Transidentität Was ist das???? Teil1

AnkatrinTV

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<font color="#333333"><span style="font-family: Arial"><em>Transidentität</em> - Was ist das?<br>
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Einführung<br>
"Trans" kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "jenseits" oder "über". Im Zusammenhang mit "Identität" spricht also der Begriff "Transidentität" von jenseits einer "willkürlich" festgelegten "Grenze" einer Identität. Gemeint ist die Geschlechtsidentität, d.h. eine transidentische Person fühlt sich stark vereinfacht dem anderen Geschlecht zugehörig. Also ein Mann als eine Frau und umgekehrt.<br>
Es ist allerdings eine wesentlich komplexere psychische Abweichung. Eine Abweichung vom Durchschnitt, dem Normal (lat. dem Normal entsprechend; einer festgelegten Messgröße), wird allerdings in der Gesellschaft immer mit Argwohn aufgenommen, insbesondere wenn es sich dabei um eine sexuelle "Abnormalität" handelt. Angesichts der vielen Sexualstraftaten, die immer wieder in den Medien publik werden, kein Wunder.<br>
Sexuelle Abnormalität hat immer den Beigeschmack einer moralisch unvertretbaren Tat (Mißhandlung, Kinderschändung, etc.). Um nicht ganz so verwirrende Begriffe wie "TranssSEXualität" zu verwenden wurde der Begriff "TransIDENTität" geschaffen. Hinzu kommt, daß Transidentität nur zum Teil mit "Sex" zu tun hat, jedenfalls nicht mehr oder weniger als bei einem "normalen" Menschen.<br>
Also was ist es dann? Eine berechtigte Frage, die nicht so einfach zu beantworten ist. Es existieren solche Erklärungsversuche wie:<br>
&gt;<br>
"Eine Frau gefangen in einem männlichen Körper", oder<br>
&gt;<br>
"Das Gefühl daß ein Mann eine Frau sei".<br>
Dabei stellt sich die Frage, was den eigentlich Frau oder Mann sein ausmacht? Wer sich mal die Frage stellt, was denn seine eigene Persönlichkeit ausmacht wird diese Frage kaum oder völlig unzureichend beantworten können, weil eine Persönlichkeit extrem viele Facetten von Eigenschaften aufweist und erst die Summe dieser Eigenschaften die individuelle "Person" als Ganzes beschreibt. Die Vielfältigkeit dieser "Mischungsverhältnisse" läßt ein "Duplikat" nicht zu und macht jeden damit zu einem Individium, sprich Einzigartig!<br>
Jeder Versuch eine Psyche zu beschreiben muß also folglich nur eine modellhafte Vorstellung des gesamten Komplexes sein - eine Hilfsmaßnahme die etwas zu vereinfachen sucht. Ich will damit sagen, daß es extrem schwierig ist Transidentität für Nichtbetroffene zu erklären. Selbst für Betroffene ist das ja schwer - sie kennen ja umgekehrt die Normalität nicht...<br>
Ich bitte daher all die Erklärungsversuche hier als Denkanstöße zu nehmen. Nur durch ehrliches Bemühen um Verständnis kann zumindest teilweise erkannt werden in welchem seelischen Zwiespalt transidentische Menschen leben. Ich will auch mit diesen Erläuterungen nicht in jeden Fall Verständnis erreichen, aber zumindest eine Toleranz gegenüber Transidenten.<br>
-2-<br>
Nun, wenn Transidentität nun gar nicht so verwerflich ist, warum tun sich dann Transidenten so schwer? Auch eine gute Frage. Aber selbst Homosexuelle haben es nicht leicht, denn auch hier gibt es ein "Milieu"-Klischee. Bei Transidenten kommt noch hinzu, dass bildlich gesprochen ein offensichtlicher Mann mit Bartstoppeln "krampfhaft" versucht in Frauenkleidung und Stöckelschuhen zurecht zu kommen, was doch extrem auffällt und vorsichtig ausgedrückt das eine oder andere Schmunzeln erzeugt (Schmunzeln ist gleichbedeutend mit Belustigung - keinesfalls mit Akzeptanz oder Toleranz. Hinzu kommt, dass sich Frauen in Gegenwart dieser "Karikatur einer Frau" auch noch abgewertet fühlen können. Wenn ein Mann Frauenkleidung zum Entertainment eines Publikums anzieht und dabei auch noch gut aussieht wird das im allgemeinen bewundert. Aber als ein psychisches Bedürfnis ist es kaum akzeptabel.<br>
Abweichungen von der Norm werden also nur schwer in der Gesellschaft akzeptiert. Dabei ist gerade diese Norm kaum festzulegen, da aufgrund der Komplexität einer menschlichen Psyche Normen nicht eindeutig festgemacht werden können. Die Norm ist also auch noch individuell Unterschiedlich und abhängig davon, in welchen gesellschaftlichen Kreisen sich der Einzelne bewegt. Unterschiedliche Kulturen tragen ebenfalls zum individuellen Normal und dem damit verbundenen Moralverständnis bei.<br>
In Indien zählen Transidenten zur indischen Kultur, auch wenn sie der untersten Gesellschaftsschicht angehören. In Thailand gibt es sogar eine sehr erfolgreiche transidentische Volleyballmannschaft. Transidentität ist auch keine Erscheinung der Neuzeit oder der "modernen" Gesellschaft. In manchen amerikanischen Eingeborenenstämmen werden solche Transidenten sogar als besonders geistige Mitglieder behandelt (Shamanen) und führen oft ihr Leben in der angestrebten Rolle. Auch in unserem Kulturkreis gibt es historische Beispiele, wie Charles D'Eon de Beaumont (1728-1796).<br>
