Männer in Röcken, Kleidern, Strumpfhosen ...

Die Freiheit musst Du Dir halt nehmen ! Meinst Du denn die auf den Fotos haben die geschenkt bekommen ?
Da möchte ich widersprechen... ich denke, das muss ich nicht, denn für so eindeutig halte ich die Sache nicht.

Sich Freiheit nehmen ist gut. Allerdings hat Freiheit mitunter ihren Preis, und nicht immer ist sie den Preis wert. Es gibt auch so was wie Familie und soziales Umfeld. Und nur weil ein großer Teil der Menschen, die mich umgeben, nicht damit klarkommt, wenn ein Mann seine Rolle verlässt, sind sie keine Unmenschen. Und zu sagen, dass mir und meiner Familie diese Menschen nicht kostbar sind, nur weil sie in traditionellen Wertesystemen feststecken, wäre gelogen. Es ist in den meisten Fällen keine Boshaftigkeit, sondern reines Unvermögen. Ich kann ihnen die Fähigkeit, damit umgehen zu können, nicht vermitteln, und ich habe auch nicht die Kraft dazu, das zu versuchen.

Als ich jung und noch solo unterwegs war, in einem völlig anderen sozialen Umfeld unter Studenten, bin ich auch ne Zeit lang öfter mit Shorts und Strumpfhosen unterwegs gewesen. Fast überall, in Kneipen und Clubs, auch auf Parties, und tagsüber mitten in der Stadt. Ich weiß also, wovon ich rede, wenn ich von "Freiheit" schreibe.

So sehr ich mir wünsche, dass unsere Gesellschaft offener und toleranter wird (die Entwicklung geht leider längst wieder in die andere Richtung) und dass jeder diese Freiheit jeden Tag hat - mir ist sie den Preis in meiner jetzigen Lebenssituation nicht wert. Wenn der Preis nur darin bestünde, dass ich selber einen großen Teil der Menschen um mich herum verliere, dann würde ich ihn vielleicht bezahlen. Wenn es aber so ist, dass meine ganze Familie im Dorf schief angeschaut und mein Sohn auf der Straße gehänselt oder verprügelt wird, nur weil sein Vater deutlich aus der von ihm erwarteten Rolle fällt, dann ist mir das deutlich zu teuer.

Das ist halt was, was jeder selber abwägen muss, und je nach Lebensphase vielleicht auch mal neu.
 
So sehr ich mir wünsche, dass unsere Gesellschaft offener und toleranter wird (die Entwicklung geht leider längst wieder in die andere Richtung) und dass jeder diese Freiheit jeden Tag hat - mir ist sie den Preis in meiner jetzigen Lebenssituation nicht wert.
Natürlich musst Du nicht, keiner zwingt Dich.
Aber zu klagen dass Du das nicht geschenkt bekommst, ist auch nicht richtig.
Wenn sich alle Frauen damals so wie Du verhalten hätten, trägen sie heute immer noch keine Hosen sondern nur Röcke und Kleider.
Geschenkt hat ihnen das kaum Jemand aus der Männerwelt.
 
Natürlich musst Du nicht, keiner zwingt Dich.
Aber zu klagen dass Du das nicht geschenkt bekommst, ist auch nicht richtig.
Wenn sich alle Frauen damals so wie Du verhalten hätten, trägen sie heute immer noch keine Hosen sondern nur Röcke und Kleider.
Geschenkt hat ihnen das kaum Jemand aus der Männerwelt.
Vom Grundsatz her gebe ich Dir Recht.

Ich sehe einen Unterschied: wir wenigen Männer, die uns gerne mal anders kleiden würden, haben keine Chance, gesellschaftlich etwas wesentlich zu verändern, weil wir viel zu wenige sind und gegen einen gigantisch starken Strom schwimmen. Da wird nichts kippen. Es wird keinen Lawineneffekt und keinen Rückenwind geben. Es wird immer ein "gegen den Strom schwimmen" bleiben. Vielleicht bin ich da aber auch zu pessimistisch. Ich denke mal weiter darüber nach.
 
Welche Art von Unterstützung/Bewegung würdest Du Dir wünschen @Skin Ego ?

Ich bin zugegebenermaßen in einer luxuriösen Situation das ich nur auf meine Frau Rücksicht nehmen will während der Rest der Menschheit mir egal ist.
 
Im Idealfall würde ich mir wünschen, dass alle Menschen einander so sein lassen, wie sie sind. Keine Ausgrenzung, kein Mobbing, keine Stigmatisierung. Statt dessen Toleranz, Sanftmut, Wertschätzung. Leider ist das zu viel verlangt. Anscheinend gibt die Natur des Menschen das nicht her.

