Neosexualitäten

Relax

Stammmitglied
Registriert
12 März 2010
Beiträge
795
Geschlecht
männlich
Hallo Leute,


wer manche meine Postings kennt, weiß, dass mir die Frage nach dem Ursprung und auch der "Berechtigung" für meinen Strumpfhosen-Fetisch keine Ruhe lässt.


Ich streife daher oft durchs Internet, um auf Psychologie-Portalen und ähnlichen Sites nach Argumenten, Gründen und Hintergründen für meinen Fetisch zu suchen.


Dabei bin ich nun auf den Begriff "Neosexualitäten" gestoßen, den Volkmar Sigusch in den späten 90er Jahren geprägt hat.


Mehr dazu hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Neosexuelle_Revolution


Ein sehr komplexes Thema, aber ich greife da mal ein paar Zitate heraus:


"Allgemein verbindliche und durchgesetzte moralische Gebote existierten nicht mehr. Die Paare müssten selbst entscheiden, was auch in sexueller Hinsicht akzeptabel ist. Gunter Schmidt spricht von einer neuen Verhandlungsmoral, Volkmar Sigusch von einer neuen Konsensmoral."


"Zu den neuen, anerkannten Formen gehörten zum Beispiel die Bisexualität, der Sadomasochismus und verschiedene Fetischformen"


"Nach Sigusch hat die alte Sexualität, die er Paläosexualität nennt, vor allem aus Trieb, Wollust, Orgasmus und dem heterosexuellen Paar bestanden. Die Neosexualitäten dagegen bestünden vor allem aus Wohllust und Selbstliebe, Thrills (wie z. B. auf Love Parades) und Prothetisierungen (wie z. B. durch Viagra). Sie kreisten nicht um Fortpflanzung und deren Verhinderung, sondern um Geschlechterdifferenz und deren Auslotung, um selbstoptimierte Souveränität"



Vor allem dieser Unterscheid zwischen Wollust uns Wohllust, aber auch die "selbstoptimierte Souveränität" gefallen mir! Doch lest den Wikipedia-Artikel selbst. Er ist nicht einfach, aber gibt mir Vertrauen in die Tatsache, dass ich nicht "pervers" bin, sondern dass mein Fetisch ein Ausdruck meiner Souveränität ist.


Jaja, ich weiß, jetzt werden viele von euch wieder meinen, das wäre doch alles irrelevant, weil man sowieso tun kann was man will. Usw.usf. Ich finde aber trotzdem, dass eine WISSENSCHAFTLICHE Einordnung meines Fetisch und eine damit einhergehende Relativierung meiner "Schuldgefühle" einen großen Wert besitzen.


Was meint IHR?
 
Ich würde Mal sagen dass erst mal alles "normal" ist, was gefällt. Manches passt zwar nicht in die Öffentlichkeit aber es ist deswegen immer noch nicht pervers. Pervers wird es erst dadurch dass es eine Person, eine Personengruppe, die Kirche oder gar die ganze Gesellschaft für Pervers erklärt. Wie weit sowas führen kann hat uns ja die Kirche mit den Hexenverbrennungen gezeigt. Was jetzt am meisten pervers war an der Aktion kann heutzutage zum Glück jeder für sich selbst entscheiden.

Mach dir also keine Gedanken. Du bist nicht pervers. Du passt höchstens nicht ins Bild einiger Mitmenschen.

Gruß FrankyB
 
Jeder kann beobachten, wie seine Umwelt auf seine normale oder nicht normale Sexualität reagiert. Am letzten Sonntagnachmittag (sonnig, heiß) sitzt ein korpulenter Mann (ich) mit Halbglatze (aber Kappe auf) an einem Pflanzenkasten in der stark befahrenen Gneisenaustraße in Kreuzberg. Er wird nicht beachtet, wenn er lange Hosen trägt. Bei kurzen Hosen achtet man evtl. auf die Beine (schön, weiß, gebräunt), wenn man direkt vorbeigeht. Auf den gegenüberliegenden Bürgersteigen natürlich nicht (60 m breite Straße). Nun hatte dieser Mann aber hautfarbene glänze FSH(C+A Satin 20) an. Da hat keiner etwas gesagt, aber evtl .gedacht: warum trägt er das? warum sitzt er damit hier? Warum zeigt er sich so? Ich frage mich seit Jahren, warum bin ich (außer hier) immer der einzige, der FSH trägt und zeigt? Ist der FSH-Fetisch der einzige heimliche unserer Zeit?
 
JIst der FSH-Fetisch der einzige heimliche unserer Zeit?


Sicher nicht :)


Aber was "unseren" Fetisch auszeichnet, ist wohl, dass er sich so schwer einordnen lässt.
Da ist mal die fundamentale Unterscheidung


- zwischen dem Fetischisten, der gerne selber Strumpfhosen trägt,
- und dem, den Strumpfhosen an (s)einer Frau erregen.


Die beiden Spielarten vereinigen sich in manchen Männern, andere haben nur den einen oder den anderen.


Dann ist die Strumpfhose selbst ein Mittelding aus normalem Kleidungsstück und Dessous. Immerhin bedecken Strumpfhosen einerseits ganz banal das Bein, sind aber auch - und das ist für mich der große Unterschied zu Strümpfen - die einzige sichtbare Bekleidung, die auch das Geschlechtsorgan bedeckt/berührt.


