Nylonszene im Internet ?
Ich denke, es lohnt bei dieser Gelegenheit die ganze ganze Geschichte aus individueller Sicht zusammenzutragen, vielleicht ergebe sich da ja Parallelen, die zu Erkenntnissen über eine evtl. Szene führen könnten.
Für mich hat das irgendwann in den Kindertagen des Internets in Deutschland angefangen. Ich gehörte zu den den ersten 10000 Usern von Compuserve Deutschland, T-online gab es noch nicht und aol war technisch noch nicht so ganz startklar. Es wär die Zeit der glühenden 16k-Modems und die sensationelle Errungenschaft der miro34connect- Kommunikationskarte bescherte tagelange Schlachten um die die viel zu wenigen freien Interrupts unter dem frisch erfundenen windows95.
Als ich dann endlich das erste Mal im web war, staunte ich nicht schlecht, es gab zwar noch keine Homepage von Intel (!) , aber unter dem Stichwort "pantyhose" zeigten sich die ersten kleinen privaten Pages eben zu diesem Thema in den ersten Suchmaschinen.
Ich war begeistert, war ich doch nicht mehr allein mit meinen Gedanken und ich gewann auch schnell den Eindruck, dass die USA wohl die Heimat der heimlichen Strumpfhosenliebhaber schlechthin sein müsse.
Fortan war mein Gedankenaustausch über Männer in Strumpfhosen untrennbar mit dem Internet verbunden. Auch das Usenet erwies sich schnell als Marktplatz diverser Ströme zum Thema. Alt.pantyhose und ähnliche waren wohl die wahren Vorgänger der Internetforen.
Nun kann ich zwar von mir behaupten mich in der englischen Sprache recht gut ausdrücken zu können, allerdings nicht so perfekt, das es reichen könnte, wirklich das zu schreiben, was ich zu dem Thema denke und fühle - also waren hier recht häufig Miss.- und Unverständnisse zu erkennen, so dass der Austausch mit den Amerikanern immer etwas oberflächlich blieb.
Den Austausch mit deutschen Gleichgesinnten entdeckt eich einige Zeit später, als parsimony als kostenloser Forenanbieter in Deutschland praktisch über Nacht eine wahre Flut von Internetforen ins deutsche web brachte. Hierbei waren auch sofort in der Anfangsphase solche mit sehr kleinen Nummern z.B 474 , die sich mit meinem Lieblingsthema beschäftigten. Hier lernte ich dann , wenn auch nur virtuell und meist unter irgendeinem Nick, die ersten Leute kennen, die in der Lage waren nicht nur Kontaktwünsche zu Nylonliebhaberinnen zu äußern, sondern die auch ihre Gedanken zu diesem Thema intensiv und in der angemessenen sprachlichen Qualität mitteilen konnten.
Wenn man so will, entstand in deiser Zeit so eine Art Nylonszene, ein zartes Pflänzchen, gepflegt von Männern, die sich vorsichtig an das Thema herantasteten.
Aber sehr früh war auch klar, dass die Intentionen der Kommunakation sehr unterschiedlich waren. Und um sich von den schlüpfrigen Parkplatztreff-Ankündigungen und Primitiv-Verbalerotikern abzusetzen wurde 1998 das legendäre 1931er Forum bei Parsimony eröffet, dass sich die Gesellschaftsfähigkeit von Männern in Strumpfhosen zum Thema machte.
Auch getragen von der Neugier, die durch die Wolford-Waist-Socks ausgelöst wurde, sammelten sich hier sehr schnell, einige extrem gute Schreiber, die viel über ihre Gedanken und Konflikte berichten konnten und nicht selten passierte es, dass ein paar Teilnehmer miteinander abhoben und pholosophische Betrachtungen, gepaart mit erotisch untermalter Gesellschaftsanlyse von sich gaben. Gesellschaftliche Aspekte und deren Aufarbeitung standen hierbei im Vordergrund und man wurde nicht politisch sondern oft auch persönlich intensiv heausgefordert - so etwas verbindet.