Also ist die Transidentität so alt wie andere "Abweichungen", so alt wie die Menschheit selbst. Transidentität ist auch keine psychische Krankheit, sondern nur eine seltenere Mischung der Eigenschaften einer Person und trägt damit im Grunde zur Vielfalt der Menschheit bei. Und die Vielfalt ist es doch eigentlich, das die Menschheit ausmacht, oder?<br>
Versuch einer Erklärung<br>
Jetzt habe ich viel über die gesellschaftliche Problematik gesprochen und keine Erklärung des eigentlichen "Problems" abgeben...<br>
Ich habe ein Referat von Dr. Walter H. Greiner gefunden, der ein meiner Meinung nach relativ anschaulicher Erklärungsversuch ist. Das gesamte Referat ist bei der Selbsthilfegruppe Transidentitas in Offenbach abgelegt und sehr interessant. Ich kann es jedem Interessierten empfehlen. Da jedoch das Referat sehr lang ist und auch auf sehr viele Aspekte der Intersexualität (alle psychischen Abweichungen<br>
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im Zusammenhang mit abweichender Geschlechtsidentität) eingeht, möchte ich hier eine persönliche Interpretation vornehmen.<br>
Da die Psyche eines menschlichen Wesens viele Eigenschaften aufweist, basiert der Erklärungsversuch darauf ein vereinfachtes Modell dieser Eigenschaften zu zeichnen. Wichtig dabei ist, das eine bestimmte Eigenschaft eines Menschen nicht einen festen Wert hat, sondern einer Bandbreite unterliegt. Z.B. kann ich mich heute gut und morgen schlecht fühlen und dazu noch viele "Zwischenwerte" einnehmen. Selbst die Augenfarbe eines Menschen kann Schwankungen unterliegen.<br>
Daraus folgt, dass eine bestimmte Eigenschaft immer eine "Weite" von möglichen Ausprägungen annehmen kann. Nur die Bandbreite ist individuell unterschiedlich. Aber welche Eigenschaften hat ein Mensch eigentlich? Denken, Handeln, Fühlen, Gestik, Mimik und Sprache sind einige davon. Je länger nachgedacht wird, um so mehr Eigenschaften können zu Tage gefördert werden. Die gesamte Komplexität ist im Ganzen eh kaum zu betrachten - also vereinfachen.<br>
Dr. Greiner teilt dazu Eigenschaften, die zu einem Geschlechtsempfinden beitragen können in bestimmte Kategorien ein:<br>
&gt;<br>
körperliche Merkmale<br>
&gt;<br>
Knochen- und Bewegungsapparat<br>
&gt;<br>
äußeres Erscheinungsbild<br>
&gt;<br>
Sinneswahrnehmung<br>
&gt;<br>
Auftreten<br>
&gt;<br>
seelische Fähigkeiten<br>
&gt;<br>
geistige Fähigkeiten<br>
&gt;<br>
soziale Einordnung<br>
&gt;<br>
sexuelles Selbstbild<br>
&gt;<br>
sexuelle Orientierung<br>
Diese Kategorien beginnen bei den körperlichen und enden bei den psychischen Merkmalen. Das Geschlecht wird in unserem Kulturkreis fast ausschließlich an den physischen Merkmalen festgemacht (bei der Geburt durch den Arzt durch Feststellung des körperlichen Geschlechts, mit Bestätigung durch die amtliche Geburtsurkunde), obwohl die Geschlechtlichkeit alle Merkmale einschließt, auch oder besser insbesondere die psychischen. Der Durchschnitt geht davon aus, dass mit dem körperlichen Geschlecht auch das psychische Geschlecht bereits festgelegt ist - ein Trugschluss!<br>
Was die geschlechtliche Orientierung tatsächlich auslöst ist bis heute ungeklärt. So wird angenommen dass Hormone während der fötalen Entwicklung eine Rolle spielen, aber auch die Erziehung und das kulturelle Umfeld. Hier nun einige bewusst gewählte Beispiele für Eigenschaften die in der westlichen Gesellschaft in der einen oder anderen Ausprägung im allgemeinen bestimmten Geschlechtern ihrem Geschlechtsverhalten zugeordnet werden, gruppiert nach den oben beschriebene Kategorien:<br>
-4-<br>
Kategorie<br>
Merkmale<br>
Gesellschaftlich anerkannte Ausprägung<br>
Körperliche Merkmale<br>
Zeugungsfunktion, chromosomales Geschlecht<br>
Physisch männlich oder weiblich<br>
Knochen- und Bewegungsapparat<br>
Knochenbau, Knorpel, Sehnen, Muskulatur<br>
Männlich korpulent, muskulös - weiblich zart und anschmiegsam<br>
Äußeres Körperbild<br>
Unterleib, Brust, Behaarungsmuster, Stimme, etc.<br>
Männlich V-Figur, keine Brust, Körperhaare, tiefe Stimme - weiblich enge Taille, Brust, keine Körperhaare aber volles Haupthaar, hohe Stimme<br>
Sinneswahrnehmung<br>
Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tastgefühl, etc.<br>
Unterschiedliches Farbensehen, Frauen sagt man ein feineres Gefühl zu, Männer sollen besser Bewegungen wahrnehmen können<br>
Auftreten<br>
Gestik, Mimik, Bewegungsabläufe, Körpersprache<br>
Frauen bevorzugen zwar mehr Körpersprache, aber dafür nicht so ausladend und platzgreifend wie bei Männern<br>
Seelische Fähigkeiten<br>
Aggressionsbereitschaft, Pflegeinstinkt, etc.<br>
Männer aggressiver - Frauen einfühlsamer, ausgeprägter Pflegeinstinkt<br>
Geistige Fähigkeiten<br>
Mathematische/sprachliche Begabung, etc.<br>
Männer sollen üblicherweise eher mathematisch/naturwissenschaftlich, Frauen mehr sprachlich begabt sein<br>
Soziale Einordnung<br>
Kleidungsverhalten, Sprache, Beruf, etc.<br>
Frauen modisches, Männer eher praktisches Kleidungsverhalten<br>
Sexuelles Selbstbild<br>
Näherungsverhalten, Rolle beim Sex<br>
Frauen eher gefühlsbetont - Männer dominant, rau<br>
Sexuelle Orientierung<br>
Partnerwahl<br>
Heterosexuell<br>
 
