Die Geschlechtsidentität eines Menschen ist dessen interne Antwort auf den sozial normierten Zusammenhang aus biologischem Geschlecht und bestimmten Verhaltensanforderungen.
Das muß jeder selbst für sich entscheiden -- und so geschieht es auch. Die Auskunft, man sei "eigentlich" vom anderen Geschlecht, ist EBENFALLS die Folge einer andauernden Vermengung dieser beiden Bereiche. So als ob beliebige Konventionen des Verhaltens selbst ein Geschlecht hätten. Das stimmt nicht: früher trugen nur Männer Miniröcke, heute nur Frauen. Was ist jetzt daran "weiblich"? Nur die Konvention.
Was man "feminin" nennt, ist nicht Teil einer Frau, sondern das, was man einer Frau zuschreibt.
Wenn man ein Mann ist und derlei mag, wird man nicht Frau, sondern man tut etwas, was die Gesellschaft "feminin" nennt.
Der Mensch fühlt sich aber verpflichtet, wieder ein konsistentes Selbstbild anzubieten, daher behauptet er/sie, "X" zu sein. Dies wird von anderen akzeptiert, wenn ein "authentisches", d.h., normkonformes Verhalten gezeigt wird (die Norm der spezifischen Abweichung ...).
Die Kategorien sind aber nicht binär:
Geschlechtsidentität: Ist man ohne geschlechtliche Identität, oder neigt man der "männlichen" und "weiblichen" in verschiedenem Ausmaß zu?
Geschlechtsausdruck: Stellt man sich neutral dar, oder mehr oder weniger "maskulin" bzw. "feminin"?
Eigene Sexualität: Ist man asexuell, oder neigt man mehr oder weniger einer "männlichen" bzw. "weiblichen" Sexualität zu?
Sexuelle Orientierung: Ist man desinteressiert, oder wird man mehr oder weniger von "männlichen" bzw. "weiblichen" Aspekten eines anderen angezogen?
Soziale Orientierung: Ist man desinteressiert, oder mag man die Gesellschaft von mehr oder weniger männlichen bzw. weiblichen Aspekten anderer?
Was ist man nun nach herkömmlicher Terminologie, wenn man diese Kategorien mal durchdenkt?
Vielleicht empfindet ein Mann gern etwas, was er "weiblich" nennt, erscheint anderen dabei als "Mann mit Rock", möchte sexuell eher "passiv" sein -- aber nicht immer, interessiert sich sexuell für ein weibliches Grundmuster evtl. mit männlicher Nuance, und trifft sich auch sehr gern mit anderen Männern zum Bier. = Was ist er/sie nun?
Und so geht es mit allen Menschen, wobei die meisten den Geschlechtsausdruck im Gesamten normkonform gestalten, aber mit starken Unterschieden im Detail. Ich kenne einen sehr muskulösen Mann, der sehr gern enge körperbetonte Kleidung, tlw. aus der Damenabteilung, trägt -- mit Sympathie für meine Röcke. Was ist der?