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Teil1: Kunert
Am Anfang steht eine Frau: Maria Kunert, Sie gründet im Jahre 1907 im böhmischen Warnsdorf (heute Varnsdorf in der Tschechischen Republik) eine Strickerei, in der unter ihrer Leitung auf Handstrickmaschinen Strümpfe und andere Strickwaren produziert werden.
Anfang der 1920er Jahre steigen Marias Mann Julius Kunert sen. und später die beiden Söhne Heinrich und Julius jun. in die Firma ein.
Nach Erfindung der Cotton Maschine, die es ermöglicht, in Flachstricktechnik Strümpfe in Beinform zu herzustellen, kauft die Familie Kunert mehrere dieser Maschinen und gründet 1924 die Wirkwarenfabrik Julius Kunert & Söhne. In ihren Hochzeiten beschäftigt sie 5000 Mitarbeiter.
Bis 1930 hat sich Kunert einen derartigen Ruhm auf dem Gebiet der Strumpfwaren erworben, dass in diesem Jahr sogar Marlene Dietrich für Kunert wirbt.
Das Unternehmen expandiert ins Ausland und avanciert zum größten Strumpfhersteller Europas.
Nachdem Kunert bei Feinstrümpfen anfänglich auf Ware für die allgemeine Bevölkerung setzt, steigt die Firma in das Luxussegment ein und produziert 1937 die ersten Strümpfe aus echter Naturseide. Benannt nach der niederländischen Kronprinzessin und späteren Königin heißen sie Juliana.
1945-47
Die Familie Kunert wird nach Kriegsende enteignet und flieht über Sachsen in den Westen, genauer gesagt ins Allgäu. Die erste Produktionsstätte ist mit 24 Warnsdorfer Mitarbeitern im März 1946 ein gemieteter Saal der Mechanischen Baumwollspinnerei und Weberei Blaichach. Gemeinsam mit einigen Mitarbeitern aus Warnsdorf wagt sich Julius Kunert jun. an den Neuaufbau in Immenstadt im Allgäu. Dort arbeiten 1947 120 von ihnen in der Produktion und stellen pro Tag 200 Paar Damenstrümpfe her.
1950 erhält das Kunert Logo die markante Schleife. Mittlerweile hat die Fima 600 Angestellte. Anfang der 1950er Jahre kommt mit „Mariana“ das erste Strumpfmodell unter dem Namen der Firma Kunert aus Immenstadt heraus.
1959 produzieren rund 1300 Mitarbeiter ca. 240000 Paar Strümpfe in der Woche. Mit immer neuen Materialien, Formen und Farben versorgt Kunert die Kundschaft, nicht nur in Deutschland, sondern europaweit.
1966 hat Kunert das Chinchillan Garn zur Produktreife geführt, hochelastisch, transparent und seidig glänzend. Chinchillan Strümpfe beherrschen über viele Jahre hinweg den Markt. Andere Quellen sprechen von den 1950er Jahren als Erfindungszeit des Chinchillan. „Sie gibt jeder Wade die zauberhafteste Fassade“ behauptet die Kunert Werbung und lässt das auch Romy Schneider und Hildegard Knef demonstrieren. Bei ihrem Staatsbesuch 1965 erhält auch die persische Kaiserin Soraya ein Paar Kunert Strümpfe als Gastgeschenk.
1978 erwirbt Kunert die Marke Hudson.
Ein Jahr später steigt Kunert zu Europas größtem Strumpfhersteller auf.
1981 erfolgt eine Werksgründung in Marokko, 1988 dann schließlich der Börsengang als Kunert AG. Das Grundkapital damals beträgt 20 Millionen DM und wird ein Jahr später (1989) auf 28 Millionen erhöht.
1991 erzielt Kunert den mit 700 Mio. DM höchsten Umsatz der Firmengeschichte.
Zwei Jahre später, am 7. Februar 1993, verstirbt Julius Kunert jun. im Alter von 92 Jahren.
Nach deutlichen Umsatzrückgängen aufgrund drastischer Marktveränderungen steigt 2004 ein Investorenkonsortium bei Kunert ein. Von den Absatzschwierigkeiten zu Beginn des Jahrtausends berichtet ein Artikel aus der Welt vom 15.1.2001.
2008, ein Jahr nach dem 100jährigen Firmenjubiläum, hat sich das Unternehmen als Kunert Fashion GmbH & Co KG in Deutschland konsolidiert.
