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„Die Welt“ vom 22.09.20 will uns bzw. der modischen Frau mal wieder die Do‘ and Don‘ts in der Strumpfhosenmode aufzeigen. Am Ende wieder nur ein abwertender und ablehnender Vortrag, wie ich finde. Schade!
Link: Stil-Ratgeber Welche Strumpfhose ist denn nun akzeptabel?
STIL-RATGEBER
Welche Strumpfhose ist denn nun akzeptabel?
Entweder zieht sie Laufmaschen, ist unbequem oder ruiniert das Outfit. Jeden Herbst beginnt aufs Neue das Strumpfhosen-Dilemma. Wer es leid ist, muss komplett auf sie verzichten – oder auf eine Variante zurückgreifen, die man jetzt überall auf den Laufstegen sieht.
Von Maria-Antonia Gerstmeyer
Versteht nicht jeder: die weiße Strumpfhosen mit Logo-Details von Chanel
Copyright: Chanel
Vor drei Jahren forderte Bataillon Belette, ein Start-up, das durch die Sendung „Die Höhle der Löwen“ bekannt geworden war, die gesamte Strumpfhosenindustrie heraus. Man versprach eine Strumpfhose, die unkaputtbar sei, und damit nichts Geringeres, als der Misere ein für allemal ein Ende zu setzen, mit der jede Frau zu Beginn des Herbstes zu kämpfen hat. Tatsächlich, so stellte sich heraus, war die Strumpfhose des Start-ups erstaunlich resistent und schnitt in diversen Vergleichen mit anderen bekannten Marken sehr gut ab. Unkaputtbar war sie dann aber doch nicht.
Es klang auch eigentlich zu schön, um wahr zu sein: Eine nicht blickdichte, schwarze Strumpfhose, die garantiert keine Laufmaschen zieht, nichts wünschen sich Frauen sehnlicher. Insbesondere diejenigen, die aus beruflichen Gründen selbst im Sommer ein transparentes Modell tragen müssen. Aber auch die, die bei zehn Grad lieber mit nackten Beinen und einer Radlerhose unter dem Kleid der Kälte standhalten, als sich das Outfit mit einer blickdichten Strumpfhose zu ruinieren.
Die Strumpfhose von Bataillon Belette hält viel aus, aber nicht alles
Copyright: Bataillon Belette/Julia Keltsch
Für die Verständigung: Als transparente Strumpfhosen bezeichnet man Strumpfhosen bis zu 40 Den, egal ob in Schwarz, Weiß oder Hautfarben. Alles darüber gilt als blickdicht. Rein optisch sind blickdichte Strumpfhosen bei Kindern unter 16 Jahren akzeptabel, bei Erwachsenen hingegen erwecken sie leicht den Anschein, man habe ein Kleidungsstück zu viel an. Nichtsdestotrotz feierte die blickdichte Strumpfhose zuletzt einen kaum nachvollziehbaren Siegeszug. Und zwar nicht nur, weil sie viel resistenter als die zarte Variante ist, sondern vor allem deswegen, weil sie überraschend bequem ist.
Die transparente Version, in welcher Farbe auch immer, hingegen hängt nach ein paar Gehbewegungen irgendwo, aber mit Sicherheit nicht mehr dort, wo eigentlich der Schritt hingehört. Hält sie überraschenderweise obenrum mal, spannt sie wiederum an den Zehen. Und der Bund, wo immer er mit der Zeit auch hin verrutschen mag, formt selbst dort Röllchen, wo eigentlich keine vorhanden sind.
Kaum eine Frau kauft eine Strumpfhose in ihrer Größe
Wer also zur transparenten Feinstrumpfhose greift, der sieht sich genötigt, kurzerhand selber Mittel und Wege finden, das Tragen so angenehm und wenig riskant wie möglich zu gestalten. Kaum eine Frau etwa kauft ein Modell in ihrer tatsächlichen Konfektionsgröße. Wer normalerweise eine S trägt, wird also eine L wählen, denn das löst immerhin das Problem mit dem hängenden Schritt. Um drohende Laufmaschen im Zweifel aufzuhalten, hat jede Frau, aber auch wirklich jede, stets ein Ersatzmodell dabei, oder immerhin ein Fläschchen Nagellack. Und zu Beginn eines jeden Herbstes ist eigentlich der Besuch im Pedikürestudio angesagt, damit die Hornhaut nicht schon beim Überstreifen das Nylon zerstört.
