M
Morx
Gast
Mein Leben ist völlig aus den Fugen geraten, und ich hoffe, wenn ich hier davon berichte, auf den ein oder anderen gut gemeinten Rat, der mir helfen kann die Dinge wieder ins rechte Lot zu rücken. Es fing alles damit an, dass ich eine Liebschaft mit einer Strumpfhose begann, und zwar meine ich so eine dünne, feine Strumpfhose, wie Frauen sie zu tragen pflegen unter ihren Röcken.
Vor einiger Zeit sah ich sie eines Tages auf der Kommode liegen und war auf der Stelle von ihr zutiefst fasziniert. Ich bewunderte ihre außergewöhnlich zarte Beschaffenheit und den seidigen Glanz, der sie umgab. Nicht anders konnte ich, als mich ihr schüchtern zu nähern um ihr sanftes Wesen tiefer zu erforschen. Vom ersten Augenblick an nannte ich sie Claudia, ich weiß selbst nicht warum, denn sie hatte mir diesen Namen nicht genannt. Trotzdem war ich mir aus ganzer Überzeugung sicher, dass Claudia ihr richtiger Name sei.
Es entwickelte sich sehr bald eine neugierige Freundschaft zwischen Claudia und mir, und wir verbrachten viel Zeit miteinander in, wie ich vermuten möchte, gegenseitiger Bewunderung und Faszination. So ging dies wohl eine Weile, bis ich sie eines Tages sehr beiläufig, wenn auch zugegeben nicht völlig ohne Absicht, im Vorübergehen mit meiner Hand berührte. Diesen Augenblick werde ich in meinem ganzen Leben nicht mehr vergessen können, dieses sanfte Streicheln, das ich erlebt hatte, weckte in mir eine zehrende Sehnsucht nach Claudia, die sich nicht mehr stillen ließ. Ich hatte mich in Claudia verliebt und war ihr mit Haut und Haaren verfallen.
Wir verbrachten von nun an noch mehr Zeit miteinander, und ich ertrug es nur schwer, von ihr auch nur kurze Minuten getrennt zu sein. Deshalb ließ ich sie an meinem ganzen Leben teilhaben, sie begleitete mich ins Theater, ins Kino, in Restaurants, ging mit mir zum Einkaufen, auf Spaziergänge im Park und auch sonst beinahe überall hin. Immer feuriger brannte in mir die Leidenschaft für Claudia, und sie schien meine Gefühle durchaus zu erwidern. Sie sprach zu mir mit einer leise knisternden Stimme in einer wortlosen Sprache, die nur wir beide zu verstehen schienen, immer wieder strich sie sanft über meine Haut und zog mich stetig tiefer in ihren Bann.
Während dieser Zeit fühlte ich mich glücklich und sah mich oft angekommen am Ziel all meiner Träume, bis sich etwas, zunächst fast unmerklich und scheinbar bedeutungslos, aber zunehmend nachhaltiger, veränderte. Es war anfangs nicht mehr als eine verschwommene Ahnung, ein fernes Gefühl von Fremdheit. Manchmal glaubte ich hinter Claudia einen flüchtigen Schatten entdeckt zu haben, der aber sofort wieder verschwunden war. Ich hörte bisweilen eine fremde Stimme, die Claudias Knistern für Bruchteile von Sekunden zu übertönen schien. Von Tag zu Tag wurden diese merkwürdigen Begebenheiten häufiger und intensiver, sie verunsicherten mich und ließen mich noch genauer beobachten.
Nach kurzer Zeit konnte ich es nicht mehr abstreiten, Claudias Erscheinung hatte sich verändert, irgendetwas schien durch sie hindurch, etwas Fremdes und dennoch nicht gänzlich Unbekanntes. Immer klarer war zu erkennen, dass sich etwas unter Claudia verbarg, und schließlich musste ich erkennen, dass dieses Fremde meiner Haut sehr ähnelte. Auch die fremde Stimme wurde deutlicher, so dass ich bald sicher sein durfte, dass es sich um eine menschliche Stimme handelte. Ich war erschrocken und verließ wie in Panik die Räume, die ich mit Claudia geteilt hatte. Ich verbarg mich vor der Welt in einem Hotelzimmer, das ich mir eilig angemietet hatte, lag dort Stunde um Stunde auf dem unbequemen Bett und sann meiner verzweifelten Liebe zu Claudia nach.