Auf dieser Basis kann nun ein Diagramm gezeichnet werden, das die durchschnittliche Ausprägung weiblicher oder männlicher Eigenschaften zeigt:<br>
Die Gesellschaft baut aufgrund der Vielfalt eine Toleranz gegenüber Abweichungen dieser Eigenschaften auf, so dass sich eine Bandbreite ergibt, in der sich der Einzelne bewegen kann ohne aufzufallen oder gar anzuecken (z.B. maskuliner Frauentyp).Dabei stellt der linke Rand eine besonders männliche, der rechte Rand eine besonders weibliche Ausprägung der Eigenschaft dar.<br>
Der gelblich markierte Bereich soll diesen Toleranzbereich für eine weibliche Person darstellen.<br>
Werden diese Grenzen in einer oder mehreren Eigenschaften überschritten, so wird die Person in der Gesellschaft als abweichend wahrgenommen. Sie fällt auf!<br><br></span></font


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Die Gesellschaft baut aufgrund der Vielfalt eine Toleranz gegenüber Abweichungen dieser Eigenschaften auf, so dass sich eine Bandbreite ergibt, in der sich der Einzelne bewegen kann ohne aufzufallen oder gar anzuecken (z.B. maskuliner Frauentyp).Dabei stellt der linke Rand eine besonders männliche, der rechte Rand eine besonders weibliche Ausprägung der Eigenschaft dar.
Der gelblich markierte Bereich soll diesen Toleranzbereich für eine männliche Person darstellen.
Werden diese Grenzen in einer oder mehreren Eigenschaften überschritten, so wird die Person in der Gesellschaft als abweichend wahrgenommen. Sie fällt auf!
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Im Gegensatz zu einem "durchschnittlichen" (bitte nicht übel nehmen) Mann sind gerade die "höheren" psychischen und die sexuellen Eigenschaften deutlich zu geschlechtlichen "Gegenseite" hin verschoben.
Die oben gezeigten Grafiken sollen veranschaulichen, wie die geschlechtliche Ausprägung einer Frau, eines Mannes oder eines Mann-zu-Frau Transidenten beispielhaft aussehen könnten. Dabei ist zu beobachten, dass bei Frauen wie Männern Bereiche vorhanden sind, die quasi "geschlechtsneutral" sind.
Werden aber die dem Geschlecht zugeordneten Grenzen überschritten, so wird dies als "Abnorm" von der Gesellschaft empfunden. Dabei spielt es keine Rolle, warum die Grenzen überschritten wurden. Je nach Ausprägung der Abweichungen kann es sich um einen Homosexuellen, Crossdresser, Transvestiten oder Transidenten handeln.
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Es gibt weniger Frau zu Mann Transidenten als umgekehrt. Das liegt wohl daran, dass Frauen männliche Eigenschaften in der Gesellschaft eher ausleben können ohne gleich völlig ausgegrenzt zu werden. Frauen in Hosen mit einem etwas burschikosem Auftreten werden als maskuliner Frauentyp klassifiziert (zumindest heute). Männer in Röcken mit einem "weichen" Charakter werden dann doch eher belächelt oder gar als "schwul" ausgegrenzt. Dabei reagieren Schwule auf Transidenten ablehnend, da sie die Transidentität mit der Unterdrückung einer Homosexualität verwechseln.
Einige Transidenten leben ein Doppelleben, abgegrenzt in der Einsamkeit ihrer 4 Wände. Andere rutschen in ein Milieuleben ab. Die Dunkelziffer derjenigen, die nicht in den Statistiken auftauchen darf als hoch angesetzt werden. Es leben offiziell nur etwa 5.000 Transidenten in Deutschland. Die Spitze des Eisberges...
Um in der Öffentlichkeit nicht als Abweichend wahrgenommen zu werden, muss ein Betroffener sowohl einen Teil seiner Persönlichkeit unterdrücken, als auch einen Teil simulieren der ihm gar nicht eigen ist. Viele Transidenten versuchen daher besonders "männlich" oder "weiblich" zu erscheinen, streben besonders "männliche" bzw. "Weibliche" Betätigungsfelder und Verhaltensmuster an um ja nicht als Transident entdeckt zu werden und in der Hoffnung sich mit der "angeborenen" Rolle doch irgendwie abfinden zu können.
Dadurch setzt er sich einem immensen inneren Druck aus, der extreme seelische Qualen bereiten kann. Jeder der schon einmal starkem Druck ausgesetzt war kann nachvollziehen, dass eine solche Situation zur Qual werden kann, insbesondere wenn der Druck über Jahre anhält, weiter zunimmt und ausweglos erscheint.
Kommen noch weitere Probleme oder Krisen hinzu (berufliche und/oder familiäre, ...), kann ein Zusammenbruch folgen der mitunter dramatische Folgen haben kann. Selbst wenn kein Selbstmordversuch durchgeführt wird, können die übersteigerten Reaktionen während der Krise langfristige Konsequenzen auf das weitere Leben haben (z.B. Flucht ins Milieu, ...). Selten wird dadurch eine Verbesserung der Lebenssituation erreicht.
Beim Transidenten kann eine Linderung der Problematik erreicht werden, wenn die unterdrückten Teile der Persönlichkeit ausgelebt werden können. Bei Teiltransidenten mag es ausreichen einen geeigneten Partner zu finden, der sich auch auf die Eigenschaften einstellen kann, die normalerweise unterdrückt werden. In manchen Fällen reicht dies jedoch nicht aus, um ausreichend Erleichterung zu schaffen.
