Interessantes Thema! Darf ich etwas beifügen?
Mit etwa 13 habe ich bewusst erlebt, dass ich anders ticke als meine Mitschüler. Aber schon lange vorher hatte ich diese Leidenschaft für Nylon(erinnere mich an Szenen, wo ich die Nylons meiner Mutter über den Kopf gezogen habe, da war ich nicht älter als 5). Mit 13 habe ich mir dann die Geschlechterfrage gestellt, aber Angst gehabt vor einer Op (ohne eine reale Chance zur Umsetzung gehabt zu haben). In den Zeitschriften war das Thema damals hoch im Kurs und ich habe jeden Artikel dazu mit roten Ohren verschlungen. Als ich dann in das Alter kam, wo ich für mich Konsequenzen hätte ziehen können, war wieder die Angst da, es könne etwas schief gehen. Aber das Thema schlief nicht ein. Heute bin ich froh, dass ich keine OP habe machen lassen, die Mitstreiter, die todunglücklich über die OP sind, werden ja leider in den Medien nicht erwähnt. Nur auf indirekten Wegen tauchen ja dann manchmal Zahlen auf. Erschreckend, wenn man die Selbstmordrate bedenkt.
Auch ohne OP fühle ich mich mehr als Frau, auch wenn ich viele männliche Eigenschaften habe. Ein Mischwesen sozusagen. Überall fremd, nirgens zu Hause.
Den Zwang(?) mich in feine, glatte Stoffe zu hüllen, bin ich nicht los geworden. Manchmal habe ich diesen Zwang als Belastung empfunden (nachts wach gelegen, weil ich mir den Kopf zerbrochen habe, was ich am nächsten Tag anziehen soll
), in manchen Phasen aber auch als Hochgefühl. Jeder Tag ohne Nylon, ein vergeudeter Tag!
Das andere Geschlecht? Da habe ich nicht viel Glück gehabt. Seltsamerweise haben die immer in mir den Super-Macho gesehen. Vielleicht weil ich ganz unvoreingenommen auf die "Schönheiten" zuging, an die sich die anderen gar nicht rantrauten. Ich wollte ja auch gar nichts von denen, sondern habe eine "Freundin" gesucht (eine lesbische!).
Aber die Mädels wollten mit mir als Mann ins Bett. Pech, das war nicht mein Ding. So habe ich immer mit den Mädels rumgehangen, aber keine "gefreit".
Strumpfbeine gab es damals jede Menge zu sehen. Kaum ein Mädchen hat Hosen getragen. Die waren ja auch ganz scharf drauf, Nylons zu tragen, erwachsen zu sein und nicht mehr die Strickstrumpfhosen tragen zu müssen. Pumps galten als hocherotisch und wehe eine trug zu hohe Absätze!
Ach ja und nackte Beine gingen gar nicht. Unanständig! Selbst im Hochsommer! Erlaubt, nur an der Strandpromenade. Wir wohnten damals in einer großen Stadt und ich kann mich nicht entsinnen, jemals eine Frau ohne Strümpfe gesehen zu haben. Und ich habe da immer mit sehr wachen Augen drauf geachtet.
In der Grundschule hatten wir eine sehr hübsche junge Lehrerin, die hat mich ein Jahr lang ganz verrückt gemacht. Ihr Mann hatte nämlich einen tödlichen Unfall und deshalb lief sie ein ganzes Jahr in schwarz herum und natürlich auch in schwarzen Nylons. Und bei so einem Anblick sollte ich mich auf den Unterricht konzentrieren!
Ob mich das "geprägt" hat? Sicher, aber die Nylonleidenschaft steckte schon vorher in mir.
Vielleicht ist auch noch bemerkenswert, dass ich als Kind ständig von Mädchen umgeben war, die immer in ihrer Unterwäsche (in Unterhemd und Unterkleid wohlgemerkt, einen BH habe ich da nicht zu sehen bekommen) durch die Wohnung liefen. ich hatte drei deutlich ältere Schwestern und über uns wohnte eine Familie mit ebenfalls drei Töchtern. Ich, gerade mal 4 oder 5 jahre alt, war ständig in deren Obhut, weil meine Mutter andere Dinge zu tun hatte.
Und was haben die Mädels die ganze Zeit gemacht? Vorm Spiegel gestanden und Klamotten anprobiert oder sich gestylt, wenn es irgendein Fest gab. Ihre Kleider haben sie dann erst ganz kurz bevor es los ging angezogen, geschminkt wurde sich im Unterkleid und petticoat (war damals in).
Kurze Nebenbemerkung: ohne Unterrock oder Unterkleid ist damals keine Frau und kein Mädchen rumgelaufen. Wenn ich heute so sehe, was im Netz für absurde Bekleidung als Retro oder Vintage gezeigt wird, muss ich immer schmunzeln. Soo ist keine angezogen gewesen.
Heute denke ich, dass die meisten Frauen verlernt haben, feine Stoffe zu geniessen und sich grazil zu bewegen. Von ganz seltenen Ausnahmen mal abgesehen. Mir begegnen da eher lauter Lara Crofts, Miss Piggies und Hella von Sinnens.
Meine Versuche, Frauen kennenzulernen, die auch einen Nylon-Fetisch haben, waren nicht sehr erfolgreich. Es gab da mal eine, die ging nie ohne Korselett oder Long-BH und Hüfthalter auf die Straße bzw. ins Büro, aber ich bin nie so richtig schlau aus ihr geworden, warum sie das tat. Gesagt hat sie , sie trüge das gerne, aber welche Frau sagt schon die Wahrheit?
Die anderen Frauen habe ich eher so wahrgenommen, als ob sie nicht auf sich selbst hören, sondern darauf achten, was die "anderen" sagen, denken etc. Und ja, das "Modediktat". Welche Frau kann sich da widersetzen?
Quo vadis? Ja, ich weiß es natürlich auch nicht. Je älter ich werde, um so deutlicher geht die Tendenz zum totalen Encasement. Wenn ich allein zu Hause bin, trage ich grundsätzlich immer eine Strumpfmaske (inklusive Ganzkörper-Nylon). Mich so in der Öffentlichkeit zu präsentieren, reizt mich allerdings überhaupt nicht (exhibitionistische Leidenschaften fehlen mir völlig).
Ich bedaure es aber sehr, dass ich mich nicht ungezwungen im Encasemnt mal in die Sonne legen kann oder auch im Winter mal draussen den kalten Wind auf der bestrumpften Haut zu spüren. (Siehe mein Thema:"Encasement im Urlaub").
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.