SZ München - Diskriminierung Transsexueller

Wirklich ein bewegender und aufrüttelnder Artikel der zeigt, dass es noch ein langer, schwieriger Weg bis zur Normalität ist.

Und ein Artikel, der mich jedenfalls, sehr betroffen macht.

lg
Satinlook
 
Mal ein Bericht über die Schattenseiten. Sonst liest oder hört man in den Medien ja nur immer die Erfolgsgeschichten, die [ironie] vor Toleranz der Mitmenschen überfliessen [/ironie].
Welch Wechselbad der Gefühle das sein muß, wie man das 24h am Tag durchsteht...
Ich muß zugeben, das kann, das möcht ich mir gar nicht vorstellen.

K.M. ... gerade sehr nachdenklich ...
 
Und ein Artikel, der mich jedenfalls, sehr betroffen macht.

Naja schon...

Nur - wenn man im Forum aufmerksam mitliest, ist das alles nichts neues. Einzelschicksale, die erschütternd sind, stimmt schon. Aber das ist einmal die Realität, wie sie auch unsere Christina täglich miterlebt und uns immer wieder mit ihr miterleben läßt. Und bei FrauYvonne ist es ähnlich und bei anderen vermutlich auch, die erzählen es uns nur nicht so genau. Es ist fast immer das gleiche. Ab dem Outing gehts mit dem Job bergab und auch im privaten Umfeld trennen sich die Freunde von den Heuchlern. Das durchzustehen ist an Härte fast nicht mehr zu überbieten.

Sicher sind die Beispiele tragisch. Aber sensationell neu sind sie für uns hier leider schon lange nicht mehr.
 
Dieser Zeitungsartikel macht mich doch sehr betroffen, denn er zeigt wie es in Wirklichkeit ausschaut. Nämlich dass wir TI'e eine "unwillkommene" (um es mal nett auszudrücken) sind.

Genau aus diesem Grund befinde ich mich in einer sch... Situation. Denn (trotz des Berichts) ist es in einer Stadt wie München noch eher möglich, als hier bei uns auf dem Lande. Ich kann es mir deshalb nicht "erlauben" meine TI "groß" bekannt zu machen, denn das würde ein Spießruten laufen nicht nur für mich, sondern besonders für meine Eltern bedeuten, und die haben mit ihrern Krankheiten genug zu tun.

Eine Arbeit finde ich als offiziell "normaler" Mann sowieso nicht, geschweige denn dann, wenn ich meine TI öffentlich mache.

Jetzt bin ich wieder an einem Punkt, wo ich aufpassen muss, dass ich deshalb nicht wieder in das Loch (zurück-) falle aus dem ich mich gerade mühseelig heraus gearbeitet habe!

Eure Yvonne
 
Zum Artikel

Heute in der Süddeutschen Zeitung:
SZ 14.1.2010

Grundsätzlich unvorstellbar, aber leider Realität, daß "Menschen" mit Mitmenschen so umgehen.

Als ob es in der heutigen Gesellschaft und Arbeitswelt nicht ohnehin schon schwer genug ist, müssen manche auf diese Art andere Mitarbeiter diskriminieren.

Aber leider ist das sehr oft zu bemerken, daß auf >glaublich< schwächere auch noch der eigene Frust und die eigene Unsicherheit abgeladen wird.

Pfui deibl an jene Leute, die so viele Bretter vorm Kopf haben und auch jeglichen Anstand vermissen lassen.

LG-Outing:)
 
Nun, einfach ist das nirgendwo, und die einzelnen in dem Artikel berichteten Schicksale stimmen traurig.
Vor allem scheint es an klaren Antidiskriminierungregelungen zu fehlen, wie es sie in anderen Ländern gibt, und wie sie (z.B. auch in Schweden) bekannt sind, und auch im Fall der Fälle recht kraftvoll durchgesetzt werden können.


Ich möchte doch zu bedenken geben:
- die Berichterstattung der Medien konzentriert sich (in Deutschland) eher auf die Schattenseiten der Sache. Auch Bücher stellen ganz überwiegend die Schattenseiten heraus.

- für andere, nicht Betroffene sind solche Berichte eine Bestätigung der bereits vorhandenen eher negativen oder (uninformiert)-skeptischen Einstellung zum Transsexualismus


Die überwiegend positiven Berichte (etwa Vera Freys Buch "Mann's genug, Frau zu sein") sind gering an Zahl und offenbar wenig bekannt.
Erstaunlich positiv fielen auch die Berichte über Kim Petras auf, "Deutschlands jüngste Transsexuelle" - weder ist sie die jüngste (sie ist halt die bislang Jüngste, die den gesamten Weg mit bereits 16 hinter sich bringen konnte) noch gehört sie einem "Deutschland". Aber, eben ein positiver Fall positiver Medienberichterstattung.
Bei Frau-zu-Mann TS gibt es z. B. den Sportler Balian Buschbaum, der sich medienwirksam wohl ohne große Probleme outete (u. a. in einem längeren Fernsehinterview)

In der englischsprachigen neueren Literatur sieht es ingesamt positiver aus. Zwar werden Schwierigkeiten und Leiden nicht minimiert, aber letztlich steht das Ziel und die Erreichung einer deutlich verbesserten Lebensqualität im Vordergrund.