Oft wird erst nach einer solchen Eskalation mehr oder weniger gute Hilfe angeboten oder aufgesucht. Nachdem es nur wenig gut ausgebildete Ärzte mit Erfahrung in der Diagnose und Therapie von Transidenten gibt, dreht sich die Leidensspirale oftmals weiter. Die vergeblichen Versuche die Transidentität "weg zu therapieren" verlängern die seelischen Qualen. Selbst von angeblich spezialisierten Ärzten werden die Betroffenen unnötig dem öffentlichen Spott ausgesetzt, wenn von ihnen verlangt wird ohne vorhergehende Maßnahmen zur Angleichung der äußerlichen Erscheinung (Bartentfernung, Stimmtherapie, Hormonbehandlung, ...) den sogenannten Alltagstest abzulegen (d.h. in der angestrebten Rolle zu leben).
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Oft werden dann diese "Therapien" abgebrochen und die stillen Qualen beginnen von vorn.
Die Diagnose ist schwierig und nur richtig von entsprechend ausgebildeten Fachkräften möglich. Da jedoch während eines psychologischen Studiums Intersexualität nur am Rande angeschnitten wird, beschäftigen sich viele Ärzte erst bei der Konfrontation mit betroffenen Patienten mit diesen Problemen. Daher wird die Existenz dieser Abweichungen oftmals abgestritten oder falsch diagnostiziert und therapiert. Allenfalls werden dem Patienten unnötige Maßnahmen aufgebürdet anstatt dem Patienten zu helfen, auch durch die teilweise fehlerhafte Auslegung des Transsexuellengesetzes.
Die Auswahl des Therapeuten ist also extrem wichtig. Dabei kann am besten auf die Information von Selbsthilfegruppen und Betroffenen zurückgegriffen werden. Jedoch sind die Therapieplätze begrenzt und es ist manchmal schwierig einen adäquaten Platz zu bekommen. Darüber hinaus muss ein Hausarzt seines Vertrauens gefunden werden und später ggf. auch ein Frauenarzt/Urologe. Genügend Raum für unangenehme Erfahrungen...
Eine Therapie ist eigentlich nicht möglich. Der Therapeut muss im Grunde die Abweichung richtig diagnostizieren und den Betroffenen dabei unterstützen eine individuell möglichst optimale Lösung zu finden (der Therapeut kann keine Lösung für den Betroffenen festlegen, der Betroffene muss diese selbst erarbeiten und auch selbst umsetzen). Wenn die Lösung erarbeitet wurde, begleitet der Therapeut den Betroffenen bis eine Stabilisierung der Lebenslage erreicht wurde.
Wenige Transidenten wagen den vollen Seitenwechsel, d.h. leben in der angestrebten Rolle. Das Transsexuellengesetz bietet dabei die kleine Lösung mit der Anpassung des Vornamens. Hierbei bleibt jedoch der gesetzlich festgestellte Personenstand (Geschlecht) bestehen. Eine Heirat zwischen "gleichgeschlechtlichen" Partnern (z.B. zwischen einem Mann-zu-Frau Transidenten und einem Mann) ist dabei nicht möglich.
Die große Lösung sieht vor, dass eine "geschlechtsangleichende" Operation durchgeführt wurde (damit verbunden auch eine Kastration). Erst nach dieser Operation kann die Personenstandsänderung beantragt werden, d.h. die Änderung des in der Geburtsurkunde festgelegten Geschlechts. Die chirurgische Geschlechtsangleichung ist auf jeden Fall eine schwere Operation und unwiderrufbar. Aber auch eine Hormonbehandlung hat irreversible Folgen (chemische Kastration, Brustwachstum, mögliche Osteoporose, etc.). Diese Folgen müssen gut überdacht werden um überstürzte Handlungen mit der Folge der Verschlechterung der Situation zu vermeiden.
In beiden Fällen verlangt das Transsexuellengesetz auf jeden Fall ein psychologisches Gutachten, das die Notwendigkeit der Maßnahmen bestätigt. Außerdem die Durchführung des Alltagstests (die Bewältigung des Alltags in der angestrebten Rolle), wobei unnötige Erschwerung vermieden werden soll (z.B. wenn erhebliche Nachteile bei der Ausübung des Berufes zu erwarten sind, kann der Alltagstest auf die Freizeit begrenzt werden).
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Schlusswort
Betroffene die den Schritt in die Öffentlichkeit wagen, Therapie, Alltagstest, Hormonbehandlung und ggf. Geschlechtsangleichung in Kauf nehmen, handeln im Allgemeinen wohl überlegt.
Sie bedürfen der Unterstützung durch die Familie, ihres Freundeskreises, im Beruf durch die Vorgesetzten und Kolleginnen. Sie wurden nicht in der angestrebten Rolle erzogen, neigen zumindest am Anfang zur Übertreibung, sind unsicher und es fehlt oft am notwendigen Selbstbewusstsein.
Familie und Freunde sollten ihnen Halt bieten, das berufliche Umfeld zumindest Toleranz. Beratung, konstruktive Kritik und Anerkennung sind willkommen. Transidenten sind keine Kinderschänder und üben auch keinen negativen Einfluss auf Kinder ihrer Umgebung aus! So manche Betroffene sind sogar selbst Eltern und üben über den Rollenwechsel hinaus noch die Erziehung ihrer Kinder aus!
Sie sind keine "schlechten" Menschen, sind weder verrückt noch geistesgestört. Sie sind keine "schlechten" Christen, bzw. Gläubige.
Im Gegenteil! Sie sind Mitmenschen, die genauso nach Partnerschaft, Liebe und Anerkennung streben wie der Rest der Mitbürger. Geht offen und ehrlich mit ihnen um, sie werden es Euch danken!
 