Kunert-Werk in Immenstadt
Zur Kunert AG (oder Kunert-Group) gehörten Ende 2008 die Marken Burlington, Hudson und Kunert.
Die Marken Kunert (Premiummarke), Julius Kunert (Herrenlinie) und Hudson (Familienmarke) sowie Strumpfmode für andere Eigenmarken des Handels (Private Label) werden von Kunert direkt produziert.
Die Produktionsstandorte liegen in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Österreich, Niederlande, Schweiz, Ungarn, der Tschechischen Republik, Marokko und China.
Als Lizenznehmer war als einzige noch verbliebene Marke Burlington vertreten, von den Marken Mexx, Calvin Klein und bruno banani hatte sich die Kunert AG zum Ende des Jahres 2006 getrennt.
Die Bruttoerlöse lagen Ende 2008 (in Klammern die Zahlen von 2007) bei 74,4 Mio. Euro (87,6 Mio. Euro), einem Rückgang von ca. 15 % zu 2007, die Mitarbeiterzahl betrug 1040 Personen (1221 Personen), davon 321 (346) im Inland.
Das Unternehmen reagiert auf die Zeichen der neuen Zeit und steigt 2009 in den Internethandel ein.
Doch die Zeiten und Verkaufszahlen werden nicht besser, so dass die Kunert AG, die Kunert Fashion GmbH & Co KG und die Kunert Fashion Verwaltungs-GmbH im Februar 2013 beim Amtsgericht Kempten einen Antrag auf Insolvenz stellen.
Der österreichische Unternehmer Dr. Erhard F. Grossnigg steigt in das Unternehmen ein und ermöglicht der neu gegründeten Kunert Fashion GmbH einen Neustart.
Der Gechäftsbericht aus dem Jahre 2019 weist für 2018 einen Umsatz von 29,73 Millionen Euro weltweit aus. Dies ist mit Ausnahme des Insolvenzjahres, für das keine gesicherten Zahlen vorliegen, der niedrigste Umsatz der letzten 10 Jahre und gegenüber 2010 einen Rückgang von fast 50%.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kunert_Fashion
https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag1184.html (4.6.2005)
Am Anfang steht eine Frau: Maria Kunert, Sie gründet im Jahre 1907 im böhmischen Warnsdorf (heute Varnsdorf in der Tschechischen Republik) eine Strickerei, in der unter ihrer Leitung auf Handstrickmaschinen Strümpfe und andere Strickwaren produziert werden.
Anfang der 1920er Jahre steigen Marias Mann Julius Kunert sen. und später die beiden Söhne Heinrich und Julius jun. in die Firma ein.
Nach Erfindung der Cotton Maschine, die es ermöglicht, in Flachstricktechnik Strümpfe in Beinform zu herzustellen, kauft die Familie Kunert mehrere dieser Maschinen und gründet 1924 die Wirkwarenfabrik Julius Kunert & Söhne. In ihren Hochzeiten beschäftigt sie 5000 Mitarbeiter.
Bis 1930 hat sich Kunert einen derartigen Ruhm auf dem Gebiet der Strumpfwaren erworben, dass in diesem Jahr sogar Marlene Dietrich für Kunert wirbt.
Das Unternehmen expandiert ins Ausland und avanciert zum größten Strumpfhersteller Europas.
Nachdem Kunert bei Feinstrümpfen anfänglich auf Ware für die allgemeine Bevölkerung setzt, steigt die Firma in das Luxussegment ein und produziert 1937 die ersten Strümpfe aus echter Naturseide. Benannt nach der niederländischen Kronprinzessin und späteren Königin heißen sie Juliana.
1945-47
Die Familie Kunert wird nach Kriegsende enteignet und flieht über Sachsen in den Westen, genauer gesagt ins Allgäu. Die erste Produktionsstätte ist mit 24 Warnsdorfer Mitarbeitern im März 1946 ein gemieteter Saal der Mechanischen Baumwollspinnerei und Weberei Blaichach. Gemeinsam mit einigen Mitarbeitern aus Warnsdorf wagt sich Julius Kunert jun. an den Neuaufbau in Immenstadt im Allgäu. Dort arbeiten 1947 120 von ihnen in der Produktion und stellen pro Tag 200 Paar Damenstrümpfe her.
1950 erhält das Kunert Logo die markante Schleife. Mittlerweile hat die Fima 600 Angestellte. Anfang der 1950er Jahre kommt mit „Mariana“ das erste Strumpfmodell unter dem Namen der Firma Kunert aus Immenstadt heraus.
