chriss
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Ich hatte es mir, wie schon an so vielenNachmittagen, vor dem Computer gemütlich gemacht. Ein Becher Kaffee, ein paarKekse, Aschenbecher und das ganze natürlich als Christiane. Um mich selbstbeurteilen zu können, wie das heute mit dem Schminken und der Frisur geklappthat schaltete ich mein Webcam ein. Es ist so schön einfach die Videoanwendungzu starten, sich dann völlig frei im Raum zu bewegen, um das anschließend zubegutachten. Nicht so starr wie vor der Kamera mit Selbstauslöser. Ich war auchmit mir zufrieden. Ein natürliches stimmiges Abbild meiner selbst. Nein einAbbild von Christiane, meinem zweiten Ich, welches doch schon so viele Jahre inmir weilt. Plötzlich kam zu der gerade laufenden Musik ein klingeln. Es war nicht das Telefon. Skypemeldete sich. Da ich mein äußeres schon seit einigen Stunden genoss, hatte esfür mich nichts Ungewohntes mehr und so klickte ich ohne drüber nachzudenkenauf annehmen. Im selben Moment schoss es mir wie ein Blitz durch die Glieder.Ich sah nicht nur mich, Christiane am Bildschirm, sondern auch meine gerade 20Jahre alt gewordene Nichte. Und schon hörte ich sie sagen „Ja, äh, hallo? Störeich dich bei etwas?“ Oh dieser fragende Ton. Es war zu spät sie hatte sofortgesehen was los ist. Ich hatte keine Ahnung was ich in diesem Moment sagen odermachen sollte. Wie festgenagelt saß ich vor dem Bildschirm. „Du siehst aber süßaus. Gibt es einen Grund, dass du so zu recht gemacht bist?“ Ich konnte nichtssagen. „Hallo, sprich mit mir. Hat es dir die Sprache verschlagen?“ Ich bekamnur ein hallo heraus. Dann kam die vermeintliche Rettung direkt aus Ihrem Mund.„Übst du für den Rosenmontag?“ Sofort schoss ein zustimmendes JA aus meinemMund. Der Strohhalm an den ich mich klammen konnte war da. Es gab einenGeburtstag am Rosenmontag an dem wir alle verkleidet kommen wollten. Da aberwohl nur die Frauen aus der Familie Zeit hatten war es doch eigentlich ganzlustig, dass ich ebenfalls als Frau erscheine. Sofort versuchte ich das alsErklärung dar zu legen. „Eine gute Idee von dir auch als Frau zu kommen. Zeigdich mal ganz.“ Stimmt bislang hatte sie nur meinen Oberkörper gesehen. Ichstand auf und entfernte mich gerade so weit von der Webcam das ich komplett zusehen war. „Hübsch“ hörte ich sie sagen. „Das wird der Knaller, war ja klar, dassdu dir so was einfallen lässt, du bist echt klasse“. Nach diesen Worten fandich so langsam wieder zu mir selber. Und ich hatte den Mut auch endlich was zudem Gespräch bei zu fügen. So nahm diese unfreiwillige Outing einen Verlauf dermich als Karneval interessierten da stehen ließ, ohne dass ich mein Gesicht verloroder mich zu mirbzw. zu Christianebekennen musste. Das ich dann am Rosenmontag aus gesundheitlichen Gründen nichtan der Feier teilnehmen konnte, war für den Rest der Familie erst mal nichts Besonderes.Meine Nichte hingegen konnte es sich nicht verkneifen mir eine SMS zu schicken,in der sie ihr Bedauern ausdrückte, das sie mich nicht real als Christianeerleben konnte. Bislang hat es noch keinen weiteren Moment gegeben in dem siemich hätte drauf ansprechen können. Erzählt hat sie wohl bislang auch niemandemdavon. Mal sehen wie es in Zukunft ist, wenn wir aufeinander treffen. Und ist euch schon ähnliches passiert?