Sehr gut geschrieben aber wir schwulen haben nichts gegen Transidenten , das meinen viele das wir was gegen die haben aber das ist leider nur Klischee . Ich finde das was du geschrieben hast sollte auch mal in den Schulen gelehrt werden damit die neue Generation besser klarkommt mit uns d.h. CD/TV/TS bzw. damit endlich jenes Gehetze aufhört nebst die Verfolgungen . Es kann nicht sein das manche von uns heimlich ihr Leben ausleben müssen aus Angst vor der Gesellschaft bzw. wenn mancher ontour ist das der Person der Angstschweiß läuft .
Du schreibst sie sind Mitmenschen.......... ja da gebe ich dir völlig Recht aber leider ist das in vielen Augen hier in DE nicht der Fall und das ist schon äusserst traurig , besonders in diesem Jahrhundert .
 
Und wir Transidente haben absolut nichts gegen Schwule oder Lesben. Ich bin ja selbst ne Lesbe, da mit einer Frau zusammen.

Was die Transition einer Transidenten angeht, da könnte man viel schreiben. Ich hab selbst genug erlebt und erleben müssen.
Ausserdem sind wir untereinander bestens vernetzt.
Auch die Frage ob wer wirklich transident ist oder nicht, die Antwort darauf kann sich jede Person nur selbst darauf geben.

Man kann nur darauf hinweisen, daß kein Stein auf dem Anderen bleiben wird, sollte man den Weg gehen. Die Konsequenzen sollten jeder Person bewußt sein.
Und daß es ein langer und steiniger Weg ist. Transidente haben vor Beginn der Transition einen so hohen Leidensdruck, daß es bei einigen Suizid-Versuche gibt.
Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Deshalb ist man auch bereit alle Risiken auf sich zu nehmen.

Trotzdem ist es das Wichtigste nie den Humor zu verlieren, und auch über sich selbst lachen können.

lg,
christina
 
Du schreibst sie sind Mitmenschen.......... ja da gebe ich dir völlig Recht aber leider ist das in vielen Augen hier in DE nicht der Fall und das ist schon äusserst traurig , besonders in diesem Jahrhundert .
Da kann ich Gotland nur zustimmen. Wir haben noch zuviel Schubladendenken. Alles was außerhalb der Norm ist, wird immer noch nicht akzeptiert. Wenn im Fernsehen, oder auf Veranstaltung Transvestitenshows gezeigt werden, ist man meistens von diesen begeistert. Wenn man aber auf der Strasse ist, ist alles ganz anders, obwohl es eigentlich das Gleiche ist. Der Weg zur Normalität ist sehr weit in unserer Gesellschaft. Wie lange haben Schwule und Lesben bis zur Anerkennung gebraucht. Warum können wir nicht anziehen, was wir wollen. Wir leben doch in einer freien Gesellschaft.
 
Also klasse das so viele es sich durchlesen :)))
Und auch ein paar Zeilen schreiben;-)))

Ich denke das viele Menschen von neuen halt Angst haben uns zu treffen sehen
leider wird jeder von uns meist in einer Schublade gesteckt.............
Aber ich habe auch viele positive Erfahrungen gemacht .........

Und ich habe auch nichts gegen schwule oder Lesben jeder soll so leben wie er mag
und möchte .