Die transparente Strumpfhose wird ihr sexualisiertes Image einfach nicht los. Hier von Kunert
Copyright: Kunert
Man merkt: Es gehört einiges an Aufwand dazu, eine transparente Feinstrumpfhose zu tragen. Ob es das noch wert ist, darin sind sich Frauen allerdings heutzutage nicht mehr ganz einig. Zumal alles unter 40 Den es einfach nicht schafft, sich von seinem sexualisierten Image zu befreien, das auf den Ursprung der Strumpfhose zurückgeht. Ende des 19. Jahrhunderts taucht sie in einem französischen Bordell erstmals auf. Weil die feinen Strümpfe noch an Strumpfhaltern, heute besser bekannt als Strapse, fixiert werden, ordnet man sie zunächst vor allem dem Rotlichtmilieu zu. Der 15. Mai 1940 ändert das. Er geht als „Nylon-Day“ in die Modegeschichte ein, seitdem werden Strümpfe aus Nylon gefertigt. Die erste Nylonstrumpfhose kommt 1958 auf den Markt und wird fortan von Frauen jeden Umfelds getragen. Dass sie trotzdem weiterhin sexy bleibt, dafür sorgen berühmte Trägerinnen wie Marilyn Monroe, oder später Madonna. In den 60ern erobert der Minirock die Modewelt und geht mit der transparenten Strumpfhose eine provokante Liaison ein: Die Haut der Trägerin ist zwar komplett bedeckt, wirkt aber trotzdem nackt.
Und nun auch noch die weiße Logo-Strumpfhose
Es dürften also auch diesen Herbst wieder Millionen Frauen morgens vor dem Kleiderschrank stehen und sich gedanklich damit auseinandersetzen, ob sie nun lieber transparente Strumpfhosen tragen und dafür ein wenig Aufwand betreiben oder aus praktischen Gründen lieber zur biederen Variante greifen. Vor diesem Hintergrund erscheint es tatsächlich erstaunlich, dass neuerdings auch noch eine ganz andere Variante der Strumpfhose auf dem Markt erscheint – und zwar die weiße Logo-Strumpfhose.
Bei Gucci sah man sie schon in der vergangenen Saison, ebenso wie bei Saks Potts, einem stilweisenden Nischenlabel aus Kopenhagen. Und seit auch noch Chanel im vergangenen Februar seine Models mit weißen Logo-geprägten Beinen auf den Laufsteg schickte, hängt die weiße Nylonstrumpfhose in diesem Herbst tatsächlich überall in den Läden, bereit, gekauft zu werden.
Strumpfhose von Saks Potts
Copyright: Saks Potts
Vermutlich wird sie dort auch hängen bleiben, wer schon bei einer Laufmasche panisch reagiert, wird erst recht keinen Logo-Zirkus auf seinen Beinen akzeptieren. Und wer die Strumpfhose ablehnt und sie durch eine Quasi-Leggings ersetzt, der wird die weiße Logo-Strumpfhose erst recht nicht verstehen. Dabei könnte man sie doch eigentlich als Überbrückung nutzen. Und zwar bis endlich die erste Strumpfhose erfunden wird, die laufmaschenresistent, schwarz-transparent und gleichzeitig auch noch alltagstauglich ist. Wann immer das auch sein mag.
© Axel Springer SE. Alle Rechte vorbehalten
Link: Stil-Ratgeber Welche Strumpfhose ist denn nun akzeptabel?
STIL-RATGEBER
Welche Strumpfhose ist denn nun akzeptabel?
Entweder zieht sie Laufmaschen, ist unbequem oder ruiniert das Outfit. Jeden Herbst beginnt aufs Neue das Strumpfhosen-Dilemma. Wer es leid ist, muss komplett auf sie verzichten – oder auf eine Variante zurückgreifen, die man jetzt überall auf den Laufstegen sieht.
Von Maria-Antonia Gerstmeyer
Versteht nicht jeder: die weiße Strumpfhosen mit Logo-Details von Chanel
Copyright: Chanel
Vor drei Jahren forderte Bataillon Belette, ein Start-up, das durch die Sendung „Die Höhle der Löwen“ bekannt geworden war, die gesamte Strumpfhosenindustrie heraus. Man versprach eine Strumpfhose, die unkaputtbar sei, und damit nichts Geringeres, als der Misere ein für allemal ein Ende zu setzen, mit der jede Frau zu Beginn des Herbstes zu kämpfen hat. Tatsächlich, so stellte sich heraus, war die Strumpfhose des Start-ups erstaunlich resistent und schnitt in diversen Vergleichen mit anderen bekannten Marken sehr gut ab. Unkaputtbar war sie dann aber doch nicht.
Es klang auch eigentlich zu schön, um wahr zu sein: Eine nicht blickdichte, schwarze Strumpfhose, die garantiert keine Laufmaschen zieht, nichts wünschen sich Frauen sehnlicher. Insbesondere diejenigen, die aus beruflichen Gründen selbst im Sommer ein transparentes Modell tragen müssen. Aber auch die, die bei zehn Grad lieber mit nackten Beinen und einer Radlerhose unter dem Kleid der Kälte standhalten, als sich das Outfit mit einer blickdichten Strumpfhose zu ruinieren.
Die Strumpfhose von Bataillon Belette hält viel aus, aber nicht alles
Copyright: Bataillon Belette/Julia Keltsch
Für die Verständigung: Als transparente Strumpfhosen bezeichnet man Strumpfhosen bis zu 40 Den, egal ob in Schwarz, Weiß oder Hautfarben. Alles darüber gilt als blickdicht. Rein optisch sind blickdichte Strumpfhosen bei Kindern unter 16 Jahren akzeptabel, bei Erwachsenen hingegen erwecken sie leicht den Anschein, man habe ein Kleidungsstück zu viel an. Nichtsdestotrotz feierte die blickdichte Strumpfhose zuletzt einen kaum nachvollziehbaren Siegeszug. Und zwar nicht nur, weil sie viel resistenter als die zarte Variante ist, sondern vor allem deswegen, weil sie überraschend bequem ist.