Auch Erica Zanders "Transactions" ist ein sehr positives Beispiel (nicht untypisch für Schweden ist es gleich auf English verfasst, so daß viel mehr Menschen daran teilhaben können).
Berichte in den Medien über Transsexuelle sind hier in Schweden überwiegend in positivem Licht ...


Warum ist das in deutschsprachigen Ländern (unter den nord-/westeuropäischen Gebieten) athmosphärisch anders?
Das würde ich gerne wissen.

Jedenfalls bin ich in dieser Hinsicht mehr als froh, hier gelandet zu sein. Sicher, es gibt auch hier Dummköpfe und Intolerante, aber gerade bei Arbeit und im Bekanntenkreis zahlt sich die hiesige "Mentalität" aus für Transpersonen.

LG
Atalanta
 
Ihr habt ja alle Recht, aber man sollte auch bedenken, dass Berichterstattung erst dann überhaupt einen Sinn ergibt, wenn es über irgendwelche Probleme oder besonders erfreuliche Ereignisse etwas zu berichten gibt. Das ganz normale Leben ganz normaler Menschen braucht im Normalfall nicht Gegenstand von Berichterstattung zu werden. Wozu auch?

Wenn jedoch Probleme - wie die tanssexueller Menschen - Gegenstand von Berichterstattung werden, dann werden die Berichte zwangsläufig entweder zu Darstellungen der Probleme oder zu Darstellungen von Problemlösungen, gelegentlich zu beidem. Eine Berechtigung sehe ich in beiden Formen des Berichts.

Im ersten Fall werden Menschen mit Problemen dargestellt, die Leser oder Zuschauer können (Interesse vorausgesetzt) für das Thema sensibilisert werden, wir erhalten eine Darstellung, die informiert und (mit Satinlooks Worten) bewegen und aufrütteln kann. Solche Berichte nützen interessierten Menschen und Betroffenen.

Positive Darstellungen von Menschen, die es schaffen, solche Probleme zu lösen und mit sich und ihrer Umwelt einigermaßen im Reinen zu leben, zeigen, dass es auch Normalität im Umgang mit solchen Themen geben kann, auch diese Berichte nützen sowohl Interessierten als auch Betroffenen.

Insofern komme ich zunächst zu dem Ergebnis, dass Berichterstattung grundsätzlich begrüßenswert und wünschenswert ist, solange Transsexualität noch aufgrund der damit verbundenen Probleme einer Berichterstattung wert ist. Daraus folgt, dass man die Berichte auch dann nicht verurteilen sollte, wenn sie sich auf eine scheinbar nur negative Darstellung der Probleme beschränken. Auch diese Berichte haben ihre Berechtigung (wie oben dargestellt).

Wenn man sich überhaupt ereifern möchte, dann allenfalls über diejenigen Holzköpfe, die sich für nichts interessieren oder denen alles "Fremde" von vornherein so viel Angst einjagt, dass sie sich dagegen mit Abwehrhaltungen schützen müssen oder die einfach nicht in der Lage sind, "andersartige" Menschen als das zu sehen, was sie sind, nämlich zuerst einmal Menschen.

Das gilt selbstverständlich nicht nur für Transsexuelle, sondern genauso für "Behinderte", Menschen mit anderer Hautfarbe oder Kultur und so weiter. Wenn man aber überhaupt etwas in solchen Hohlbirnen bewegen möchte, dann ist es womöglich kein schlechter Weg, Berichterstattung über solche Themen immer und immer wieder vorzunehmen. Vielleicht irgendwann mit dem schönen Ergebnis, dass so etwas wie Normalität im Umgang mit "anders gestrickten" Menschen und ihren Schicksalen entstehen kann. Daher - ob mit positivem oder negativem Unterton: Berichterstattung? Ja bitte!
 
Ich stimme mit Morx überein, jede Art Berichterstattung ob positiv oder negativ dient der Sache. Wenn es sich auch tatsächlich um Berichterstattung handelt und nicht um Befriedigung von Voyeurismus, wie bei den Nachmittags"talk"shows praktiziert oder in manchen Printmedien, z.B. der Zeitung mit den 4 Buchstaben aber auch anderen.
 
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