Und ja so manche Behörde hat gelernt (Polizei) als ich mal in einer Kontrolle kam
und halt Person Kontrolle haben die nicht schlecht gekuckt lach ...........
Und wenn dann die Frage kommt warum machen sie das ganz einfach
Herr Wachmeister ich bin Transsexuell und siehe da die netten Beamten
behandeln dich wie eine Königin und geben dir auch noch den Rat bei der DGTI
ein zweit Ausweiß zu beantragen bis die Namens Änderung durch sei ..........
Das zeigt das sie geschult wurden zum Thema Transsexuell...........
Auch wenn ich nicht TS bin denn wenn du sagst ich bin Crossdresser
kann dir passieren das du zur Feststellung deine Identität mit zu Wache musst !!!
Ist mir auch schon passiert;-)))
 
Hallo,
ich finde es traurig und abnormal das man uns wie Aliens behandelt und das manche von uns ihr Leben nur heimlich leben können/müssen,aus Angst vor Drangsalierungen,Mobbing und Schikanen seitens der intoleranten Gesellschaft.Ich frage mich seit verdammt vielen Jahren warum CD/TV/TS,Schwule und Lesben nicht einfach leben können wie sie es wollen ?, obwohl unser GG es vorschreibt das jeder so leben darf wie er will.
Naja gut das GG ist nur ein Blatt Papier und alle Gesetze und Paragrafen sind Gummiparagrafen,doch leider Gottes sieht die Realität anders aus in diesem achso modernen Land.Ich spreche als Gay aus Erfahrung und stelle mir die Frage warum die Gesellschaft uns nicht so leben und lieben lässt wie wir es wollen.

AnkatrinTV schreibt über eine Kontrolle durch die Polizei..... in meinen Augen hat sie verdammt viel Glück gehabt ,weil 2009 gab es ein Fall wo ein TV von der Polizei drangsaliert wurde in einer Verkehrskontrolle.Diese Sache ging sogar vor Gericht und der TV verlor vor der Justiz.Dieser hatte von den Beamten gefordert das sie ihn wie eine Frau behandeln,da er so fühle/denke usw.,leider sahen die Herren von 110 das nicht so und wurden beleidigend und handgreiflich.Dagegen klagte der TV und verlor haushoch,durfte sogar noch die Kosten tragen nebst ein Strafbefehl seitens der Staatsanwaltschaft.Warum muß ein TV/CD auf die Polizeiwache ? das ist doch entwürdigend bzw. Schikane in meinen Augen.Wenn ich meinen Perso zeige und als CD/TV lebe,müsste der Perso eigentlich langen für die Identität aber leider ist das nicht so.
Ich finde es so traurig das man uns auslacht bzw. auslachen in unserem Outfit und z.T. uns beleidigen darf,geht man dann nach 110 zwecks Anzeige heißt es da nur lapidar:"...sie haben doch selber Schuld,warum provozieren sie denn? ziehen sie sich normale Kleidung an und sie haben Ruhe..." .
Ich hatte heute im FOCUS (ein älteres Exemplar) einen Bericht gelesen wo drin stand das man davor "warnt" nach Leipzig zu fahren weil dort der WGT (Gothictreff) stattfindet ! .Da fehlen mir die Worte wenn eine Zeitschrift warnt vor Menschen die niemandem was tun ,die sich bloß treffen und ihren Fetisch leben wollen bzw. ihr Leben.Da wird in meinen Augen die Gesellschaft vor normalen Menschen regelrecht gewarnt,bloß weil diese sich schminken und Kleidung tragen die bei uns Gothics völlig normal sind.Ist solche Warnung Schubladendenken ? klare Antwort: nein, das ist pure Dummheit und Intoleranz seitens eines Mediengiganten der eine Menschengruppe quasi drangsaliert und ins schlechte Licht setzt.
Wie oft habe ich schon bei CSD erleben dürfen das während des Umzuges manche Zeitgenossen uns Gays gerne in der Geschlossenen (sprich Psychatrie) sehen würden,und uns als abnormal empfinden und widerlich .Ich habe es selber erleben dürfen das beim CSD, mir ein älterer Herr ins Gesicht spukte und zu mir sagte:"..bei Hitler hätte man dich alte Sau vergast,schämst du dich nicht ?! ihr gehört doch alle in die Psychatrie.."
AnkatrinTV schreibt das manche Menschen vor uns Angst haben.......... sorry aber,keiner von uns tut jemanden was,also muß keiner vor uns Angst haben.

Wir sind Menschen wie jeder andere und haben m.E. das Recht so zu leben und lieben wie wir es wollen,ich frage mich nur wann wir dieses Recht bekommen?.Warum müssen Menschen einen Spießrutenlauf hinnehmen wenn diese im falschen Körper leben ? und dieser Spießrutenlauf kommt z.T. von staatlicher Seite her.Da werden zig Gutachten gemacht (von den Demütigungen ganz zu schweigen) mit der Hoffnung das der Betroffene aufgibt und "normal" denkt/lebt wie die Norm es will.Bevor eine Umwandlungs-OP stattfindet d.h. bis der Betroffene endlich seinen Wunsch erfüllt bekommt,vergehen Monate/Jahre und leider halten viele den Druck nicht aus und begehen Suizid.
Also ich merke nichts davon das wir in einem demokratischen Staat leben wo jeder nach seiner Art/Weise leben darf und kann,wie er/sie es will.Traurig traurig sage ich da nur.
 
Hi Gotland,

Du schreibst sehr pessimistisch. Sicher liegt das an Deinen schlechten Erfahrungen.
Sicher hast Du mit vielen Punkten Recht, unsere Gesellschaft ist in vielen Dingen sehr unflexiebel.

Aber hast Du Dich mal gefragt warum das so ist?!?!

Aus meiner Sicht ist das schlicht weg Unwissenheit.
Frag doch mal einen "Normalo" was TS, TV, CD, TG und, und, und bedeutet.
Frag Ihn mal ob er schon mal mit "SO" Jemanden gesprochen hat.
Frag mal ob er schon je was darüber gelesen oder gesehen hat.

Es gibt so gut wie keine Aufklärung über uns. Es gibt zwar mittlerweile eine recht große Lobby was das Thema Homosexualität angeht,
aber Transgender?!?!, kennt kein Mensch!!!