Diese schwere Einordenbarkeit unserer Leidenschaft erschwert es wohl Außenstehenden, uns ganz korrekt so zu sehen wir wir sind: Weil wir eben alle verschieden sind!


Kaum ein Fetisch wie der unsere ist so schwer einzuschätzen. Leuten zum Beispiel, die sich gerne anpinkeln lassen, geht's da "besser": Das ist ne klare Sache, das kann man mögen oder auch nicht, aber da wird wohl jeder eine Meinung dazu haben. Oder Leute, die auf dicke Brüste abfahren. Oder... naja, eigentlich fast jeder andere Fetisch ist wesentlich weniger facettenreich als unserer.
 
Ich würde Mal sagen dass erst mal alles "normal" ist, was gefällt.

Und was ist mit den Leuten, über die wir hier im Forum grundsätzlich nicht reden, nicht mal zynisch?

Lieber Placebo, auch wenns kritische Vermerke sind, darüber machen wir hier nicht mal Scherze und anderes auch nicht. Grundsätzlich nicht!

LG Kuli
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ist der FSH-Fetisch der einzige heimliche unserer Zeit?

Ganz bestimmt!

Damenwäschefetischisten, S/M-Liebhaber, Natursektgourmets, Schuhschnüffler und alle anderen Fetischisten sieht man ja praktisch an jeder Straßenecke, wie sie ganz öffentlich ihre Vorlieben ausleben.
 
Und ist es ein Scherz oder laufe ich blind durch die Gegend, wenn ich an keiner Straßenecke Damenwäschefetischisten, S/M-Liebhaber, Natursektgourmets und Schuhschnüffler bei der Ausübung ihrer Vorlieben antreffe?
 
Da lasse ich den werten Leser mit der Interpretation seiner eigenen Erfahrungswerte allein. :D
 
Neonsexualität. Ein super Schlagwort.

Aber mal ehrlich. Machen wir uns das nicht zu einfach.

Wenn man mal hier die Runde ließt, wir meinen wir sind "normal" (und wenn es nur das Füllen einer Hose wäre). Wir meinen, alle Anderen müssen uns "gut finden", zumindest akzeptieren. Wir wollen anerkannt werden. Wir bilden uns ein, ein Stück "Normalität" in dieser Welt zu sein.

Aber warum meinen wir Das?. Weil immer mehr Menschen nicht mehr "Herr ihres Körpers und Geistes" sind?. Weil die Geschlechter immer mehr ineinander verschwimmen. Und Die, die auf dieserr Welle (also auch wir hier) mit schwimmen, sind die "neuen" Normalen.

Weit gefehlt.

Schauen wir doch mal richtig hin. Was tun wir? Wir untergraben die alten Wertvorstellungen. Das Alte. Der Grundsatz: Vater, Mutter, Kind. Von der Bibel vorgegeben. Ich kann mich noch gut an die Empörung in der Nachbarschaft erinnern, wenn ein Homosexueller ausgemacht wurde. Ich höre meinen Vater noch heute, das ist ein 175er . . . Und die Hetzjagd war eröffnet.

Heute gehen wir hin und sagen "Alles geht was gefällt". Aber ist das so richtig? Ich weiß es nicht mehr. Gleichgeschlechtliche leben unbehelligt zusammen. Die ohnmächtige Gesellschaft billigt ihnen mittlerweile Kinder zu, ohne in Frage zustellen, woher diese Kinder wohl kommen sollen.

Zu jedem Thema, was in unserer Gesellschaft auftritt, muss mittlerweile mindesten eine gleich/trans oder sonst wie angehauchte Meinung gehört und akzeptiert werden.

Und denn noch wollen wir das ganz "Besondere" sein. Menschen die wissen wie man diesem Leben noch mehr abgewinnt. Und wenn es nur durch Tragen einer Strumpfhose wäre.

Ich für meinen Teil, habe gelernt, ich bin überhaupt nicht wichtig. Mich muss keiner akzeptieren oder beachten oder in den Vordergrund stellen. Für mich ist meine Umwelt wichtig, weil ich diese Menschen mag. Je konservativer, um so lieber.

Paradiesvögel sind genug am Himmel. Aber sie sollten auch Exoten bleiben. Solange es sich noch zu träumen lohnt . . .
 
Beinkleids "Neonsexualität" ist aber auch eine interessante Wortschöpfung, angesichts der legendären Wolford-Neon. ;)

Sonst ist mein Weltbild etwas simpler als das seine. Ich finde, wenn ein Mensch irgendetwas braucht, oder machen will, um glücklich zu werden, das auch erreichbar, bzw. durchführbar ist und er sonst damit niemandem schadet, gönne ich ihm das auch aus ganzem Herzen, egal, ob das nur Strumpfhosen sind, eine homosexuelle Liebesbeziehung, oder eine GAOP.
 
Ich finde, wenn ein Mensch irgendetwas braucht, oder machen will, um glücklich zu werden, das auch erreichbar, bzw. durchführbar ist und er sonst damit niemandem schadet, gönne ich ihm das auch aus ganzem Herzen, egal, ob das nur Strumpfhosen sind, eine homosexuelle Liebesbeziehung, oder eine GAOP.

Erinnert mich doch an Diversity . . . . .
 
Zurück
Oben