Das war dann schon irgendwie eine Szene, eine vor allem intellektuell geprägte, die allerdings auch den Nachteil hatte, durch ihre Abgehobenheit eventuelle Neuzugänge abzuschrecken.
Hinzu kam, dass sich in dieser Zeit die Wege so langsam teilten. Denn je mehr man schrieb, je mehr man siene eigene Position erkannte, desto grösser war die Gefahr, sich einem der beiden Lager zugehörig zu fühlen:
Die Fetischisten und die Fetischverweigerer
Ziel der Fetischisten war vor allem die Selbsterkenntnis,
den Fetischverweigereren, später auch "modische Männer" genannt, lag vor allem viel daran, die ganze Sache so darzustellen, das jeder Vedacht einer sexuellen Neigung abgewehrt wird und die Männer ihre Strumpfhosen in der Normalität des Alltags geniessen können.
Dann wurde der Firma Parsimiony die Sache etwas zu heiss, er kamen Beschwerden von wegen Jugendgefährdung (!) dieses Forums hinzu und dann wurde es kurzerhand geschlossen. Diese Erfahrung hat die Gemeinde vorsichtig werden lassen.
Ein Teil verbündete sich mit den Rockträgern dieser Welt und schwor jedem sexuell motivierten Gedankenaustausch ab, das war die Geburtsstunde von Schorschs Forum und die anderen suchten sich eine neue Heimat bei chat!-com , einem Computermagazin, das auch kostenlose Foren anbot. Aber auch hier, (genannt das 3057er) wurde nun peinlichst auf "Sauberkeit" geachtet, um nicht wieder Opfer von Moralfundamentalisten zu werden. So gab es Anfangs auch immer noch einen regen und toleranten Austausch zwischen den "modischen Männern" und den "Gefühlsorientierten".
Wobei sich natürlich die "Modischen" als grössere Freunde der Geselligkeit zeigten, sehr häufig reale Treffs organisierten. Ich selbst war nie ein Fan solcher Gruppenveranstaltungen, beschränkte mich eigentlich darauf gelegentlich mal die Leute, von denen man mittlerweile auch wusste, wo sie wohnten, bei Gelegenheit einzeln zu treffen.
Im Grossen und Ganzen habe ich jedoch in diesen Treffs nie einen wirklichen Sinn erkennen können. Gut man hat eine gemeinsame Basis, das Strumpfhosentragen eben, aber darüberhinaus hat sich selten etwas ergeben, worauf man aufbauen könnte.
So verlief das aus meiner Sicht auch so langsam , das Chat!-Com Forum wurde auch irgendwann geschlossen und die Diskussionsfreunde von damals zogen sich zurück, soweit sich nicht bei den Gefühlsneutralen im Umfeld von Schorsch gelandet sind. Zu manchen hatte ich dann noch einen gelegentlichen Mailkontakt bis dann dieses Forum hier aufmachte und ich nach einiger Zeit des Beobachtens erkannte, dass sich vielleicht wieder etwas tun könnte, dass man wieder neue Menschen kennenlernen kann, die Spass an der gleichen Sache haben.
Und immer noch lief es friedlich nebeneinander her, die Modischen und die dem Fetischismus verdächtigen friedlich getrennt in ihren "Zonen" , Dolly kennt sich da ja auch aus , als gelegendlicher Reisender zwichen den Welten *g*.
Also eigentlich zwei Szenen, wobie sich die modische Gemeinschaft sich selbst wohl nicht als "Nylonszene" sehen dürfte und die Fetischverdächtigen es nicht geschafft haben, eine "greifbare" reale Community aufzubauen.
Aber immerhin gab es eine friedliche Koexistenz.
Bis...
ja eigentlich bis zu dem Augenblick als die WoMan ins Spiel kam.
Der Rest ist ja weiter oben in diesem Thread zu lesen
Grüße
teka