Teil 2:
Im Jahr darauf kaufte ich mir 2 Kostüme. Eins war ein langer ein kleidähnliches Stück mit einem Umhang, beides mit Spinnenmotiven bedruckt. Dazu eine schwarze Feinstrumpfhose, auf denen in weiß auch Spinnen aufgedruckt waren. Diese war aber durch die besagten Overkneestiefel nicht unter dem "Kleid" nicht zu erkennen, bis auf einen Kumpel, der beim Sitzen das Kleid ein wenig lüftete und meinte scherzhaft, hast Du die Strapse Deiner Ex gefunden (???). Damit war das Thema auch erledigt bis auf die Erfahrung, dass ich bei Strumpfhosen aus dem Karnevalshandel nicht unter die Rubrik Einheitsgröße falle und ich wirklich Strapse benötigt hätte um das Rutschen zu vermeiden. Irgendwann hatte ich die Faxen dicke und zog diese Strumpfhose aus, ich hatte noch eine normale hautfarbene darunter, die aber keinem auffiel.
Das andere Kostüm, dass ich mir gekauft hatte war römischer Legionär. In diesem Jahr fing für mich die Saison schon im November in der Kölnarena statt, wo alles auftrat, was musikalisch in dieser Gegend Rang und Namen hat.
Vorher traf ich mich mit einer gemischten Clique in einem Restaurant in der Nähe der Kölnarena. Als langsam zum Aufbruch gerufen wurde begab ich mich zur Toilette, um mich umzuziehen. Zu dem Kostüm gesellte sich eine hauchzarte Feinstrumpfhose und Sandalen, bei denen man wunderbar die Zehenverstärkung erkennen konnte.
So wurde beim Verlassen der Toilette meine Feinstrumpfhose von der Mutter einer Bekannten als erstes entdeckt. Sie kriegte sich darüber nicht ein, und auf dem Weg zum Konzert ließ sie nicht locker, "loss mer schneller jon, dem Jong wirds noch zu kalt".
Selbst beim Konzert gab sie keine Ruhe, pass auf, dass es keine Laufmaschen gibt und so weiter. Ihr Tonfall war nicht abwertend, es machte ihr aber Spaß, mich aufzuziehen, was mir mit der Zeit auf den Senkel ging. Ihr Spaß hatte aber keine Grenzen mehr, als meine Zigarettenschachtel, die auch als Portemonnaieersatz und Safe für die Garderobenmarke diente und die ich unter das Taillengummi geklemmt hatte, doch den Weg in der Strumpfhose nach unten fand. Sie merkte es selbstverständlich als Erste und machte alle anderen aus unserer Clique, die bis dato eigentlich nichts über die Tatsache, dass ich eine Feinstrumpfhose trug, sagten, darauf aufmerksam machte und alle gespannt abgelenkt waren, was ich machen werde. Meine Überlegung, bis zur Zigaretten- und Getränkepause zu warten und auf der Toilette an das Päckchen zu kommen, wurde schnell verworfen, denn bei solchen Großveranstaltungen können gerade in den Pausen die Wartezeiten für eine Kabine unendlich sein können. Also im Schutz der Dunkelheit die Strumpfhose auf Halbmast, Päckchen raus, Strumpfhose hoch und die Tänzelbewegung bis zum guten Sitz. Gut, meine Clique hatte einen Kreis um mich gebildet, damit es kein öffentliches Spektakel gibt, aber diese Szene begleitet mich bis heute, wenn ich Leute von diesem Abend treffe.
Aber es gab noch ein nicht erfreuliches Ereignis. Als einziger Raucher war ich bei der Raucherpause alleine von unserer Clique in dem abgesperrten Bereich draußen. Da erschienen 3 Pärchen, alle als Fred Feuerstein & Co verkleidet, ich bemerkte ein Getuschel, ich verstand das Wort "Weichei" und einen Fingerzeig auf meine Beine. Auf meinen fragenden-verwunderten Blick zeigte eine Frau auf die nackten Beine der Männer ihrer Gruppe verbunden mit dem Kommentar, so machen das echte Männer. Na gut, das sie und ihre anderen Begleiterinnen keine echten Männer waren konnte ich daran erkennen, dass sie alle Feinstrumpfhosen trugen und meine Zigarette war eh zu Ende.