Also, Ambitionen ein wenig runtergeschraubt: es wäre doch toll, wenn zumindest jeder die Klamotten tragen könnte, die er will, ohne schief angeschaut oder ausgegrenzt zu werden. Aber bereits ein Stück Stoff löst bei den meisten Leuten höchste Irritation aus. Wunsch: viele, viele Männer kleiden sich deutlich "femininer" als zuvor, und nach anfänglicher Irritation gibt es nach und nach eine Verschiebung der Wahrnehmung. Vielleicht so, wie es gewesen ist, als Frauen plötzlich beschlossen haben, sich "maskuliner" zu kleiden. Leider ist es nach meiner Einschätzung noch immer weit verbreitet, dass "feminin zu maskulin" als Upgrade empfunden wird und "maskulin zu feminin" als eine Art Selbsterniedrigung, die so viel Fremdscham auslöst, dass bei weniger reflektierten Mitbürgern heftige Reaktionen ausgelöst werden können. Dieses plus die Tatsache, dass "viele, viele" bei unserer Vorliebe maximal "jeder hundertste" bedeuten kann, führt für mich dazu, dass ich keine Hoffnung auf eine Veränderung habe und wegen der sichtbaren Trends davon ausgehe, dass die Sache eher schwieriger als einfacher wird.

p.s.: zu "feminin zu maskulin" -> vielleicht liege ich da auch noch nicht ganz richtig. Ich sehe, dass auch Frauen, die ihre Rolle verlassen, Anfeindungen ausgesetzt sind. Da ist aber eine andere Schwelle. Eine Frau, die mit Hemd + Krawatte auftritt, die sich aber immer noch als Frau gibt, wird kein Problem bekommen. Ein Mann, der sichtbar eine Strumpfhose trägt, wird viel eher Probleme bekommen, selbst wenn er sich abgesehen von dem Kleidungsstück noch deutlich erkennbar als Mann gibt. Das ist vielleicht das, was ich meine.

Ich bin zugegebenermaßen in einer luxuriösen Situation das ich nur auf meine Frau Rücksicht nehmen will während der Rest der Menschheit mir egal ist.
Das macht sicherlich frei :)
 
Skin Ego, stimme Dir zu. Wenn Männer den Rock für sich entdecken ist etwas anderes, als als damals die Frauen sich die Hose erkämpft haben.
Aber muss man etwas gesellschaftlich verändern wollen? Ich nicht. Mir genügt es, zu genießen, was mir Spaß macht. Und sicher, man muss die familiäre Situation im Blick haben. Davon abgesehen kann es mir egal sein, was andere von mir denken.
Man kann es sowieso nicht jedem Recht machen. Könnte ich übers Wasser laufen, würde auch wieder einer sagen. Seht ihr, schwimmen kann er auch nicht.
Und vor allem, man lebt nur einmal
 
Aber muss man etwas gesellschaftlich verändern wollen? Ich nicht. Mir genügt es, zu genießen, was mir Spaß macht. Und sicher, man muss die familiäre Situation im Blick haben. Davon abgesehen kann es mir egal sein, was andere von mir denken.
Der Vorteil bei einer Veränderung der Wahrnehmung in der Gesamtgesellschaft wäre halt, dass alle die gleiche Freiheit haben.

Als ich solo war, gehörte ich zu denen, die nur auf sich selber aufpassen müssen, und somit hatte ich an der Stelle viel Freiheit. Seit Familiengründung, Umzug etc. gehöre ich zu denen, bei denen deutlich mehr auf dem Spiel steht wegen des Stigmas, und somit fühle ich mich deutlich weniger frei. Andere Umstände -> Freiheit verloren. Jetzt könnt man sagen: wenn Dir das so wichtig ist, warum gründeste dann ne Familie. Ja, ist schon richtig, und dann muss ich schon wieder @steffiSH zustimmen: entscheiden tut man selber.

Dennoch der Wunsch: gleiche Freiheit für alle. Auch für die, bei denen eben die familiäre Situation auf Prio 1 steht. Mir ist klar, dass das alles nur Erwägungen und Träumereien sind, die zu nichts führen. Am Ende müssen wir mit dem arbeiten, was da ist, und unsere Entscheidungen treffen.
 
Ich will keine Strumpfhosentragefreiheit. Ich will nichts erkämpfen. Ich finde die Aufgeregtheit meiner Mitmenschen beim Anblick eines strumpfhosentragenden Mannes durchaus spannend. Ich such' mir sofort einen neuen Fetisch, wenn die Strumpfhose am Mann Alltag wird. Kurz: Es ist alles fein, wie es ist, zumindest was die Feinstrumpfhosen betrifft.
 
Auch damals, als die Frauen um ihr Recht kämpften, waren nicht alle Frauen Feministinnen. Das waren nur Wenige, aber dafür lautstark.
Da war halt Potenzial, das zur "Entfesselung" bereit war. Nur einige wenige Mutige bohren ein Loch in den Staudamm, aber dann brandet die Flut los, und keiner wird sie mehr stoppen.

Dieses Potenzial sehe ich bei der Cross- und Mixdresserei & Co. überhaupt nicht. Es gibt in der Breite kein Interesse an so was, und egal, was einzelne wagemutige machen: es werden auf absehbare Zeit Einzelaktionen bleiben, die von den meisten drum herum belächelt werden. Nur wenig Wasser im Stausee quasi.

Aber bitte nicht falsch verstehen ... ich will auf keinen Fall die Leistung der Frauen schmälern, die für ihre Rechte eingetreten sind. Hut ab davor, das war damals mit Sicherheit eine Nummer. Und ich finde auch Deine Einstellung sehr schön, wenn Du ausdrückst, dass es gut ist, zu seiner Sache zu stehen, auch wenn viele dagegen sind.
 
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