Meine Erinnerungen an die Rocky Horror Picture Show sind eher negativ.
Zum ersten Mal habe ich den Film als Schüler gesehen, nachdem wir unseren Englischlehrer überzeugen konnten, dass es doch ein gutes Thema für den Unterricht war und man die Schulstunde auf den Abend verschieben konnte. Der Film lief in einem winzigen Programmkino, wo der Betreiber noch das Geld mit der legendären Zigarrenkiste eingesammelt hatte.
Zwar schwebte den meisten, mich eingeschlossen, vollmundig vor, sich dem Film entsprechend zu kleiden.
Aber schließlich scheiterte das Vorhaben an ganz banalen Gründen. Zum einen, meine Mutter hätte mir etwas gehustet, wenn ich so ins Kino gegangen wäre, auch wenn man den schulischen Aspekt vorgeschoben hätte, aber dafür hatte sie zu viele bombensichere Verstecke von mir ausgehoben.
Daher brauchte ich auch nicht auf die übrigens im elterlichen Haushalt nicht vorhandenen Ausrüstungsgegenstände zu hoffen. Selbst wenn es gelungen wäre, das Outfit vor den elterlichen Augen zu verbergen, wie hätte man daran kommen können?
Auf die in die Richtung ein wenig verständnisvolle Oma zu bauen schied auch aus, da ich sie nie in Netzstrümpfen gesehen habe und es mir auch nicht in der kühnsten Phantasie hätte vorstellen können. Das ihr Enkel damit zu einem Horrorfilm geht hätte sicher auch ihre Vorstellungskraft überfordert.
Ende der 70er wäre die einzige Möglichkeit gewesen, Tante Beate oder eines ihrer Geschäfte zu besuchen, aber da flog man ja gleich am Eingang aus Altergründen raus. Mitschülerinnen anzusprechen, ob sie Strapse und/oder Netzstrümpfe ausleihen können, erschien zu utopisch, denn selbst wenn sie in Besitz davon gewesen wären, was ja mehr oder minder in dieser Zeit auszuschließen war, hätten sie es ja unter Umständen für diesen Abend selber gebrauchen können. Selbst die preisgünstigste Light-Variante, eine Netzstrumpfhose, erschien in unerreichter Ferne, da es diese zu der damaligen Zeit höchstens zu Karneval zu kaufen gab und es nicht Saison war.
Das Ende vom Lied:
Wir kamen alle ausnahmslos brav in Jeans und Parka, so wie wir alle Tage rumgelaufen sind, auch die Mitschülerinnen. Somit war es auszuschließen, dass sie diese Acessoires nicht in ihrer Schublade hatten oder bei erfolgreicher Besorgung das Vorführen trotz des Filmes mehr als peinlich war.
Da der besondere Reiz des Spektakels nicht aufkam muss ich gestehen, dass ich damals nicht alles vom Film mitbekommen habe, sondern zeitweise meine Augenlider auf innere Verletzungen abgesucht habe.