1959 produzieren rund 1300 Mitarbeiter ca. 240000 Paar Strümpfe in der Woche. Mit immer neuen Materialien, Formen und Farben versorgt Kunert die Kundschaft, nicht nur in Deutschland, sondern europaweit.
1966 hat Kunert das Chinchillan Garn zur Produktreife geführt, hochelastisch, transparent und seidig glänzend. Chinchillan Strümpfe beherrschen über viele Jahre hinweg den Markt. Andere Quellen sprechen von den 1950er Jahren als Erfindungszeit des Chinchillan. „Sie gibt jeder Wade die zauberhafteste Fassade“ behauptet die Kunert Werbung und lässt das auch Romy Schneider und Hildegard Knef demonstrieren. Bei ihrem Staatsbesuch 1965 erhält auch die persische Kaiserin Soraya ein Paar Kunert Strümpfe als Gastgeschenk.
1978 erwirbt Kunert die Marke Hudson.
Ein Jahr später steigt Kunert zu Europas größtem Strumpfhersteller auf.
1981 erfolgt eine Werksgründung in Marokko, 1988 dann schließlich der Börsengang als Kunert AG. Das Grundkapital damals beträgt 20 Millionen DM und wird ein Jahr später (1989) auf 28 Millionen erhöht.
1991 erzielt Kunert den mit 700 Mio. DM höchsten Umsatz der Firmengeschichte.
Zwei Jahre später, am 7. Februar 1993, verstirbt Julius Kunert jun. im Alter von 92 Jahren.
Nach deutlichen Umsatzrückgängen aufgrund drastischer Marktveränderungen steigt 2004 ein Investorenkonsortium bei Kunert ein. Von den Absatzschwierigkeiten zu Beginn des Jahrtausends berichtet ein Artikel aus der Welt vom 15.1.2001.
2008, ein Jahr nach dem 100jährigen Firmenjubiläum, hat sich das Unternehmen als Kunert Fashion GmbH & Co KG in Deutschland konsolidiert.
Kunert-Werk in Immenstadt
Zur Kunert AG (oder Kunert-Group) gehörten Ende 2008 die Marken Burlington, Hudson und Kunert.
Die Marken Kunert (Premiummarke), Julius Kunert (Herrenlinie) und Hudson (Familienmarke) sowie Strumpfmode für andere Eigenmarken des Handels (Private Label) werden von Kunert direkt produziert.
Die Produktionsstandorte liegen in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Österreich, Niederlande, Schweiz, Ungarn, der Tschechischen Republik, Marokko und China.
Als Lizenznehmer war als einzige noch verbliebene Marke Burlington vertreten, von den Marken Mexx, Calvin Klein und bruno banani hatte sich die Kunert AG zum Ende des Jahres 2006 getrennt.
Die Bruttoerlöse lagen Ende 2008 (in Klammern die Zahlen von 2007) bei 74,4 Mio. Euro (87,6 Mio. Euro), einem Rückgang von ca. 15 % zu 2007, die Mitarbeiterzahl betrug 1040 Personen (1221 Personen), davon 321 (346) im Inland.
Das Unternehmen reagiert auf die Zeichen der neuen Zeit und steigt 2009 in den Internethandel ein.
Doch die Zeiten und Verkaufszahlen werden nicht besser, so dass die Kunert AG, die Kunert Fashion GmbH & Co KG und die Kunert Fashion Verwaltungs-GmbH im Februar 2013 beim Amtsgericht Kempten einen Antrag auf Insolvenz stellen.
Der österreichische Unternehmer Dr. Erhard F. Grossnigg steigt in das Unternehmen ein und ermöglicht der neu gegründeten Kunert Fashion GmbH einen Neustart.
Der Gechäftsbericht aus dem Jahre 2019 weist für 2018 einen Umsatz von 29,73 Millionen Euro weltweit aus. Dies ist mit Ausnahme des Insolvenzjahres, für das keine gesicherten Zahlen vorliegen, der niedrigste Umsatz der letzten 10 Jahre und gegenüber 2010 einen Rückgang von fast 50%.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kunert_Fashion
https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag1184.html (4.6.2005)
Kunert: Umsatz weltweit bis 2021 | Statista
Im Jahr 2021 erwirtschaftete Kunert einen Umsatz in Höhe von rund 18,7 Millionen Euro.
de.statista.com
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