Mein erstes Mal als „Frau“ gestylt in der Öffentlichkeit

MEL

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Will hier einmal berichten, wie ich mich vorgestern das erste mal „voll aufgebrezelt“ habe und anschliessend einen kleinen Schaufensterbummel kurz nach 1800Uhr (Geschäftsschluss) gemacht habe.

Nachdem ich zu Hause Schminksachen, meine neu erstandene Perücke, Stiefel und weitere weibliche Bekleidungsutensilien zusammengepackt hatte, machte ich mich gegen 1630Uhr in einen kleineren Ort ca. 20km entfernt von uns auf. Auf dem Weg dorthin etwas abseits auf einem Parkplatz geparkt, dann die Tasche mit dem ganzen Styling-Kram auf den Beifahrersitz gewuppt und los gings.

Zuerst aus den normalen Klamotten raus, eine FSH von Kunert espressofarben 20 Den hatte ich zu Hause schon angezogen und darüber einen Pantyformer in 60Den, so dass nun nur noch BH, Oberteil und Jeansmini fehlten. Dann noch etwas Schmuck angelegt (Kette, Ohrringe, Dasmenuhr).Anschliessend in meine neuen Stiefel geschlüpft und immer mal einen Rundumblick getätigt, ob ich wirklich noch alleine auf dem Parkplatz bin. So, und dann folgte das in meinen Augen schwerste Stück der Verwandlung.

Nachdem ich in der letzten Woche die beiden ersten Schminkversuche meines Lebens absolviert hatte und dies nach eigener Bewertung für tauglich gehalten hatte, versuchte ich dies nun im Fahrzeug bei heruntergeklappter Blende mit dem dort vorhandenen beleuchteten Spiegel. Zuvor hatte ich noch zu Hause ein gutes, nicht maskenhaft wirkendes Make up aufgelegt. Da es bewölkt war und nun auch langsam zu dunkeln begann, verzichtete ich auf Eyeliner und Mascara, legte aber Lidschatten in zwei Farbnuancen (lila-beere) auf, zog die Augenbrauen nach und färbte die Lippen mit einem nicht zu knalligen rötlich-braunen Lippenstift. Anschliessend die Perücke auf, kurz noch mal durchgebürstet und dann der prüfende Blick im Spiegel; schien mir für die Lichtverhältnisse – mittlerweile war es fast dunkel – ganz brauchbar und so dann eine erste Runde ums Auto gelaufen. Dann noch die Jacke an und los gings zu dem kleinen Ort, der unter anderem einen größeren Möbelladen mit einer relativ großen Schaufensterfront aufweisen kann, allerdings direkt an der Hauptstraße gelegen. Der Laden hatte gerade vor 10 Minuten geschlossen, von Kunden oder Mitarbeitern war nichts mehr zu sehen. Also auf den Parkplatz, kurz Luft geholt und ausgestiegen, Wagen verschlossen und los gings Richtung Schaufenster. Die Auslagen waren beleuchtet, zusätzlich waren Strahler rund um das Anwesen angebracht, die das Gebäude zusätzlich erleuchteten. :eek:http:

Jetzt pochte das Herz ganz schön, zum einen, weil ich zum ersten Mal eine Frau /mein Spiegelbild im Schaufenster sah und zum anderen, da ich regelrecht im Scheinwerferlicht stand, wenn auch mit dem Rücken zur Straße. Was, wenn auch andere anhalten würden, um sich die Auslagen anzuschauen. Eigentlich hatte ich dies ja mit ins Kalkül gezogen und hoffte, im Fall des Falles halbwegs als Frau durchzugehen.

Aber als ich so mein Spiegelbild betrachtete, kamen auch andere Gedanken auf. Was, wenn irgendwelche jugendliche Rowdies vorbeikämen und sich von meinem Outfit angesprochen fühlten (Langmähnige dunkelblonde Tussi von ca. 185 cm Länge, in Jeansmini, FSH und braunen Stiefeln!) bzw. mich dumm ansprechen würden???
Wie ich darauf reagieren würde, das habe ich mir nicht überlegt! Flucht ergreifen oder ihnen mit meiner dunklen Stimme eine Tracht Prügel androhen, weil sie einer hilflosen Frau einen solchen Schrecken einjagen wollten?!
Nun ja, Gott sei Dank brauchten wir diesen Fall nicht durch zu spielen, und nachdem ich ca. 20 Minuten vor den Schaufensterauslagen flaniert bin und mir nur zwei-drei Personen in ca. 10m Entfernung begegneten die offensichtlich wenig bis gar keine Notiz von mir nahmen, lies ich es für das erste Mal in solchem Outfit gut sein und fuhr Richtung Heimat. Kurz vorher nochmals auf einen Parkplatz und zurückstylen.
Und dann kam es: An alles hatte ich gedacht, eigentlich auch auch an meine Abschmink-utensilien, wie Augen make up Entfernerpads, Reinigungstücher etc. Aber alles suchen half nichts, ich hatte sie zu Hause im Bad vergessen. Ich hatte gerade mal ein Taschentuch und versuchte damit, die Augen und den Lippen mehr schlecht als recht von den Farben zu befreien. Gott sei Dank war es dunkel und jetzt blieb nur die Hoffnung, das beim Parken zu Hause kein Nachbar zufällig den Weg kreuzt und vor allem, dass meine Holde nicht schon zu Hause wartet. Denn ihr wäre das im hellen Licht des Hausflurs betrachtet mit Sicherheit aufgefallen. Und dann hätte ich ein GROSSES PROBLEM gehabt. Aber alles ging gut.

