Ich denke früher (also um die 70/80er Jahre) wäre es genau wie im Westen kaum möglich gewesen seine Vorliebe auszuleben.
Ja, der Ossi gierte nach allem was mit Nacktheit, Porno etc. zu tun hatte. So ein Schmuddelheftchen aus dem Westen war kaum zu bekommen, geschweige denn zu bezahlen. Für mich war damals selbst der Neckermann Katalog mit den Unterwäsche -und Strumpfhosenseiten schon verdammt geil anzuschauen...
Ansonsten war der gemeine Ossi nicht toleranter oder offener als der Wessi denke ich. Auch die vielgepriesene FKK-Kultur hatte im Wesentlichen nichts mit sexueller Freiheit zu tun.
Ich schätze, dass damals ein TV oder DWT in der Öffentlichkeit ebenso Probleme von Polizei oder dem Mob bekommen hätte.
Und doch wird es sicher Verehrer des heiligen Garns auch unter Männern gegeben haben.
Eingebrannt hat sich damals bei mir eine Beobachtung, wie ein junger Mann mit kurzer Sporthose und brauner Feinstrumpfhose drunter von einer Behandlung aus der Physio kam.
Dieses Bild hatte sich förmlich in mein Hirn gebrannt. Einerseits fand ich das völlig abartig und pervers(!) - anderseits war damit irgendwie die Neugier geweckt wie sich so eine Strumpfhose wohl anfühlt. Mit dem Ausborgen von Strumpfhosen meiner Schwester begann dann auch mein "Leidensweg"
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Strumpfhosen waren teuer und nicht sehr haltbar. Schlichte 100% kratzige Kreppstrumpfhosen haben im Vergleich zum Einkommen ein kleines Vermögen gekostet. Und doch trug die moderne Frau diese Dinger mit Hingabe aus modischen Gründen. So bin ich schon früh in "Berührung" mit dem Stöffchen gekommen, da meine Mutter und Oma auch welche trugen.
Damals gab es noch Läden, in denen die Strumpfhosen repariert wurden, wenn die Laufmasche noch nicht zu groß war.
Wer Kontakte in den Westen hatte (oder D-Mark für den Intershop), der durfte auch mal Westqualität anziehen.
Später, als die Bekleidungsindustrie in der DDR aufholte, wurden auch im Osten die Strumpfhosen werthaltiger und schöner.
Leider ging damit auch fast die ganze Produktion in den Westen für die begehrten Devisen.
Aber was schwer zu bekommen ist wird oft noch begehrter. Und so zählten zu ordentlichem Kaffee und Zigaretten eben auch Nylons zu den Luxusartikeln aus dem Westen.
Irgendwie war die Mangelwirtschaft in der DDR immer präsent und auch lästig. Andererseits vermisse ich manchmal die Zeit, in der man sich nicht einfach alle Wünsche erfüllen konnte. Es gab viel mehr Kleinigkeiten über die man sich freuen konnte. Und natürlich hatte das eigene Auto oder eine moderne Wohnung eine ganz andere Wertigkeit. Ich glaube, dafür wurde wesentlich härter gekämpft als im Westen.
Der ganze Luxus um mich herum macht jedenfalls mein Leben nicht besser, manchmal allenfalls etwas angenehmer.