Ich finde den Thread echt lustig und die Überschrift ist cool.
Was ich schade finde: dass sich bei solchen Threads immer wieder mal aggressive Untertöne bzw. unterschwellig anklagende Klänge einstellen.
Natürlich hat sich in punkto geschlechtsspezifischer Mode einiges in den letzten Jahrzehnten getan. Ich kann mich an meine Kindheit erinnern, als Frauen und Mädchen fast ausnahmslos Kleider und Röcke trugen, Hosen waren die absolute Ausnahme und wurden in der Regel eher von berufstätigen Frauen in bestimmten Berufsgruppen getragen. Eine Schweißerin darf schon aus Arbeitsschutzgründen nicht im Kleid arbeiten.
Es hat also eine Annäherung der Frauen an die Männermode stattgefunden, die Frauen haben männerspezifische Kleidungsstücke für sich entdeckt und adaptiert.
Aus den Hosen der Männer haben die Damen für sich wieder Modelle, wie 7/8-Hosen, Caprihosen usw. abgeleitet, die nun als spezifisch weibliche Kleidungsstücke gelten. Oder das gute alte Männerjacket haben die Damen als Blazer für sich entdckt usw.
Umgekehrt hat so etwas hingegen nicht stattgefunden, die Männermode ist uninspiriert wie eh und jeh und alle halbherzigen Versuche, weibliche Bekleidungsstücke in der Männermode zu etablieren, sind kläglich gescheitert. Man denke nur an diese unsäglichen Männerstrumpfhosen oder Röcke für Männer.
Und so kommt es, das gefühlte 99% der Damen in mehr oder weniger aus der Männermode adaptierten Hose-Jacke-Flachschuh-Outfits die Straße dominieren.
Röcke oder Kleider tragende Frauen sind eher die Ausnahme, fallen dadurch besonders auf und der Trend zu androgynen Outfits verstärkt sich somit selbst: um nicht aus der Masse heraus zu stechen und beglotzt zu werden, ordnet Frau sich dem Modediktat unter und trägt das, was alle tragen.
In meinen Partnerschaften haben die Damen immer mal wieder gerne Kleidungsstücke von mir akquiriert und z.B. Männerhemden als Pyjama getragen. Das finde ich völlig ok und übrigens auch sehr sexy.
Auch das Ankleben eines Schnauzbärtchens hatten wir schon, da ich es liebe, meine Umwelt etwas zu foppen. Und so gehe ich im Kleid und meine Freundin im Anzug, ich habe die Silikonbrüste und sie den angeklebten Schnauzer.
Finde ich sehr reizvoll, so auf die lustige Art mal mit den Geschlechterrollen zu spielen. Wenn das zum Dauerzustand werden sollte, muss ich nochmal neu nachdenken, aber im derzeitigen Zustand finde ich das mit mehr oder weniger ausgedehnten Ausflügen auf die "andere Seite" ganz in Ordnung.
Was mich zum Nachdenken gebracht und sehr berührt hat, war die Begegnung mit einem FzM-Transsexuellen bei einem Crossdresser-Treffen im Sonntagsklub in Berlin vor ein oder zwei Jahren.
In der Unterhaltung mit ihm wurde mir deutlich, dass Frauen, die gerne Männer sein wollen, all die gleichen Probleme empfinden, mit denen wir oftmals auch kämpfen, nur eben mit umgekehrten Vorzeichen.
All die Selbstzweifel, das Übertreiben bei der Ausgestaltung der gegengeschlechtlichen Rolle, die Unsicherheiten usw. erleben FzM-Transgender genauso wie MzF. (Ich verwende hier den Begriff "Transgender" als Oberbegriff für Crossdresser und Transsexuelle)
Mag ich Frauen in männlichen Klamotten? Ja, das eine ist ohne das andere wohl nicht (mehr) zu haben. (Meine Freundin hat einen Rock im Schrank, ich habe 57 -in Worten: siebenundfünfzig-).
Meine Freundin muss nur damit leben können, dass ich lieber Röcke und Kleider trage, die größere Oberweite und die längeren Fingernägel habe und meine Frisur tagtäglich wechseln kann, ohne viel Geld beim Friseur auszugeben. So lange das so ist, kann sie sich an meinen Männerklamotten gerne nach Herzenslust bedienen...
LG Lena