Eigentlich überrascht mich das Ergebnis der Umfrage nicht.
Bei der älteren Generation stellt sich die Frage, wie weit sie sich ins Internet begeben können, um sich hier zu beteiligen. Selbst wenn eine verborgene Leidenschaft in ihnen schlummert, besteht nicht die Möglichkeit, dass sie es durch ihre Erziehung das als "Schweinekram" abtun.
Ferner gehört die Generation 70+ zu der Generation, bei denen es eine strikte Rollentrennung in der Familie gab, Papa geht zur Arbeit, Mäma kümmert sich um den Haushalt und die Kinder und sorgt dafür, dass alles tiptop und ruhig ist, wenn der Papa als Ernährer abgespannt von der Arbeit kommt und seine Erholung braucht. Ferner konnte der Papa von morgens bis abends Nylonstrümpfe betrachten. Jungen waren vielleicht auch froh, dass sie zu kurzen Hosen keine langen Wollstrümpfe tragen mussten, als ihnen die langen Hosen wie Papa zugestanden worden sind. Da hatten lange Nylonstrümpfe, die noch befestigt werden müssen, keinen Sinn, zumal die Mädchen ihrer Weiblichkeit dadurch definierten. Obendrein bestand ja damals die Gefahr drakonischer Strafen, wenn er sich an Muttis teuren Strumpfen verging und erst recht wenn er sie für seine Zwecke benutzte.
Ich kann auch verstehen, dass der Nachwuchs ausstirbt, so wie heute Jugendliche kein an Sachen haben, die in der Eltergeneration selbstverständlich waren. Ich denke, die meisten jungen Menschen haben es nicht mehr im Sinn, von Mama Häkeln zu lernen oder Papas Briefmarkensammlung weiterzuführen. Feinstrumpfwaren sind in dieser Generation die Ausnahme, nicht nur die Mutter hat die Vortrile einer Jeans erkannt, und wenn eine (junge) Frau mal ausnahmsweise eine anzieht, landet sie am nächsten Tag in der Schubladenversenkung oder in der Müllltonne. So fehlem auch dem männlichen Nachwuchs die auch im wahrsten Sinne des Wortes die Berührungspunkte, zumal immer mehr Frauen ihre Weiblichkeit nicht über ihre Füße definieren wollen.
Diese Generation, die gerade mit den neuen Medien und Internet bestens vertraut ist kann sich alles Mögliche dort anschauen und auch die Sexualität in alle Richtungen entwickeln, ohne auf Verstecke angewiesen zu sein. Einfach den Verlauf löschen und fertig.
Die Generationen dazwischen haben etwas anderes erlebt. Zum einen wurde das Interesse durch Miniröcke und Hot-Pants geweckt und bei den aufkeimenden Partnerschaften war Nylon zwangsweise dazwischen.
Ferner wurde die Sexualität nicht mehr als verabscheuenswürdiges Übel verteufelt, es begann sich, wenn auch anfangs zögerlich, dann immer rasanter, das Gegenteil zu entwickeln. Die Werbung für Feinstrumpfhosen war überall freizügig vorhanden und auch die Verpackungen beflügelten eher die Fantasie, während bei Omas Nylonstrümpfen höchstens das Gesicht einer glücklichen Frau zu sehen war. Hinzu kam, dass im Verhältnis die Strumpfhosen immer günstiger wurde, nicht nur, dass somit die Altergrenze bei der Mädchen sank und es nicht nur ein Privileg der Mutter war (die ersten Nylonstümpfe gab es für die "Backfische" erst ab dem Einsetzen der Geschlechtsreife bis zum Abschluss der Schulzeit), auch der Abfall oder andere Entsorgungsmöglichkeiten (mit dem Verschwinden des Küchenofens) konnte eine Beschaffungsquelle für Jungen sein.
Wer als Junge mutig war, konnte offen nach ausrangierten Strumpfhosen für diverse Bastelarbeiten fragen, denn Nachschub durch Laufmaschen gab es immer reichlich. Selbst wenn der Mut nicht ausreichte, Nylonwaren konnten mehr oder minder unauffällig dauerhaft ausgeliehen werden, da die meisten Frauen den Überblick über ihre Bestände zwischen Einkauf und Entsorgung verloren hatten, wenn es nicht gerade die Schwarzen waren, die damals nur im Trauerfall eingesetzt wurden. Ferner waren sie leichter zu verstecken, was bei hochhackigem Schuhwerk nicht so einfach war. Falls das Versteck entdeckt wurde, lag es an dem Einzelnen glaubhaft zu versichern, dass es sich hier, sofern keine Sportsflecken vorhanden, ebenfalls um Rohmaterial für Bastelarbeiten handelte (wäre bei einem BH schon schwieriger) und man den milderen mütterlichen Zorn auf sich gezogen hätte, warum hast Du mich nicht direkt gefragt statt zu stiebitzen.
Vielleicht ist das auch der Grund, warum Strumpfhosen vor den Nylonstrümpfen dominieren, denn bei einer Strumpfhose entfielen die Probleme mit der Halterung, sprich Beschaffung (was willst Du denn aus meinem alten Hüfthalter basteln?) Verbergen (was hast Du den da für Beulen an den Oberschenkeln?) Verstecken und der Erklärungsnot, wenn das Versteck der mütterlichen Neugierde oder Ordnungssinn nicht gewachsen war. Hinzu kommt, das mit dem Aufkommen der Feinstrumpfhosen oft der mütterliche Bestand an Haltern und Nylonstrümpfen wie Erdbeereis in der Sahara schmolz (und bei den Schwestern überwiegend nicht bestanden hat) oder der Junge sich gleich wie Muttern zu der Erkenntnis kam, Feinstrumpfhosen sind praktischer, Anziehen ohne Gefummel und danach nicht die Gefahr, das sich doch was löst.
So erkläre ich mir, dass hier die Kreise der 40-60-jährigen die Mehrheit stellen, zu der ich auch gehöre.