Ich habe da jetzt ne Weile nachgedacht und ... ach, ich schreib mal relativ ungeordnet meine aktuellen Gedanken:
Mir gefällt die Idee des Jan van Aken. China mit ins Boot zu holen, als Vermittler. Das könnte deutlich aussichtsreicher sein, als die bisherigen Bemühungen der Trump Administration.
Ja, möglicherweise ist das tatsächlich keine schlechte Idee. Als ich das gedanklich hin und her wälzte, hatte ich trotzdem immer die Bedenken im Kopf, dass die chinesische Führung als oberste Priorität in den letzten Dekaden die chinesische Wirtschaft und deren Wachstum gesetzt hat.
Irgendwelche Menschenrechte scheinen nicht sonderlich geachtet zu sein, daher war das Wachstum auch mit billigen Arbeitskräften, die quasi rechtlos sind und eben auch rücksichtsloser Industriespionage und ähnlichem bislang gut zu steuern.
Staatlich gesteuertes Preisdumping steht dabei neben immensen staatlich finanzierten Forschungs- und Technologiehöchstleistungen an der Spitze.
Man hat sich in Peking ja auch aus dem Krieg, den Putin gegen die Ukraine führt, herausgehalten und macht weiterhin gute Geschäfte mit den Oligarchen in Moskau.
Das kommt umso mehr zu pass, als mit dem moderat steigenden Wohlstand im Durchschnitt viele Chinesen Tendenzen an den Tag legen, sich nicht ganz so wie gewünscht zu verhalten und ihren Lebensstandard einfordern.
Der langen Rede kurzer Sinn, die Führung in Peking hat sicher einen verhältnismäßig kurzen Draht zu Putin und seinen Mitarbeitern, wir sollten uns aber keine Illusionen machen, dass Peking in Dairgendeiner Form für die Interessen eines "ukrainischen Volkes", für Befindlichkeiten der Europäer bezüglich eines militärisch angegriffenen souveränen Staates oder gar gegen die Führung der russischen Oligarchie, die diesen Angriff führt, Partei ergreift.
Chinas Wirtschaftsmacht fußt seit langem auf Marktbeherrschung, staatlichem Dirigismus und Fokussierung auf ausschließlich wirtschaftlichen Erfolg und das zeigt sich ja auch deutlich darin, dass sie die westlichen Sanktionen gegen Putin nicht nur nicht mittragen, sondern im Gegenteil daraus aktiv Wirtschaftvolumen generieren.
Daher vielleicht das Grummeln in meinem Bauch, wenn Xi nun als Vermittler in diesem territorialen Konflikt ins Spiel gebracht wird.
Vielleicht würde man da den Bock zum Gärtner machen?
Mittlerweile (eigentlich schon seit circa 15 Jahren) fehlen in Europa wichtige Schlüsseltechnologien. Keine Reinstchemikalien, keine eigenen Fabs für konkurrenzfähige Chips, im Rahmen regenerativer Energie (Solar, Windkraft) läuft in Europa auch fast nichts mehr, ebenso sieht es in de Robotik düster aus. Und von KI will ich gar nicht erst anfangen. Ach ja und dann Batterietechnik und Elektroautos - eine relative Lachnummer. Also was Bitteschön soll Europa selbständig reißen können?
Ja, andere Baustelle und da denke ich gern mal in die ganz andere und extremere Richtung.
Wir sehen, dass wir mit der "alten" Technologie, mit der exzessiven Nutzung von fossilen Brennstoffen, aber auch mit vermeintlich "moderner" Technologie, der Verwendung von seltenen Erden, Lthium, und anderem mehr, unsere Umwelt zerstören.
Das alles glaube wir zu brauchen für unseren "Lebensstandard", die KI muss jederzeit über das aktuellste Telefon befragt werden können, das Smarthome muss die zahlreichen Lichter im und ums Haus jederzeit per Zuruf steuern können, natürlich fahren wir gern mit dem 3-Tonnen-Monster-SUV elektrisch, wenn denn auch an jeder Straßenecke eine Ladesäule errichtet wird, nicht dass noch am Sonntagmorgen auf dem Weg zur Bäckerei und den Sonntagsbrötchen der Akku schlapp macht.
Der Robomäher hat über Nacht noch ein paar Igel gemäht, damit zum mittäglichen Brunch der 1000 Euro-Grill für den Besuch und eine leckere Mahlzeit mit jeder Menge billig "produziertem" Fleisch befüllt werden kann, dazu ein Gläschen Champagner, den ein ausgebeuteter Billiglieferant auf dem Lastenrad auch sonntags... ach nein, das kommt ja mit der Drohne, deren Akku erst nach einem Jahr nicht zu recyclen ist, und daher in ein armes Land exportiert wird, wo dann andere Leute dabei krank werden, es umweltzerstörend zu rezyklieren.
Die Kinder sitzen derweil vor dem Viertfernseher... nun ja, ich will es nicht zu weit treiben, aber das ist heute nicht das Leben, das nur jemand lebt, der Großindustrieller ist, sondern, das ist der (allenfalls noch gehobene) Mittelstand.
Ich habe den Eindruck, dass das Problem nicht ist, was wir tun, sondern schlicht und ergreifend, wie viele das tun.
Das fängt bei peruanischem Spargel und Erdbeeren im Supermarkt im Dezember an und hört bei der Erwartung, dass eine kleine Großstadt wie Mönchengladbach sich doch bitte mindestens drei Freibäder mit einer Wassertemperatur vom mindestens 25° leisten müsse und die Eintrittspreise bitteschön nicht über 5 Euro liegen sollten, nicht auf.
Um zu deinem Punkt zurückzufinden, dass "wir" keine führenden Technologien beherrschen, vielleicht sollten wir einmal versuchen, zu führen, indem wir achtsamer mit dem umgehen, was wir haben.
Solartechnologie und Windkraft wurden anfangs in Deutschland sehr vorangetrieben, die Politik hatte daran aber nicht mehr wirklich Interesse, das wurde als Randtechnologie stiefmütterlich behandelt.
Andere Länder sprangen auf und nun kaufen wir das alles zu.
Bei allem Interesse an neuen Technologien, Wissenschaft und dem, was der Mensch so alles leisten kann, frage ich mich manchmal, ob "wir" vielleicht mal wieder ein bisschen Zeit bräuchten, das alles und was es mit uns macht, zu reflektieren?
Und um jetzt völlig abgehoben den Bogen zurück zu XI zu spannen, vielleicht braucht es das alte Europa als Korrektiv für das wirtschafts- und technologie- fetischistische China?
Oder um es ganz idealistisch zu betrachten, vielleicht hat AJR ja recht und wir können in Europa zeigen, dass es miteinander besser geht als mit der ewigen Idee, wenn man nur überlegen wäre, würde man die Welt verbessern?