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass wir fast alle im Verborgenen, Heimlichen leben.
Wenige von uns gehen in die Öffentlichkeit, und dann auch noch meistens Nachts und allein.
Wie soll die Gesellschaft etwas verstehen oder gar akzeptieren was in Ihren Augen eigentlich garnicht existiert????
Und wenn Sie dann mal einen von uns "Paradiesvögeln" vor die Linse bekommen,
ist doch eine verstörte bzw. seltsame Reaktion vorprogrammiert, oder?

Eins geht natürlich garnicht, und das ist die nummer mit der 110!
Eigentlich glaube ich an unsere Verfassung und an die rechtsmäßigkeit unseres Staates.
Da ich die Hintergründe nicht kenne werde ich mich dazu auch nicht weiter außern.

Ich denke es wird noch einige Zeit vergehen bis auch die Aufklärung über die Welt zwischen den Geschlechtern in den Lehrbüchern steht.
Vielleicht wird es in der nächsten Generation etwas leichter da ja wir die heutige Generation sind,
und es liegt an jedem von uns selbst etwas zu verändern das es in Zukunft einfacher für uns wird.


LG
Der Kölner
 
Ein sehr interessanter Beitrag, den ich leider erst jetzt gefunden habe.

Der Kölner hat meiner Meinung nach einen wichtigen Punkt angesprochen.
Ich denke auch, dass es die Unwissenheit ist, die einen großen Beitrag zur Klischeebildung beiträgt. Ist man unwissend, wird aus bisherigen Meinungen (Medien, was andere darüber sagen, etc...) geschöpft. Schließlich haben wir durchaus den Drang alles einzuordnen. So entsteht ja auch unser Selbstbild.

Das Problem mit der "Aufklärung" ist vielleicht weniger das Problem der Aufklärung, als das Problem des (Des)Interesses.

Beispiel: Nehmen wird mal das Krankheitsbild "Chorea Huntington". Kein Mensch, der nicht selbst davon betroffen oder Angehöriger ist, bzw. dieses Krankheitsbild kennt, wird Interesse an dieser Krankheit haben. Warum auch?

Vor 2 Wochen ging ich am frühen Vormittag eine belebte Straße hier in Wien entlang. Ein Mann wankte mit ausfahrenden Bewegungen die Straße entlang. Für mich war es klar, worum es hier geht - ich hab über die Krankheit gelernt in meiner Ausbildung.
Es kab KEINE Person, die sich nicht umgedreht hat, entweder belustigst gelächelt oder herablassend den Kopf geschüttelt hat. Eine Frau mit Kind hat sogar laut gerufen, dass es wohl das letzte sei, in den frühen Morgenstunden (für alle Kinder ersichtlich) sturzbetrunken durch Wien zu laufen. .
Auch ich habe mich umgedreht, weil Chorea Huntington unter anderem als Symptomatik ausfahrende Bewegungen beinhaltet. Es fällt also auf. Aber das war's dann auch schon.
Um die Sache hier nicht überzustrapazieren nur kurz ein paar weitere Beispiele.
Ähnliche Reaktionen - die völlig unangemesen sind - gibt es bei Leuten die einen vom Stottern betroffen Menschen vor sich haben.
Ganz zu schweigen davon, wenn das Wort "Multiple Persönlichkeit" in den Mund genommen wird.

Vielleicht geht es gar nicht darum viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Es fehlt einfach das Interesse, sich seriöse Infos zu besorgen.

Und ganz ehrlich, ich selbst hab keine Ahnung von Mucoviscidose, obwohl es die häufigste angeborene Stoffwechselerkrankung ist. Einfach deshalb, weil es mich nicht betroffen hat, nicht betrifft und hoffentlich auch nie betreffen wird.

TI, TG oder was auch immer, als Krankheit zu definieren, ich muss gestehen unter den derzeitigen Umständen bin ich sehr dafür. Erst die Definition als Krankheit gibt einem Betroffenen das Recht Medikamente, Operationen etc. von den Krankenkassen bezahlt zu bekommen, bzw. von den Kassen "subventioniert" zu werden.
Dass der gesetzliche Anspruch auf Therapiefinanzierung erst dadurch entsteht mag einen fahlen Beigeschmack haben, anders wäre es mir auch lieber, aber besser so als gar nicht.
Und hiermit oute ich mich nicht nur als Hobby-TV sondern auch als chronisch stotternder Mensch ;-)

Das Leben ist kein Ponyhof, und die Gesellschaft zu ändern empfinde ich als nicht erbringbare Leistung. Was allerdings schon in der Macht jeden Einzelnen steht, ist die Möglichkeit das eigene soziale Umfeld zu interessieren und aufzuklären. Das ist unfair, aber für mich eine täglich erlebte Erfahrung.
Zum Glück ist die Gesetzgebung in manchen Belangen schon viel weiter als die Gesellschaft.

LG
Abraxas
 
Vielleicht geht es gar nicht darum viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Es fehlt einfach das Interesse, sich seriöse Infos zu besorgen.

Hallo zusammen, bin zwar von meiner Ausrichtung her fremd in Eurer Ecke und hab hier nicht alles durchgelesen, sage aber trotzdem was dazu: die meiner Meinung nach beste Art, Aufklärungsarbeit zu leisten, ist, im eigenen Freundeskreis offen aufzutreten.

