Im Öko-Test-Magazin wurden vor einigen Jahren mal FSH gestestet.
Und das Ergebnis war alles andere als ermutigend, egal ob bei Billigprodukten oder teuren Strumpfhosen.
Leider sehr oft allergieauslösende Farbstoffe, deswegen wasche ich meine FSH auch immer vor dem ersten tragen.
Ich habe zu diesen Thema mal was raus gesucht, was sehr interessant ist.
Vor sieben Jahren fing es an«, erinnert sich Angelika Schulz. Immer wieder bekam sie Ekzeme unter den Achseln, am Rücken und an den Händen. An den Beinen entzündeten sich die Haarwurzeln. Die Finger juckten, und die Haut wurde rot. Nach einigen Tagen bildeten sich kleine Bläschen, die aufplatzten und sich entzündeten.
Die Hamburgerin ging von Arzt zu Arzt, doch keiner fand die Ursache ihres Leidens. Fünf Jahre quälte sie sich, bis einer endlich die richtige Diagnose stellte: Die Patientin ist gegen die Farbstoffe Dispers-Rot 3 und Dispers-Orange 3 allergisch.
Angelika Schulz hat daraufhin fast alle Kunststoffe aus ihrem Kleiderschrank verbannt. Diese beiden Farben und chemisch verwandten Stoffe können in Kleidung aus Chemiefasern stecken, nicht nur in roten und orangefarbenen. Auch schwarze Wäsche ist oft damit gefärbt. Noch häufiger finden sie sich in Feinstrumpfhosen.
Vor allem bei Frauen stellen Hautärzte immer wieder eine Textilallergie fest. Oft reagieren die Patientinnen auf eng anliegende Kleidungsstücke wie BHs, Socken, Leggings oder Feinstrumpfhosen. Die Symptome sind fast immer die gleichen: Jucken, Hautrötung, Bläschen, die platzen und nässen können. In der Regel tritt das Ekzem dort auf, wo die Haut in Kontakt mit den gefärbten Textilien kommt. Manchmal bilden sich sogar am ganzen Körper Flekken. Verantwortlich sind in den allermeisten Fällen Dispersionsfarben für Chemiefasern.
Die schädliche Wirkung dieser Mittel ist längst erwiesen. Dennoch finden sie sich immer noch in vielen Nylons - das zeigt unser Testergebnis. Wir haben 62 Feinstrumpfhosen untersucht. Soweit vorhanden, wurde von jeder Marke ein schwarzes und ein hautfarbenes Exemplar ins Labor geschickt. Die Analytiker wiesen in zehn Produkten allergisierende Dispersionsfarben nach. Meist fand sich Dispers-Gelb 3, das nicht nur Hautekzeme verursacht. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liefern Tierversuche Hinweise, daß die Chemikalie Krebs auslöst.
Kritische Dispersionsfarben entdeckten wir keineswegs nur in billigen Strumpfhosen wie Voilà, die für 1,90 Mark zu haben ist. Sie steckten auch in einer achtmal so teuren Oroblu Lumière. Dabei sind die Risiken seit Jahrzehnten bekannt. Schon Ende der 60er Jahre berichteten Wissenschaftler über Strumpffarben-Ekzeme bei Frauen. Seit langem weiß man auch, welche Chemikalien dafür verantwortlich sind: Nach Studien aus dem Jahre 1984 sind »die wichtigsten Kontaktallergene bei einer Strumpfallergie Dispers-Orange 3, Dispers-Gelb 3 und Dispers-Rot 1«, so schreiben Wissenschaftler der Uni-Hautklinik Göttingen.
Das Bonner Gesundheitsministerium hat Anfang der 90er Jahre einen zaghaften Versuch gestartet, den Einsatz der kritischen Farben zu reglementieren - und ist auf den geballten Widerstand der Industrie gestoßen. Die Behörde präsentierte damals einen Entwurf, nach dem bedenkliche Dispersionsfarben auf dem Etikett gekennzeichnet sein müssen. In einer Anhörung forderte der Vertreter der Textilindustrie, die Deklarationspflicht zu streichen: Der Entwurf wurde ad acta gelegt. Sachverständige hätten erklärt, begründet das Ministerium heute seinen Rückzieher, daß es sich bei Strumpffarben-Allergien um Einzelfälle handle. Ein fadenscheiniges Argument. Denn niemand - weder das Ministerium noch die Textilindustrie - weiß, wie viele Menschen betroffen sind. Es gibt darüber keine Statistik. Nur aus Kliniken sind einigermaßen verläßliche Zahlen zu erfahren. In der Erlanger Universitäts-Hautklinik werden in jedem Jahr etwa 500 Patienten mit Verdacht auf Kontaktallergie untersucht. Etwa zwei Prozent der in Erlangen getesteten Patienten haben tatsächlich eine Textilfarbenallergie.
Damit sind aber längst nicht alle Fälle erfaßt. Viele werfen ihre Socken einfach weg, wenn sie merken, daß die Füße davon jucken. Wenn es schlimmer wird und die Leute zum Arzt gehen, werden die Farbstoffe oft nicht als Ursache erkannt. Deshalb schätzt auch der Allergologe und Textilfarben-Experte Professor Björn Hausen, daß »die Dunkelziffer relativ hoch ist«.
Allergologen wie Privatdozent Dr. Thomas Fuchs von der Göttinger Uni-Klinik plädieren denn auch für eine Deklarationspflicht. Für die Betroffenen wäre eine Kennzeichnung zumindest eine Erleichterung. So kann Angelika Schulz auch keine schwarzen Kleider tragen, obwohl sie »nur« gegen rot und orange allergisch ist. Dunkle Farben sind nämlich oft mit orange abgetönt. Für die Hamburgerin ist das ein Ärgernis: »Es gibt nun mal Anlässe, bei denen ich gerne Schwarz tragen würde.«
Zu der Kennzeichnung gibt es eine bessere Alternative: Die Hersteller könnten beweisen, daß ihnen die Gesundheit der Frauen wichtig ist und generell Feinstrumpfhosen ohne bedenkliche Dispersionsfarbstoffe anbieten. Diesen Standpunkt vertritt auch das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV). Schon 1993 empfahl die Berliner Behörde, die damals noch Bundesgesundheitsamt (BGA) hieß, »zumindest bei körpernah getragenen Textilien auf derartige Farbstoffe« zu verzichten.
Anstatt dem Rat zu folgen, versuchten die Wirtschaftsverbände, die Öffentlichkeit zu täuschen: Am 15. November 1993 traf sich die Arbeitsgruppe »Textilien« beim BGA. Geladen waren auch Vertreter der Industrie. In dem Bericht über die Sitzung sind allergieauslösende Farbstoffe aufgezählt, die nach Ansicht des BGA nicht mehr verwendet werden sollten. »Von seiten der deutschen Wirtschaft wurde versichert«, so vermerkt der Bericht weiter, »daß diese Farbmittel in Deutschland nicht mehr zum Färben von Textilien verwendet werden.« Das war schlicht gelogen.