Die Frage ob unsere Begierden auf Nylon, Gummi, Lack und Leder nun Leidenschaft oder Fetisch sind, haben wir uns noch nie gestellt.
Wobei mir der Begriff Leidenschaft einfach besser gefällt.

Jeder sollte seine persönliche Leidenschaft so zwanglos ausleben können, dass er damit glücklich leben kann.
Dies kann ich so nur unterstreichen, zu 100%. Für mich ist es eine Leidenschaft das zu tragen was mir gefällt. Warum sollte ich etwas tragen was mir nicht gefällt, aber anderen (die es so erwarten)? Für mich ist es der Unterschied zwischen Leidenschaft so zu sein wie ich mich (wohl)fühle und bin und Obsession (im Sinne des Fetisches). Obwohl auch Fetischisten sind wie sie sind, also genauso akzeptabel.
 
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Die Frage ob unsere Begierden auf Nylon, Gummi, Lack und Leder nun Leidenschaft oder Fetisch sind, haben wir uns noch nie gestellt.
Wobei mir der Begriff Leidenschaft einfach besser gefällt.

Jeder sollte seine persönliche Leidenschaft so zwanglos ausleben können, dass er damit glücklich leben kann.

LGrüsse
Cord

Leidenschaften habe ich so manche. Bei denen mir der Grund dafür wesentlich klarer bzw. einfacher zu erklären ist. Der Titel des Fadens lautet: warum und woher. Das interessiert mich nach wie vor.
Deinen letzten Satz möchte ich ausdrücklich unterstreichen.
 
O
An dieser Stelle möchte ich mit meiner Geschichte andocken, die aber eine ganz andere Geschichte ist als deine, Nachfrost.

Meine Kindheit war zimlich heftig, es gab wenig Liebe und viel Gewalt. Das Leben war oft so schrecklich, dass ich Suizidgedanken seit meiner Kindheit kenne.
Ich habe in der beginnenden Pubertät zum ersten Mal Frauenunterkleidung angezogen und war erstaunt wie gut sich das anfühlte und wie schön (attraktiv) ich mich selbst fühlte.
Bald hatte ich bei der Masturbation unter anderem erotische Fantasien, in welchen ich immer mal das Geschlecht wechselte, sprich ich war in diesen Phantasien mal Mann, mal Frau.
In mir gab es damals einen sehr starken Wunsch weiblich zu sein.
Auf körperlichen Ebene den Wunsch die Figur einer "Traumfrau" zu haben, lange Haare haben zu können oder auch "schöne" Wäsche und Kleidung zu tragen, die mir das Gefühl gibt schön auszusehen.
Und auf sozialer Ebene? Die Männerwelt - arbeiten gehen, Stärke zeigen, Erfolg haben, Familie ernähren, protzen, saufen, Held sein, ein Indianer kennt keinen Schmerz, ein Junge weint nicht ... -
schreckte mich ab, dem "Mann-werden-müssen" fühlte ich mich nicht gewachsen.
So konnte und wollte ich nicht leben. Das würde - so spürte ich instinktiv - mich auf Dauer kaputt machen und mir meinen eh schon geringen Lebenswillen nehmen und mich irgendwann zer-brechen.
Mit "Frauenarbeit" wie Haushalt machen und Kinder betreuen kam ich ganz gut klar. (Dumm wie ich war, dachte ich auch noch, dann könnte ich mit meiner Sexualität ja sogar Geld verdienen).
Frau zu sein wäre für mich das Bessere.

Aber ich mochte meinen Penis (insbesondere in der phallischen Form ;) ) ich mochte ihn sogar sehr und mir wurde schnell deutlich: Ich bin zumindest hier ganz klar Mann und will es auch sein und bleiben.
Ab diesen Zeitpunkt beschäftigte mich (mein Leben lang) die Frage: wie ich trotzdem zurecht kommen soll im Leben, oder anders ausgedrückt: wie meine "weibliche Seite" integrieren und meine "männliche Seite" erweitern um so etwas wie "Ganzheitlichkeit" zu erreichen und seelisch gesund zu bleiben?

Ich strebte gar nicht mehr an "ein richtiger Mann sein zu wollen, zuerst wollte ich eher ein "Trans-frau-mann-irgendwas" sein, später so etwas wie ein "neuer wilder Mann".
Das Ergebnis war, dass ich viele Wege probiert habe, die damals wenige Männer vor mir gegangen waren,
z.b. aktive Vaterschaft oder auch das erlernen von dem - was man heute in der Wirtschaft "softskills" nennt, (man kann auch einfach "liebe-vollen Umgang mit sich und miteinander sagen.)
aber auch eine ganz andere Form von Partnerschaft als die meisten Paare sie leben.
Oder auch so "ver-rückte" Sachen wie in Kleid und Strumpfhosen zur Vorlesung in die UNI gehen oder so auf den Brocken zu wandern.

Wie bei dir, hat mir auf dem langen Weg eine (körper)therapeutische Hilfe sehr gut geholfen, aber auch meine Partnerin und vor allem meine Freunde, denen ich mich anvertraut habe.
Und ich hab mir auch selbst geholfen, weil ich mir selbst, meinen innersten Tiefen, meinen Seele, meinen inneren Kind (oder wie immer du das nennen willst) - treu gebleiben bin und nicht bereit war es zu zerstören.