Endlich fasste ich mir ein Herz, gab das Zimmer auf und ging mit klopfendem Herzen zurück zu meiner Wohnung, in der Claudia auf mich warten musste. Ich wollte mich den Dingen stellen, die mich erwarteten, wie auch immer sich unsere Liebe entwickelt haben mochte. Als ich dann die Wohnungstür öffnete, stand dort in dem weiten Flur eine Frau, die an ihren Beinen meine geliebte Claudia trug. Kein Wort brachte ich heraus, starrte fassungslos in das Gesicht jener Frau, dann auf ihre Beine, die von der liebsten Strumpfhose sanft umhüllt waren, und wollte tausend Fragen in einer einzigen Sekunde stellen.
Diese Frau sprach an diesem Abend lange mit mir, vieles habe ich verstehen können, manches bleibt mir zum Nachdenken. Die Wahrheit, die ich wohl als solche hinnehmen muss, stellt sich etwa folgendermaßen dar. Claudia war nicht der Name der Strumpfhose, sondern der Name jener Frau, mit der ich übrigens schon seit geraumer Zeit eine Beziehung führte. Die Strumpfhose trug tatsächlich den Vornamen Seidenglatt und den Nachnamen von Falke, war also offenbar eine Tochter aus gutem Hause. Claudia, ich meine die Frau und nicht die Strumpfhose, verließ mich in derselben Nacht. Sie bräuchte Zeit, sagte sie, zum Nachdenken und um ihre Gefühle und Gedanken zu ordnen. Offenbar fühlte sie sich von mir nicht mehr wahrgenommen und beachtet, geschweige denn so geliebt, wie sie es wahrscheinlich verdiente. Nun, solche Zeit brauchte wohl auch ich.
Seidenglatt habe ich am nächsten Morgen neben dem Mülleimer gefunden. Ich nahm sie auf, ihre Berührung ließ mich immer noch wohlig erschauern. Sie hatte eine Laufmasche, deshalb wohl hatte Claudia sie hier zurückgelassen. Ich legte sie zwischen meine Sachen, denn trennen mochte ich mich von ihr nicht. Schließlich hatte uns eine leidenschaftliche Liebe verbunden, die niemals ganz verlöschen wird, dessen bin ich mir sicher.
Gerade in diesem Augenblick, da ich nun zum Ende komme, flüstert Seidenglatt mir mit einem beinahe schelmischen Lächeln zu, dass ich Euch alle ganz lieb von ihr grüßen soll.
Gruß
Morx
Vor einiger Zeit sah ich sie eines Tages auf der Kommode liegen und war auf der Stelle von ihr zutiefst fasziniert. Ich bewunderte ihre außergewöhnlich zarte Beschaffenheit und den seidigen Glanz, der sie umgab. Nicht anders konnte ich, als mich ihr schüchtern zu nähern um ihr sanftes Wesen tiefer zu erforschen. Vom ersten Augenblick an nannte ich sie Claudia, ich weiß selbst nicht warum, denn sie hatte mir diesen Namen nicht genannt. Trotzdem war ich mir aus ganzer Überzeugung sicher, dass Claudia ihr richtiger Name sei.
Es entwickelte sich sehr bald eine neugierige Freundschaft zwischen Claudia und mir, und wir verbrachten viel Zeit miteinander in, wie ich vermuten möchte, gegenseitiger Bewunderung und Faszination. So ging dies wohl eine Weile, bis ich sie eines Tages sehr beiläufig, wenn auch zugegeben nicht völlig ohne Absicht, im Vorübergehen mit meiner Hand berührte. Diesen Augenblick werde ich in meinem ganzen Leben nicht mehr vergessen können, dieses sanfte Streicheln, das ich erlebt hatte, weckte in mir eine zehrende Sehnsucht nach Claudia, die sich nicht mehr stillen ließ. Ich hatte mich in Claudia verliebt und war ihr mit Haut und Haaren verfallen.
Wir verbrachten von nun an noch mehr Zeit miteinander, und ich ertrug es nur schwer, von ihr auch nur kurze Minuten getrennt zu sein. Deshalb ließ ich sie an meinem ganzen Leben teilhaben, sie begleitete mich ins Theater, ins Kino, in Restaurants, ging mit mir zum Einkaufen, auf Spaziergänge im Park und auch sonst beinahe überall hin. Immer feuriger brannte in mir die Leidenschaft für Claudia, und sie schien meine Gefühle durchaus zu erwidern. Sie sprach zu mir mit einer leise knisternden Stimme in einer wortlosen Sprache, die nur wir beide zu verstehen schienen, immer wieder strich sie sanft über meine Haut und zog mich stetig tiefer in ihren Bann.