Die transparente Version, in welcher Farbe auch immer, hingegen hängt nach ein paar Gehbewegungen irgendwo, aber mit Sicherheit nicht mehr dort, wo eigentlich der Schritt hingehört. Hält sie überraschenderweise obenrum mal, spannt sie wiederum an den Zehen. Und der Bund, wo immer er mit der Zeit auch hin verrutschen mag, formt selbst dort Röllchen, wo eigentlich keine vorhanden sind.
Kaum eine Frau kauft eine Strumpfhose in ihrer Größe
Wer also zur transparenten Feinstrumpfhose greift, der sieht sich genötigt, kurzerhand selber Mittel und Wege finden, das Tragen so angenehm und wenig riskant wie möglich zu gestalten. Kaum eine Frau etwa kauft ein Modell in ihrer tatsächlichen Konfektionsgröße. Wer normalerweise eine S trägt, wird also eine L wählen, denn das löst immerhin das Problem mit dem hängenden Schritt. Um drohende Laufmaschen im Zweifel aufzuhalten, hat jede Frau, aber auch wirklich jede, stets ein Ersatzmodell dabei, oder immerhin ein Fläschchen Nagellack. Und zu Beginn eines jeden Herbstes ist eigentlich der Besuch im Pedikürestudio angesagt, damit die Hornhaut nicht schon beim Überstreifen das Nylon zerstört.
Die transparente Strumpfhose wird ihr sexualisiertes Image einfach nicht los. Hier von Kunert
Copyright: Kunert
Man merkt: Es gehört einiges an Aufwand dazu, eine transparente Feinstrumpfhose zu tragen. Ob es das noch wert ist, darin sind sich Frauen allerdings heutzutage nicht mehr ganz einig. Zumal alles unter 40 Den es einfach nicht schafft, sich von seinem sexualisierten Image zu befreien, das auf den Ursprung der Strumpfhose zurückgeht. Ende des 19. Jahrhunderts taucht sie in einem französischen Bordell erstmals auf. Weil die feinen Strümpfe noch an Strumpfhaltern, heute besser bekannt als Strapse, fixiert werden, ordnet man sie zunächst vor allem dem Rotlichtmilieu zu. Der 15. Mai 1940 ändert das. Er geht als „Nylon-Day“ in die Modegeschichte ein, seitdem werden Strümpfe aus Nylon gefertigt. Die erste Nylonstrumpfhose kommt 1958 auf den Markt und wird fortan von Frauen jeden Umfelds getragen. Dass sie trotzdem weiterhin sexy bleibt, dafür sorgen berühmte Trägerinnen wie Marilyn Monroe, oder später Madonna. In den 60ern erobert der Minirock die Modewelt und geht mit der transparenten Strumpfhose eine provokante Liaison ein: Die Haut der Trägerin ist zwar komplett bedeckt, wirkt aber trotzdem nackt.
Und nun auch noch die weiße Logo-Strumpfhose
Es dürften also auch diesen Herbst wieder Millionen Frauen morgens vor dem Kleiderschrank stehen und sich gedanklich damit auseinandersetzen, ob sie nun lieber transparente Strumpfhosen tragen und dafür ein wenig Aufwand betreiben oder aus praktischen Gründen lieber zur biederen Variante greifen. Vor diesem Hintergrund erscheint es tatsächlich erstaunlich, dass neuerdings auch noch eine ganz andere Variante der Strumpfhose auf dem Markt erscheint – und zwar die weiße Logo-Strumpfhose.
Bei Gucci sah man sie schon in der vergangenen Saison, ebenso wie bei Saks Potts, einem stilweisenden Nischenlabel aus Kopenhagen. Und seit auch noch Chanel im vergangenen Februar seine Models mit weißen Logo-geprägten Beinen auf den Laufsteg schickte, hängt die weiße Nylonstrumpfhose in diesem Herbst tatsächlich überall in den Läden, bereit, gekauft zu werden.
Strumpfhose von Saks Potts
Copyright: Saks Potts
Vermutlich wird sie dort auch hängen bleiben, wer schon bei einer Laufmasche panisch reagiert, wird erst recht keinen Logo-Zirkus auf seinen Beinen akzeptieren. Und wer die Strumpfhose ablehnt und sie durch eine Quasi-Leggings ersetzt, der wird die weiße Logo-Strumpfhose erst recht nicht verstehen. Dabei könnte man sie doch eigentlich als Überbrückung nutzen. Und zwar bis endlich die erste Strumpfhose erfunden wird, die laufmaschenresistent, schwarz-transparent und gleichzeitig auch noch alltagstauglich ist. Wann immer das auch sein mag.
© Axel Springer SE. Alle Rechte vorbehalten
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