessant, weil ich tatsächlich glaube.
Was mir dabei immer leicht säuerlich aufstößt, sind zwei Dinge.
Zum einen die muntere Vermischung zwischen "Religion", "Institution (Kirche, Sekte) und dem ganz persönlichen Glauben im Sinne einer persönlichen Überzeugung.
Zum anderen die Vorstellung, man könne "Glauben" auf irgendeine Weise "logisch" oder "faktenbasiert" begründen. In Verbindung mit dem ersten Punkt, kann man sich da gern verzetteln.
Also, was ist für mich Glauben und was ist es nicht?
Mein Glaube ist nichts, wovon ich missionarisch oder sonstwie irgendwen überzeugen muss, ich muss ihn nicht mal mit anderen teilen, obwohl das häufiger einmal einfach so passiert.
Ich brauche auch keine alten Texte, Propheten oder Interpreten meines Glaubens, die mir mit Drohungen oder Verlockungen nahelegen wollen, wie ich zu glauben habe. (Obwohl in alten Texten schon immer auch etwas Nachdenkenswertes zu finden ist.)
Glaube ist für mich Vertrauen.
Vertrauen in mich und darin, dass jedes Leben Spuren hinterlässt und das Leben der anderen besser machen kann.
Vertrauen darin, dass meine verstorbenen Liebsten nicht tot sind, sondern mit ihrem Vertrauen, ihrer Liebe zu anderen Spuren hinterlassen haben, die die Welt nach ihrem Tod anders und vielleicht ein bisschen besser zurückgelassen haben, als sie vorher war.
Das Vertrauen, dass sich auch nach meinem Tod und mit meinem Leben die Welt ein klein bisschen zum besseren verändert hat und sich hier und dort etwas von meinen Bemühungen fortsetzt.
Auch das Vertrauen, dass mich Zweifel weiterbringen, dass ich Fehler machen kann und darf und dass ich gerade deswegen hier und da wieder einen Schritt mache, der die Welt, unser Leben ein wenig besser macht.
Das Vertrauen, dass es auch andere Menschen gibt, die mir auf die ein oder andere Weise Anstoß geben, mein Handeln und Denken zu hinterfragen, und auch das Vertrauen, dass - und jetzt wird es natürlich schon ein wenig esoterisch, bzw. abstrakt - die Welt, wie wir sie erleben, sich selbst organisiert.
Glaube, Vertrauen in etwas, was nicht zu fassen ist, vielleicht ein Prinzip, das nur deshalb existiert, weil die Kombination aus unserem Geist, Körper und unseren Gefühlen es entstehen lässt. Vielleicht ist das für mich Gott.