Also ich würde da Triaxomera zustimmen, dass das geniesen des "anders sein" etwas damit zu tun hat.
Bei mir war es bereits ziemlich früh, noch zu Kindergartenzeiten, als es unter den Jungs urplötzlich verpöhnt war, eine SH zu tragen. Mir selbst hatte es damals gefallen, es war Normalität. Es war bequem und kuschlig und bis dahin nie ein Problem. Dann wurde ich plötzlich von ein paar Kindern deswegen "angemacht". Um weiteren Problemen aus dem Weg zu gehen, war ich dann irgendwie auch "dagegen". Jedoch nie aktiv gegen andere, sondern ich gegegen Mutti!
Mütter merken so etwas ja nicht. Die legen dir, wenn nichts dazwischen kommt, von 0 - 20 Jahre immer die gleiche Wäsche raus. Und so begann der Spagat zwischen dem, mir gefällt das tragen von SH und offiziell dagegen zu sein.
Ich habe dann angefangen, im Laufe der Zeit, meine Mitschüler etc. diesbezüglich zu beobachten. Es war immer ein befriedigendes Gefühl, wieder einen "enttarnt" zu haben, eben weil er bei Sport im Winter die Socken vergessen hatte, und nun in der SH mit der kurzen Hose drüber in der Turnhalle sass, oder ich ihn zu hause mit einem Besuch überraschte. Im Grunde völlig unbedeutend, aber Kinder sehen das anders.
Von dieser Zeit an, war es für mich immer etwas besonders, wenn ich eine SH anhatte. Die anderen wussten nichts davon, und ich hatte mein prickelndes Gefühl, etwas zu tun, was nicht den Normen so entspricht, wie es die breite Masse macht. Den Kick eben! Man redet es sich dann immer mehr ein, etwas quasi "Verbotenes" zu tun, und umso mehr macht es Spass, heimlich eine SH anzuziehen.
Ist natürlich Quatsch, aber so empfand ich das damals. Und immer wenn ich allein war, habe ich meine Skistrumpfhose aus dem Schrank geholt und bin so durch die Wohnung gelaufen.
So wurde im Laufe der Jahre daraus vermutlich ein Spleen, ein Fetisch. Es verband sich ein prickelndes Gefühl mit dem anhaben dieses Kleidungsstückes (funktioniert vermutlich mit allem, vom Gummistiefel bis zur Ledermaske).
Viele unterdrücken ihre Gedanken an so etwas, bis sie möglicherweise keine Rolle mehr spielen. Aber ich bin der Ansicht, dass JEDER, wirklich JEDER, irgend etwas hat, was ihn besonders anmacht. Nur der eine lebt damit, baut es aus (eigene SH-Abteilung im Kleiderschrank), und der andere unterdrückt es, weil es nicht sein kann oder sein darf.
Nahezu alle Männer die ich kenne, stehen auf Frauen in SH oder Strapse. Nur scheinen die Damen dies wiederum nicht zu merken. Woran mag das liegen?
Wir Männer scheinen im Gegenzug immer noch nicht genau zu wissen, worauf unsere Mädels wirklich abfahren. Also bei meiner jetzigen, und der davor, hab ich es jedenfalls nicht rausgebracht, was sie antörnt. Und gefragt habe ich nicht nur einmal. Sie scheinen das besser verstecken zu können, oder es als unanständig abzuhaken.
Ich kann das nicht. Ich habe es ehrlich probiert. Ich brauche das Gefühl eine SH zu tragen. Im Sommer wenigstens daheim, im Winter überall.
Dank Internet und vielen einzelnen Beobachtungen ist mir klar geworden, dass es eigentlich total unbedeutend ist, welchen Stoff ich um meine Beine wickele. Es geht keine Sau was an, und es interessiert die allermeisten garnicht und die andern nur am Rande.
Möglicherweise ist es auch eine Stilfrage. Habe heute eine attraktive Frau auf nem Brunch gesehen, die hatte fast druchgelaufene Socken mit Mickey-Maus-Motiv an. Was soll man davon halten? Was würde sie sagen, wenn sie wüsste, dass der Typ, denn sie nicht kennt, ihr aber gegenüber sitzt, eine 30 Euro (Damen)-SH von Wolford trägt? Schick? Geil? Abartig? Egal?
Aber will ich, dass es alle machen, was mir den Reiz des Heimlichen besorgt? Dass es üblich ist? Ich weiss es nicht! Am Anfang wäre es unbestreitbar megageil. Mit der Zeit verlöre sich aber dieser Reiz, so wie es bei der Liebe ist. Es wird ruhiger! Keine "sportliche Herausforderung" mehr, im Ausforschen der anderen. Man wüsste es ja, und es wäre so normal, wie sich morgens die Socken anzuziehen.
Das wäre doch echt schade und tierisch langweilig!
Jake