Hallo Adrian,
jetzt hast Du mich aber herausgefordert ;-).
Da gibt es in der Tat zum einen das sogenannte Werkstoffrecyling, bei dem das Polymer unzersetzt wiederverarbeitet wird. Zum zweiten wird das von Dir beschriebene Rohstoffrecycling praktiziert, bei dem der Kunststoff in seine Ausgangsstoffe (Monomere) zerlegt wird. Zum dritten gibt es das thermische Reycyling, bei dem man den Kunststoff einfach verbrennt und zum Heizen nutzt. Alle haben ihre Tücken, Beschränkungen und Nachteile, aber eben den Vorteil, dass nicht immer nur neue Kunststoffe produziert werden, sondern man die Abfälle auch nutzt.
Thermisches Recyling ist bei der Herstellung von
Econyl®, wie die nach neuen Verfahren hergestellte Faser heißt, natürlich auszuschließen. Bei der Verbrennung wird zwar Energie gewonnen, aber was die CO[SUB]2 [/SUB]Bilanz angeht, ist das eine ziemlich verheerende Angelegenheit, zumal dabei auch noch giftige Stoffe wie Dioxin und Chlorwasserstoff erzeugt werden.
Das Rohstoffrecyling dagegen kostet zunächst Energie, dafür gewinnt man sie bei der neuen Zusammensetzung der Ausgangsstoffe zum Kunststoff wieder zurück, wenn auch nur teilweise. Immerhin vermeidet man so, wie gesagt, nutzlose Abfälle, die ökologisch problematisch sind. In der Wiederverwertung von Abfällen, die sonst erst im Mülleimer und dann sonstwo, u.a. im Meer landen würden, sehe ich insgesamt einen Vorteil.
Die "einfachste" und auf den ersten Blick beste Alternative, das Werkstoffrecycling, ist bisher leider nur auf wenige Kunststoffe ideal anwendbar. Ganz einfach deshalb, weil man aus den Abfallstückchen nur schwer wieder das qualitativ und in seiner Benutzung gleichwertige Produkt bekommt. Ein gutes Beispiel ist die von Dir genannte PET Flasche oder auch die Polycarbonate, aus denen CDs hergestellt sind. Viele recycelten Werkstoffe landen dann aber eher doch in Parkbänken oder Komposttonnen als in ihrer alten Form.
Schaut man sich das Video auf der Kunert Seite an, scheint zunächst eine sorgfältige Trennnung der verschiedenen Kunststoffarten, die man in Form von kleinen Teilen aus dem Meer geholt hat, vorgenommen zu werden. Die ist für Werkstoff- wie Rohstoffrecyling auch unbedingte Voraussetzung. Dann geht es gleich mit dem Spinnen des Nylonfadens weiter. Die wirklich spannenden Zwischenschritte werden leider nicht gezeigt.
Econyl spricht in seinem Schaubild aber von "Depolymerization", was auf rohstoffliches Recycling hindeutet, wie es für Kunststoffe vom Typ des Nylons auch typisch ist.
Krabat, Du sprachst die Art des „Herausfischens“ der Kunststoffpartikel an. Ich nehme an, Du willst darauf hinaus, dass das auch nicht ohne Schaden für die Meerespopulation abgeht. Auszuschließen ist das nicht. Dennoch ist es ein Riesenvorteil für Fische und andere ans Ökosystem Meer gebundene Tiere (wozu nicht nur andere im Meer lebende Tiere sondern auch Meeresvögel gehören), wenn man sich die Mühe macht, die Kunststoffpartikel wenigstens aus dem Meer zu holen (und besser noch: dann auch wieder zu nutzen). Andernfalls verwechseln sie die kleinen Kunststoffpartikel mit Nahrung, woran sie zugrunde gehen, oder man fischt sie noch lebend aus dem Meer und die Kunststoffteilchen gehen schlimmstenfalls auch als Mikropartikel mit den Meerestieren auch in unsere Nahrung ein.
Ich finde es jedenfalls grundsätzlich gut, dass Strumpfhosen auch aus Abfällen hergestellt werden. Und für den Hersteller lohnt es sich in Zeiten, in denen vermehrt auf ökologische Aspekte geachtet wird und „Nachhaltigkeit“ zum Modewort geworden ist, möglicherweise auch wirtschaftlich, im Recycling aufwändigere, teurere Wege zu gehen als bisher.
Genug pseudokluggeschissen, denn genau weiß ich es ja auch nicht ;-)
Paule
P.S: Für weitere Informationen einfach mal nach "Econyl" googeln.
P.P.S.: Erhältlich sind die
Kunert Blue in einer angeblich nach einem besonders umweltfreundlichen Verfahren hergestellten Papierpackung u.a. in Märkten der Drogeriekette
Müller mit gut sortierten Strumpfabteilungen.