Zur Strafe ;) für meine Vergesslichkeit habe ich mir dann auferlegt, im gesamten Haus Staubzusaugen, und zwar mit meinen 12cm-Stilettos an den Füßen.
Das dauerte ca. 1 Stunde immer den Blick / das Ohr Richtung Haustür, ob meine Frau denn eventuell gleich hereinspaziert (Hausschuhe hatte ich die ganze Zeit griffbereit, die Heels wären irgendwo auf die Schnelle in der Versenkung verschwunden) Also das muss ich mir kein zweites Mal geben, staubsaugen ja, aber mitnichten in High Heels!!!

So, ich hoffe, ich habe mich nicht zu sehr in Details verloren und die Leser nicht zu sehr gelangweilt. Von meinem Outfit (ähnlich dem heutigen) habe ich ein Bild eingestellt.

LG und schönes Wochenende

Kunerti

P.S.: Würde mich über Kommentare/Kritik zu dem eingestellten Bericht und im
Besonderen dem Foto/Styling freuen!
 
Da hast Du aber doch von Anfang bis zum Ende einen sehr grossen Stress gehabt. Also wenn es schon so perfekt sein müsste, dann würde ich doch eher an ein Transgender-Treffen gehen.
Deine Frau würde ich vielleicht klaren Wein einschenken, wenn Du es schon aufwendig machst, irgendwie würde sie ja auch dahinterkommen.
 
Nun ja, zumindest die "Bestrafung" war doch angemessen, oder?;)
 
Hallo Kunerti,

wirklich ein sehr ausführlicher Bericht. Ich habe mich darin selber wieder erkannt. Wenn man(n) als Frau gestylt mit Perücke, Klamotten usw. auf der Straße ist, dann fühlt man sich im Kopf trotzdem noch als Mann und hat das Gefühl, dass alle einen anstarren. Das abzuschalten dauert sehr lange und geschieht nicht von jetzt auf nachher.
Auch ich nehme mir sehr oft fest vor so gestylt unters Volk zu gehen und dann verlässt mich oft doch der Mut und es gehen mir tausend Gedanken durch den Kopf was wäre wenn usw.! Auch die Rückkehr wurde sehr gut von Dir beschrieben, auch ich hoffe immer, dass meine Freundin noch nicht zu Hause ist, denn ich hätte auch Probleme ihr das zu erklären! Schade, dass Du so weit weg wohnst, sonst könnten wir mal etwas gemeinsam unternehmen, denn ich glaube zu zweit hat man(n) gleich viel mehr Mut.

Gruß Nylonmasche
 
Hallo Kunterti,
ich bewundere insgesamt Deinen Mut. Im Kopf habe ich viele solcher Situationen mehrfach durchgespielt, - doch es reicht nicht für die Realität und es bleibt weiter alles im privaten Rahmen. Meine Frau weiß zwar seit kurzem insgesamt Bescheid und würde mich auch unterstützen. Aber mir fehlt der Mut und auch die Angst vor dem Entdeckt werden von Personen, denen man nicht einmal ansatzweise von seinen Vorlieben erzählen würde. Zu guter Letzt - die ganze Familie würde wahrscheinlich darunter leiden.

Also nochmals Gratulation, daß Du auch öffentlich zu Dir selber stehst, ich darf mir erlauben, auch die Öffnung gegenüber Deiner Partnerin zu überlegen. Das ist der wichtigste Mensch in allen Lebenslagen.

LG-Outing
 
Hallo Kunterti,
ich bewundere insgesamt Deinen Mut. Im Kopf habe ich viele solcher Situationen mehrfach durchgespielt, - doch es reicht nicht für die Realität und es bleibt weiter alles im privaten Rahmen. Meine Frau weiß zwar seit kurzem insgesamt Bescheid und würde mich auch unterstützen. Aber mir fehlt der Mut und auch die Angst vor dem Entdeckt werden von Personen, denen man nicht einmal ansatzweise von seinen Vorlieben erzählen würde. Zu guter Letzt - die ganze Familie würde wahrscheinlich darunter leiden.

Also nochmals Gratulation, daß Du auch öffentlich zu Dir selber stehst, ich darf mir erlauben, auch die Öffnung gegenüber Deiner Partnerin zu überlegen. Das ist der wichtigste Mensch in allen Lebenslagen.

LG-Outing
Da hast Du wohl völlig Recht. Nicht alles, was sich an Wünschen und Vorstellungen in unseren Köpfen abspielt, kann auch öffentlich präsentiert werden. Vieles wird wohl bis auf weiteres dem privaten Raum vorbehalten bleiben, wo man dann ja immerhin das Glück haben kann, seine Leidenschaft zumindest seinem Partner oder auch Gleichgesinnten mitteilen zu können. Für die Öffentlichkeit bleibt dann immer noch die Möglichkeit, sich im dezenten Rahmen z.B. in Strumpfhosen zu bewegen. Wer sich mehr leisten kann, soll und kann das natürlich machen.

MfG Summertime
 
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