Über den Glauben zu diskutieren ist eher müßig. Im Grunde genommen gibt es vier Zustände diesbzgl. Man glaubt, man glaubt nicht, man nähert sich dem Glauben oder man entfernt sich von ihm. Jeder hat seine persönlichen Gründe dafür, zu einer dieser vier Gruppen zu gehören.
Glauben heißt auch nicht wissen. Gott ist nicht beweisbar. Insofern bietet der Glaube an sich schon reichlich Angriffspunkte.
Der Glaube hat auch viel mit Gefühlen zu tun. Gefühle sind meist nur schwer erklärbar und oft nicht nachvollziehbar.
Der Glaube ist sehr persönlich, da die Beziehung zu Gott und/oder Jesus sehr persönlich ist. Daher arten viele Diskussionen über den Glauben auch aus, denn wo es um ganz persönliche Dinge geht, fühlt man sich von Gegenargumenten schnell auch persönlich angegriffen.
Da der Glaube nicht beweisbar ist, ist jede Diskussion darüber rein theoretisch. Zu einem wirklichen Ergebnis kann eine solche Diskussion nicht führen. Von daher macht sie aus meiner Sicht auch keinen Sinn. Man kann natürlich Erfahrungen austauschen, wie es sich lebt mit und ohne Glauben, aber wer ergebnisorientiert diskutiert, muß zwangsläufig enttäuscht werden.
Was real ist, sind die Kirchen. Kirchen sind im Grunde genommen die menschlichen Vertretungen von Gott auf unserer Erde. Da sie von Menschen geführt werden, sind sie allem ausgeliefert, was der Mensch zu bieten hat. Das können im positiven Sinne zb Glaube, Hingabe, Toleranz, Mitgefühl und soziale Verantwortung sein. Im negativen Sinne können da aber auch Machtgier und Machtmißbrauch, blinder Glaube, religiöser Eifer, Intoleranz und Verantwortlosigkeit stehen.
Wer also erwartet, dass es Kirchen ohne Fehl und Tadel gibt, dass Kirchen nicht ignorant sind, und dass durch sie oder in ihrem Namen nicht viele Verbrechen begangen wurden oder noch begangen werden, der ignoriert diesen Faktor Mensch.
Der Mensch ist Krone und Abschaum der Schöpfung zugleich. Er kann so gut, aber auch so schlecht sein. Und gute und schlechte Menschen verteilen sich in allen Lebensbereichen, also auch in den Kirchen. Und je mehr Macht Menschen haben, desto stärker schwingt das Pendel in die gute oder schlechte Richtung aus.
Wer also die Kirchen respektive ihre Handlungen verstehen will, der findet als erste und wichtigste Erklärung, dass sie von Menschen geführt werden und dass es Menschen sind, die die Mittler sind zwischen Gott, Jesus, dem Glauben und den Menschen. Hier findet sich eben die Erklärung dafür, wie von ein und denselben Institutionen soviel unterschiedliche Sachen ausgehen können - im Guten wie im Schlechten.
Und wer die Kirchen verdammt, der nimmt eine einseitige Position ein. Dasselbe gilt für die, die die Kirchen nur positiv sehen.
Wer die Kirchen negativ sieht, wird reichlich Argumente dafür finden. Wer sie positiv findet, kann ebensoviele Gründe dafür nennen.
Am Ende steht, dass man einfach anerkennen muß, dass man Kirchen und ihre Vertreter nicht einseitig sehen kann. Sie tun Gutes und sie tun Schlechtes. Wer es trotzdem tut, der hat nicht genau hingeschaut.
Selbstverständlich kann man zu dem Schluß kommen, dass die eine oder die andere Seite überwiegt. Trotzdem bitte ich darum, die unterlegene Seite - ganz gleich welche - nicht zu ignorieren.