Während dieser Zeit fühlte ich mich glücklich und sah mich oft angekommen am Ziel all meiner Träume, bis sich etwas, zunächst fast unmerklich und scheinbar bedeutungslos, aber zunehmend nachhaltiger, veränderte. Es war anfangs nicht mehr als eine verschwommene Ahnung, ein fernes Gefühl von Fremdheit. Manchmal glaubte ich hinter Claudia einen flüchtigen Schatten entdeckt zu haben, der aber sofort wieder verschwunden war. Ich hörte bisweilen eine fremde Stimme, die Claudias Knistern für Bruchteile von Sekunden zu übertönen schien. Von Tag zu Tag wurden diese merkwürdigen Begebenheiten häufiger und intensiver, sie verunsicherten mich und ließen mich noch genauer beobachten.
Nach kurzer Zeit konnte ich es nicht mehr abstreiten, Claudias Erscheinung hatte sich verändert, irgendetwas schien durch sie hindurch, etwas Fremdes und dennoch nicht gänzlich Unbekanntes. Immer klarer war zu erkennen, dass sich etwas unter Claudia verbarg, und schließlich musste ich erkennen, dass dieses Fremde meiner Haut sehr ähnelte. Auch die fremde Stimme wurde deutlicher, so dass ich bald sicher sein durfte, dass es sich um eine menschliche Stimme handelte. Ich war erschrocken und verließ wie in Panik die Räume, die ich mit Claudia geteilt hatte. Ich verbarg mich vor der Welt in einem Hotelzimmer, das ich mir eilig angemietet hatte, lag dort Stunde um Stunde auf dem unbequemen Bett und sann meiner verzweifelten Liebe zu Claudia nach.
Endlich fasste ich mir ein Herz, gab das Zimmer auf und ging mit klopfendem Herzen zurück zu meiner Wohnung, in der Claudia auf mich warten musste. Ich wollte mich den Dingen stellen, die mich erwarteten, wie auch immer sich unsere Liebe entwickelt haben mochte. Als ich dann die Wohnungstür öffnete, stand dort in dem weiten Flur eine Frau, die an ihren Beinen meine geliebte Claudia trug. Kein Wort brachte ich heraus, starrte fassungslos in das Gesicht jener Frau, dann auf ihre Beine, die von der liebsten Strumpfhose sanft umhüllt waren, und wollte tausend Fragen in einer einzigen Sekunde stellen.
Diese Frau sprach an diesem Abend lange mit mir, vieles habe ich verstehen können, manches bleibt mir zum Nachdenken. Die Wahrheit, die ich wohl als solche hinnehmen muss, stellt sich etwa folgendermaßen dar. Claudia war nicht der Name der Strumpfhose, sondern der Name jener Frau, mit der ich übrigens schon seit geraumer Zeit eine Beziehung führte. Die Strumpfhose trug tatsächlich den Vornamen Seidenglatt und den Nachnamen von Falke, war also offenbar eine Tochter aus gutem Hause. Claudia, ich meine die Frau und nicht die Strumpfhose, verließ mich in derselben Nacht. Sie bräuchte Zeit, sagte sie, zum Nachdenken und um ihre Gefühle und Gedanken zu ordnen. Offenbar fühlte sie sich von mir nicht mehr wahrgenommen und beachtet, geschweige denn so geliebt, wie sie es wahrscheinlich verdiente. Nun, solche Zeit brauchte wohl auch ich.
Seidenglatt habe ich am nächsten Morgen neben dem Mülleimer gefunden. Ich nahm sie auf, ihre Berührung ließ mich immer noch wohlig erschauern. Sie hatte eine Laufmasche, deshalb wohl hatte Claudia sie hier zurückgelassen. Ich legte sie zwischen meine Sachen, denn trennen mochte ich mich von ihr nicht. Schließlich hatte uns eine leidenschaftliche Liebe verbunden, die niemals ganz verlöschen wird, dessen bin ich mir sicher.
Gerade in diesem Augenblick, da ich nun zum Ende komme, flüstert Seidenglatt mir mit einem beinahe schelmischen Lächeln zu, dass ich Euch alle ganz lieb von ihr grüßen soll.
Gruß
Morx