Trotz dieser Erlebnisse fuhr ich Weiberfasnacht mit diesem Kostüm wieder nach Köln, allerdings bestand meine Mannschaft aus einem anderen Personenkreis bis auf die Tochter der besagten Mutter. Mit einem Kennerblick meinte sie nur, dass ich wohl noch nicht geheilt wäre und das war es schon.
Gut, ich bin auch aus so Fehlern schlau geworden. Zum ersten hatte ich festgestellt, das Hauchzart im Winter ohne Stiefel offen nicht der wahre Jakob ist. So hatte ich für unterwegs eine Danskin-Strumpfhose gabei. Für die Feier im Saal hatte ich eine dünne Feinstrumpfhose ohne Zehenverstärkung, die Wertsachen hatte ich eine Gürteltasche, die ich auf meiner Rückseite unter dem Umhang trug. Es gab keine "Komplikationen", außer das beim am Abend beim Gehen eine Kollegin meinte, "sag mal, hast Du die ganze Zeit schon diese Frauenstrumpfhose getragen? Mir ist das jetzt erst aufgefallen, weil man nur bei ganz genauem Hinsehen erkennen kann, dass Du eine Laufmasche hast. Ist das nicht so zu kalt?" Damit war das Thema auch erledigt und wir gingen zum Bahnhof, wo sich unsere Wege trennten.
Es war wirklich frisch an den Beinen und so zog ich im Zug die Danskin an, an so einem Tag verzichtete ich auf meine Jeans.
Bei Umsteigen unterwegs wärmte und stärkte ich mich in einem Restaurant "zum goldenen Bogen", wo auch eine alkoholisierte Gruppe Frauen aufbrechen wollte. Im Gehen bölkte eine durch den Raum, "Ey, biste schwul", und auf meinen verdutzten Blick schob sie hinterher, "weilze 'ne Weiberstrumpfhose anhass, aber schöne Beine hasse ja", Gekicher und Gekreische, dann waren sie weg. Ich hatte das Gefühl, alle Anwesende in dem Laden starrten mich und meine glänzenden Beine an und ich beschloss, nicht länger in dem Laden auf meinen Zug zu warten.
Rosenmontag war meine Tochter nicht da, so dass mein Outfit nicht für den Rosenkrieg dienen konnte. Eigentlich gab es keine große Notiz, bis auf eine Bekannte, die ich noch nie mit Nylon gesehen hatte mir mit den Worten an die Waden fasste, ob ich nicht ganz dicht sein, bei dem Wetter mit nackten Beinen. Als sie die dünne Feinstrumpfhose ertastete, meine sie nur, dass ich erst recht nicht ganz dicht sein, solche Dinger wärmen doch nicht. "Woher willst Du denn das wissen, du trägst doch so was nicht?" "Jetzt weißt Du warum ich so was nicht anziehe". Alles war aber in einem humoristischen Ton.
Irgendwie hatte sie Recht, ich zog mich kurz zum Sektholen zurück und zog die Danskin darüber. Als sie das daraufhin sah meinte sie nur ob ich noch mehr von diesen Dingern besitze, "Klar, sonst gäbe es ja noch mehr Arbeitslose, weil Du keine trägst", Gepruste und wir stießen mit dem Sekt an.
Irgendwie war ich dennoch in dieser Richtung vorerst geheilt. Im der Saison darauf wurde der Musketier wieder favorisiert, und als ich den Treffpunkt für die Kölnarena betrat sprang die besagte Mutter in einem Funkenmariechenkostum auf und meinte, sie hätte extra für mich eine teure Strumpfhose angezogen und hatte die Lacher auf ihrer Seite. Als sie mich danach als Musketier sah, meinte sie scherzhaft, ich könne ja auch richtig als Mann und bräuchte keine Damenstrumpfhosen. Wenn sie wüsste was ich um meine Beine gehabt hatte.
Es folgte für mich eine berufliche Veränderung und damit auch eine räumliche Trennung vom Karnevalsgeschehen. Wieder im Lande ist dieses Jahr ist mal wieder etwas Römisches angesagt, ein Gewand, das bis zum Knöchel geht und nicht so ein Minikleid ist wie der Legionär. Dass eine Strumpfhose darunter ist versteht sich von selbst.