Jemand hat was gegen Schwule? - dann wird sich das nicht ändern, solange er nicht einen Homosexuellen persönlich kennenlernt. Wenn er miterlebt, wie einer seiner Freunde sich outet, und mitverfolgt, was für Entwicklungen und Anstrengungen damit verbunden sind, wird sich seine Anschauung zu dem Thema mit großer Wahrscheinlichkeit deutlich ändern. Das gleiche könnte doch auch bei Eurem TV-Thema passen. Eure Freunde mögen Euch, und wenn sie erleben, dass bei Euch sowas im Gange ist und Euch zusammen mit dieser Sache weiterhin respektieren, dann werden sie ab diesem Moment auch anderen TVlern mit einer ganz anderen Haltung entgegen treten. Möglicherweise weitet sich der gute Einfluss dann sogar noch auf die "Freunde von Freunden" aus, und schon ist ein recht großes Grüppchen von Leuten erreicht worden.

Das direkte Erfahren persönlicher Entwicklungen im eigenen Bekanntenkreis wirkt 100mal mehr als das Beschaffen von Informationen. Informationen aus Büchern und anderen Medien sind abstrakt. Man macht sich auf diese Weise allenfalls "schlau", entwickelt aber keine echte Empathie. Und warum sollte sich jemand Informationen zu etwas beschaffen, was ihn nirgendwo in seinem eigenen Umfeld tangiert?

Das alles ist sicherlich ein langsamer Prozess, aber persönliche Beziehungen sind nunmal das fruchtbarste, was es gibt. Durch mein offenes Auftreten im Bekanntenkreis habe ich es geschafft, dass inzwischen eine ganze Menge Leute wissen, dass es Männer gibt, die gerne Strumpfhosen tragen und die deswegen trotzdem nicht "komplett durchgeknallt" sind. Wenn viele Leute in ihrem Freundeskreis was bewirken, ergibt das doch auch ein ganz nettes Netz.
 
und wer bezahlt ?

Also den Beitrag von Ankatrin fand ich ja sehr sachlich , umfassend und plausibel. Nebenbei lernte ich auch, dass Transident dasselbe wie Transsexueller (bzw auf dem weg dahin) bedeutet.
Auch der Krankheitsbegriff wurde darin angesprochen:
Zitat: Also ist die Transidentität so alt wie andere "Abweichungen", so alt wie die Menschheit selbst. Transidentität ist auch keine psychische Krankheit, sondern nur eine seltenere Mischung der Eigenschaften einer Person
Also keine Krankheit, Zustimmung !
Nichtsdestotrotz hat es der Transident natürlich nicht leicht, daher kann eine Therapie sinnvoll sein. Das Ergebnis sollte sein,
Zitat: Der Therapeut muss im Grunde die Abweichung richtig diagnostizieren und den Betroffenen dabei unterstützen eine individuell möglichst optimale Lösung zu finden (der Therapeut kann keine Lösung für den Betroffenen festlegen, der Betroffene muss diese selbst erarbeiten und auch selbst umsetzen). Wenn die Lösung erarbeitet wurde, begleitet der Therapeut den Betroffenen bis eine Stabilisierung der Lebenslage erreicht wurde.Wenige Transidenten wagen den vollen Seitenwechsel, d.h. leben in der angestrebten Rolle.
Bis hier finde ich alles in Ordnung, und in diesem Rahmen sollte sich die Gesellschaft tolerant zeigen und helfen.

Eine ganz andere Sache ist "die grosse Lösung" , die mann sich von der Gesellschaft bezahlen lassen will, indem TI dann doch wieder als Krankheit definiert wird:
TI, TG oder was auch immer, als Krankheit zu definieren, ich muss gestehen unter den derzeitigen Umständen bin ich sehr dafür. Erst die Definition als Krankheit gibt einem Betroffenen das Recht Medikamente, Operationen etc. von den Krankenkassen bezahlt zu bekommen, bzw. von den Kassen "subventioniert" zu werden.
Dass der gesetzliche Anspruch auf Therapiefinanzierung erst dadurch entsteht mag einen fahlen Beigeschmack haben, anders wäre es mir auch lieber, aber besser so als gar nicht.

Also nee, Abraxas, das finde ich überhaupt nicht in Ordnung. Da würde ich dem Betroffenen sagen - ok, ich verstehe deine Neigung und dass du es nicht 100 prozentig ausleben kannst, wohl aber in beliebig grossem Rahmen als Transvestit, das muss reichen.
Auf der andern Seite gibt es andere Menschen, die haben Einschränkungen körperlicher Art, sei es gehbehindert, blind, Diabetes etc. Es wird ihnen geholfen, aber grundsätzlich müssen sie sich damit abfinden und ihr Leben anpassen. Oder sehr viele Menschen mit Depressionen. Die brauchen Hilfe.
In keinem dieser Fälle wird aber der Mensch komplett ummodelliert (chemisch und chirurgisch)
Und was sollen die Millionen sagen, denen der Zahnersatz nicht mehr bezahlt wird - da heisst es, zahl mal selber.
Also auch der TI muss begreifen, dass er nicht der Mittelpunkt der Welt ist, sondern andere auch Probleme haben, und die Gesellschaft (und die Krankenkassenbeitragszahler) sich um alle in einem vernünftigen Mass kümmern muss !
Erst recht, da sich die Arbeitgeber mit Hilfe ihrer geschmierten Politiker in Berlin sich mehr und mehr aus der Solidargemeinschaft verabschieden, aber das ist ein anderes Thema ...

Gruss, Reto
 
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